Archiv


25.03.11 - FULDA

Grund zum Feiern: Jüdisches Gemeindezentrum für 200.000 Euro umgebaut

Kräftige Kinderstimme weist in die Zukunft

Wie dicht beieinander Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind, konnten die Gäste der Jüdischen Gemeinde bei einer kleinen Feier zum Abschluss der umfangreichen Umbauarbeiten spüren. Moritz Neumann, Landesvorsitzender der Jüdischen Gemeinden in Hessen, ließ ein Stück eigene Familiengeschichte Revue passieren. Als Kind und Jugendlicher hatte er 20 Jahre in der Rangstraße gelebt. Das heutige Gemeindezentrum, die ehemalige Jüdische Schule, war ihm wohl vertraut. In dem auffälligen roten Backsteinbau hatte der Ehemann von Neumanns Tante Miriam als Lehrer gearbeitet, bevor ihn die Nazis nach Schließung der Schule ins Vernichtungslager nach Auschwitz transportierten, ermordeten. Heute ist wieder Leben in den Bau eingekehrt, nicht zuletzt dank der Initiative des früheren Fuldaer Oberbürgermeisters Dr. Wolfgang Hamberger – und im jetzt fertig gestellten Nebengebäude hat die Jugend und damit die Zukunft ein neues Zuhause gefunden. Darüber freute sich nicht nur Moritz Neumann, sondern vor allem auch Gemeindevorsitzender Roman Melamed und Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller.

Integration

Vor Gästen, darunter auch Stadtbaurätin Cornelia Zuschke, sprach Melamed von der Neugestaltung als einem „wichtigen Meilenstein in der Integration der Jüdischen Gemeinde in Fulda, insbesondere der Jugendlichen“. Wichtig gerade für Ältere sei der neue Aufzug sowie der behindertengerechte Zugang zum Gemeindezentrum; als ebenso wichtig für die eigene Arbeit bezeichnete der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde die Sanierung und Umfunktionierung des ehemaligen benachbarten Toilettengebäudes zur neuen Begegnungsstätte für Jugendliche mit Gemeinschaftsraum, Teeküche und Büro. Melameds herzlicher Dank galt sowohl OB Möller als auch Stadtbaurätin Zuschke, die die Umbaumaßnahme konstruktiv begleitet hätten, insbesondere aber auch dem Team um Dunja Fehl vom Gebäudemanagement und den fleißigen Helfern des Betriebsamtes.

Chance ergriffen

Auch Fuldas Verwaltungschef sprach von der Einweihung des Umbaus als einem „wichtigen Markstein, der 111 Jahre nach der Übergabe der Jüdischen Volksschule und 14 Jahre nach der Wiederbelebung der Gemeinde in der Geschichte der Jüdischen Gemeinde gesetzt wird“. Ein lang gehegter Wunsch des Vorstands gehe nunmehr in Erfüllung. Vieler intensiver Gespräche habe es bedürft, bis klar war, dass ein bequemer und behindertengerechter Zugang für Ältere und neue Entfaltungsmöglichkeiten für Jüngere geschaffen werden konnten. Trotz langer Wartezeit habe die Stadt die Chance, die sich ihr über das Konjunkturprogramm des Bundes geboten habe, ergriffen. Für rund 200.000 Euro konnten sowohl der neue Fahrstuhl, der Zugang als auch der Umbau des vorhandenen Nebengebäudes in der Zeit von Februar bis Dezember 2010 realisiert werden. Dieser Festtag reihe sich ein in eine ganze Reihe von Initiativen wie der Anlage des neuen „Ortes der Erinnerung“ auf dem Platz der ehemaligen Synagoge oder dem kürzlich vorgestellten Buch des Imhof-Verlags zur jüdischen Geschichte Deutschlands und Fuldas. All das werde nun ergänzt mit dem, „was von der Gegenwart in die Zukunft weist“. Die kräftige Stimme des erst wenige Wochen alten Sohnes von Dunja Fehl unterstrich zur Freude des Publikums die Worte des Oberbürgermeisters, bevor Moritz Neumann seine bewegende Rückschau und einen Ausblick hielt.

Im Schatten der Amerikaner

Nach dem Krieg seien „im Schatten der Amerikaner“ jüdische Menschen wieder nach Fulda zurückgekehrt. 500 Holocaust-Überlebende brauchten einen Ort des Gebets. Kurzerhand hätten die Amerikaner die ehemalige Schule zum jüdischen Gemeindehaus erklärt. Doch schon bald habe es einen „zweiten, freiwilligen Exodus“ aus Fulda gegeben. Denn, so meinte Neumann: Wer wollte schon im Land der Täter und Mitläufer bleiben“. Aus dem Gemeindehaus wurde die Pestalozzischule als Hilfsschule mit einem externen Gebäude für Sanitäreinrichtungen. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen bekannte Neumann, dass Fulda bundesweit wohl der einzige Fall sei, wo ein solches Gebäude als Versammlungs- und Veranstaltungsort für Jugendliche angeboten worden sei. Ungeachtet dessen fiel Moritz Neumanns Lob eindeutig aus. Architekten und Handwerker hätten „ihre Arbeit gut gemacht“. Was jetzt hier steht, sei ein „schmuckes Nebengebäude, das gebraucht wird“. Nachdem Dr. Hamberger entgegen vieler Skeptiker die Sanierung der alten Schule als neues Gemeindezentrum durchgesetzt habe und nun OB Möller den behindertengerechten Zugang geschaffen und das Nachbargebäude aus dem Dornröschenschlaf geweckt habe, sei er gespannt, welches Gebäude der nächste Fuldaer Oberbürgermeister für einen künftigen Bedarf der Gemeinde hinzufügen werde. Für den lebendigen und temperamentvollen Rahmen der Feier sorgte der gemischte Chor der Jüdischen Gemeinde unter Leiterin von Kalina Reut. +++



Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön