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10.09.10 - Fulda

„Warum ich nicht bei meinen Eltern leben kann“ - Biografiearbeit mit Pflegekindern

Kinder, die bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen, haben praktisch ständig Gelegenheit, Geschichten über ihre Vergangenheit zu erfahren. Auf diese Weise werden wichtige Fragen aus erster Hand beantwortet. Ganz anders verhält es sich hingegen bei Kindern aus Pflege- und Adoptivfamilien, die häufig zu wichtigen Stationen ihres Lebens nur wenige oder gar keine Informationen haben. Ein Erfahrungsaustausch in einer Gruppe bietet solchen Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, sich nicht mehr als allein zu erleben. Sie lernen auf diese Weise Gleichaltrige kennen, die mit ähnliche Situationen und vielleicht sogar noch größeren Schwierigkeiten konfrontiert sind

Über einen Zeitraum von zweieinhalb Monaten wurden in der Kindergruppe „Auf meinen Spuren“ die Grundsteine einer nachhaltigen Biografiearbeit gelegt. In der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche trafen die fünf Kinder im Alter von acht bis 13 Jahren unter Anleitung der Diplom-Pädagogin Carola Möller und der Diplom-Sozialpädagogin Marzena Kowalski wöchentlich zusammen. Auftakt und Abschluss bildeten zwei Elternabende. Die Grundlagen der durchgeführten Übungen orientierten sich am Konzept „Mädchen und Jungen entdecken ihre Geschichte“ von Brigit Lattschar und Irmela Wiemann (Juventa Verlag: Weinheim, München, 2. Auflage 2008), das an die spezifischen Bedürfnisse von Pflegekindern angepasst wurde.

Um den Kindern den Zugang zur Gruppe leichter zu gestalten, sind Vertrautheit und ein sicherer Rahmen erforderlich. Beides wurde durch die Einführung von Ritualen und einer wiederkehrenden Struktur sowie eine ausführliche Form des Kennenlernens unterstützt. Im Nachhinein lässt sich festhalten, dass die Teilnehmer diese Maßnahmen als sehr positiv empfanden. Die Heranführung an das Thema der eigenen Biografie begann in kleinen Schritten, zum Beispiel mit dem Erstellen eines Steckbriefs, und intensivierte sich im Laufe der weiteren Sitzungen mit zunehmendem Vertrauen in die Gruppe. So sollten die Teilnehmer zum Beispiel bei der Übung „Mein inneres Haus“ die wichtigsten Menschen in ihrem Leben aufschreiben.

Zu den wesentlichen Ergebnissen zählt das Lebensbuch, das im Rahmen der Gruppenarbeit von jedem Kind verfasst wurde. Die Intention dabei ist, dieses Buch auch im Anschluss an die Kindergruppe fortzuschreiben und so tatsächlich ein „Buch der eigenen Lebensgeschichte“ entstehen zu lassen. Viele Übungen hatten zum Ziel, sich auf verschiede Weise mit der eigenen Person und den eigenen Stärken auseinander zu setzen. In diesem Zusammenhang diente auch die „Geschichte meines Namens“ dazu, mit anderen Teilnehmern aus der Gruppe in Dialog zu treten und einander Fragen zu beantworten. In unterschiedlichen Übungen wurde die Selbstwahrnehmung beim Erleben von körperlichen und situationsabhängigen Gefühlszuständen geschärft.

Die Erfahrungen der Gruppenarbeit haben gezeigt, dass die Begleitung der Kinder bei der Beschreibung ihrer Biografie, etwa in Form ihres Lebensbuches, eine intensive Kooperation zwischen der Gruppenleitung und den Pflegeeltern erfordert. Um Wissenslücken zu füllen, ist auch die Einbeziehung der leiblichen Eltern vom Vorteil. So kann beispielsweise gemeinsam mit der leiblichen Mutter ein Brief an das Kind verfasst werden. Insgesamt lässt sich festgehalten, dass der Austausch der Teilnehmer untereinander und Bedürfnis, Gemeinsamkeiten zu finden, groß waren. Die Kindergruppe nach Möglichkeit soll im kommenden Jahr fortgesetzt und auf diese Weise zu einem festen Bestandteil der Arbeit in der Beratungsstelle werden. +++

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