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Enthüllung des Grabstein-Fragmentes (v.l.) OB Möller, Dr. Arend und Linde Weiland... - Max Colin Heydenreich

- Max Colin Heydenreich

27.01.04 - Fulda

Jüdischer Grabstein in Hauskapelle von "mediana Pflegestift" enthüllt

Genau 65 Jahre nach der Einebnung und Planierung des früheren jüdischen Friedhofes von Fulda wurde heute morgen im Fuldaer "mediana Pflegestift" ein jüdisches Grabsteinfragment enthüllt. Das cirka 30 mal 30 große Stück wurde in einer Wand der Hauskapelle eingemauert. In hebräischer Schrift ist darauf gerade noch zu entziffern "....er wurde begraben am Donnerstag". Ein Stück jüdische Geschichte - Zeugnis wider das Vergessen. Unscheinbar wirkt der Stein, stark verwittert und beschädigt, die Schriftzeichen sind fast nicht mehr zu erkennen. Und trotzdem ist gerade dieser Grabstein etwas Besonderes, denn er ist ein wichtiges Stück jüdischer Geschichte in Fulda, stammt vom alten jüdischen Friedhof, der einst – bis 1938 - inmitten der Stadt lag, und an den heute nur noch eine bronzene Tafel versucht zu erinnern.

Während der Bauarbeiten zum Pflegestift Mediana am Martin-Luther-Platz / Rangstrasse im Jahre 2002 wurden im Fundament eines Abbruchhauses zwölf jüdische Grabsteinfragmente entdeckt, die offensichtlich von diesem alten Jüdischen Friedhof stammen. Dieser Friedhof wurde während der Reichspogromnacht im November 1938 zerstört und im Januar 1939 von den Nationalsozialisten gänzlich geschleift und planiert. Die vorhandenen Grabsteine wurden später – so wie es damals die Zeitung stolz den Lesern vermeldete - als Baumaterial verwendet. Anscheinend wanderten einige Steine auch in die Rangstraße, in das Fundament der ehemaligen Isolierstation des Städtischen Krankenhauses. Erst mit dem Abriss des Gebäudes kamen die zweckentfremdeten Steine zum Vorschein.

Die Steine wurden von den Verantwortlichen der Pflegeeinrichtung der Jüdischen Gemeinde Fulda übergeben. Elf Fragmente hat die Stadt Fulda auf einer gemeinsamen Grabplatte anbringen und auf dem heutigen jüdischen Friedhof aufstellen lassen. Auf keinem Stück wurde ein Name gefunden. Das zwölfte Grabsteinfragment aber sollte nach dem Wunsch der Jüdischen Gemeinde und dem Pflegestift Mediana weiterhin am Ort der Auffindung "wider das Vergessen mahnen". Und heute war es soweit: die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Fulda, Linde Weiland, übergab - 59 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz - diesen Stein seiner endgültigen Bestimmung im Pflegestift.

Als einen „Glücksfall“ bezeichnete Mediana-Geschäftsführer Dr. Stefan Arend die Entdeckung der Steine. Für ihn seien die Grabsteine einmalige Geschichtsdokumente, die es zu bewahren gelte. Mit solchen Belegen sei es unmöglich, die über 600jährige Geschichte der Juden in Fulda leugnen oder die Verbrechen an den jüdischen Mitbürgern, die im Holocaust gipfelten, vergessen zu wollen. Angelehnt an eine Formulierung Richard von Weizsäckers postulierte Arend: „Nur wer die eigene Geschichte kennt und sich mit ihr auseinandersetzt kann Freiheit gewinnen!“

Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller unterstrich in seinem Grußwort, dass man Erinnerungskultur zu pflegen habe, um auch die Brücken in die Zukunft zu schlagen. Er erinnerte auch an das Engagement von Dr. Wolfgang Hamberger, der als damaliger Fuldaer Oberbürgermeister in den 1980er Jahren die ehemaligen jüdischen Mitbürger nach Fulda zu einem Wiedersehen eingeladen hatte.

Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Fulda, Linde Weiland, dankte dem Pflegestift und freute sich besonders darüber, dass das Grabsteinfragment in der Hauskapelle der Pflegeeinrichtung seinen Platz gefunden hätte. Angesichts dessen sei ihr „nun ums Herz ganz warm“. Sie war es auch, die die Gedenkfeier beendete - mit dem in Hebräisch gesungenen 23. Psalm, der auf Deutsch mit den Worten beginnt: der Herr ist mein Hirte.... +++


Oberbürgermeister Möller bei seiner kurzen Ansprache... - Max Colin Heydenreich

- Max Colin Heydenreich


Dr. Stefan Arend: "Ein Teil der historischen Wahrheit für Deutschland"... - Max Colin Heydenreich

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- Max Colin Heydenreich

- Max Colin Heydenreich


- Max Colin Heydenreich

Für Linde Weiland, die Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde,.... - Max Colin Heydenreich


...ist diese Grabsteinfragment .... - Max Colin Heydenreich

...mit der Inschrift "er wurde begraben am Donnerstag" .... - Max Colin Heydenreich


..."eine warme Geste der Menschlichkeit"... - Max Colin Heydenreich

Gespräch von Linde Weiland mit mediana-Hauptgesellschafter Willi Kropp.... - Max Colin Heydenreich


Der jüdische Friedhof in Fulda .... - Martin Angelstein

- Max Colin Heydenreich


- Max Colin Heydenreich

Die übrigen elf Grabsteinfragmente wurden entsprechend jüdischer Tradition auf den Friedhof gebracht... - Max Colin Heydenreich

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