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06.08.11 - RASDORF
Point Alpha Gedenkstätte erhält begehrtes Europäisches "Kulturerbe-Siegel"
Zwölf markante Orte der deutsch-deutschen Teilung sind in dieser Woche in Potsdam mit dem "Europäischen Kulturerbe-Siegel" ausgezeichnet worden. Zu dem Netzwerk "Eiserner Vorhang" gehören etwa die Gedenkstätte Berliner Mauer, der frühere Grenzübergang Marienborn wie auch der an der hessisch-thüringischen Grenze bei Rasdorf und Geisa gelegene ehemalige US-amerikanische Beobachtungsposten "Point Alpha". Die heutige Mahn- und Gedenkstätte gehört zu einer Gruppe von Gedenkstätten unter der Bezeichnung "Eiserner Vorhang", die in sieben Bundesländern bestehen. Insgesamt sind 17 europäische Staaten an der Vergabe der Plakette beteiligt, die symbolisch einen Torbogen mit gelbem Stern darstellt. Voraussetzung ist, dass die Empfänger "grenzüberschreitenden oder gesamteuropäischen Charakter" haben. Die Gedenkstätten mit dem begehrte Kulturerbe-Siegel der Europäischen Union - und müssen damit besonders besucherfreundlich und informativ sein.
Angeschraubt wird das Europäische Kulturerbe-Siegel in Osthessen allerdings erst in einer Woche, wenn am 13. August auch einem Tag gedacht wird, der inzwischen genau 50 Jahre zurückliegt: dem Mauerbau quer durch Berlin. Dann erhält die scheidende Direktorin der Point Alpha Stiftung, Uta Thofern, das Siegel aus der Hand des thüringischen Kultusministers Matschie (SPD).
In Deutschland erhalten die Plakette noch das frühere Berliner Notaufnahmelager Marienfelde, Thüringens Grenzlandmuseum Eichsfeld sowie in Leipzig das Museum in der "Runden Ecke", die Nikolaikirche und der Innenstadtring, wo 1989 tausende Menschen mit ihren Demonstrationen zum Fall der Mauer beitrugen. Dazu kommen in Brandenburgs Landeshauptstadt Schloss Cecilienhof als Ort der Potsdamer Konferenz für die Siegermächte 1945 und die während der Teilung gesperrte Glienicker Brücke.
Im Juni 2009 beschloss der Kulturausschuss der Kultusministerkonferenz, den Ländern die Themen „Eiserner Vorhang“ und „Stätten der Reformation“ vorzuschlagen. Am 7. Mai 2010 gab darüber hinaus der Bundesrat eine Stellungnahme zu dem Vorschlag für eine EU-weite Initiative ab, die eine grundsätzliche Zustimmung mit einigen Forderungen beinhaltet. Seit Anfang Dezember 2010 ist Deutschland mit den beiden Vorschlägen der Länder der zwischenstaatlichen Initiative beigetreten. Die Federführung für das Netzwerk von Stätten zum Thema „Eiserner Vorhang“ liegt beim Land Berlin.
Der kultur- und medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Börnsen (Bönstrup), und der Obmann der Arbeitsgruppe Kultur und Medien, Marco Wanderwitz, erklärten: "Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat von Anfang an die Einführung des Europäischen Kulturerbe-Siegels unterstützt. Damit werden Stätten ausgezeichnet, die für die Geschichte und den Aufbau der Europäischen Union von besonderer Bedeutung waren. Erstmals erhalten in diesem Jahr deutsche Stätten diese Auszeichnung. Mit der Verleihung des Siegels wird die europäische Identität gefördert. Das Siegel ergänzt die Welterbe-Liste der UNESCO. Es geht bei dem Europäischen Kulturerbe-Siegel nämlich nicht um die ästhetische Qualität der Orte, sondern um ihre Rolle in der Geschichte der Europäischen Union. Zudem ist das Siegel ein Mittel der kulturellen wie der politischen Bildung für die junge Generation. Schließlich wird damit auch der Kulturtourismus gestärkt".
Die Union begrüße, dass in Deutschland in der ersten Auswahlrunde der Schwerpunkt auf die Erinnerung an die Teilung Deutschlands und Europas gesetzt wurde. Die Teilung des Kontinents und unseres Landes habe die Geschichte Europas nachhaltig geprägt. Den Tendenzen zur Verharmlosung der Folgen dieser Teilung könne durch das Europäische Kulturerbe-Siegel vorgebeugt werden. Die vielen Menschen, die bei der Flucht ums Leben kamen, dürften nicht in Vergessenheit geraten. Erst die Überwindung des Eisernen Vorhangs 1989/1990 habe die Voraussetzung für eine Einigung des gesamten europäischen Kontinents geschaffen. +++