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30.04.10 - Fulda

Spannende Ausstellung von 5 Individualisten im Vonderau Museum: artist 2010

Nur noch bis zum 16. Mai 2010 ist im Vonderau Museum eine interessante Sonderausstellung zu sehen. Die zum zweiten Mal veranstaltete Reihe „art ist“ stellt einen Versuch dar, unter dem Dach des Fuldaer Museums gleich mehreren unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstlern den Raum für eine individuelle Selbstdarstellung ihres aktuellen künstlerischen Werks zu bieten.

„Nicht die Abbildung der Wirklichkeit ist das Ziel der Kunst, sondern die Erschaffung einer eigenen Welt.”

hat einmal der kolumbianische Bildhauer und Maler Fernando Botero (*1932) formuliert, ein Spruch der auch für die Kunstausstellung artist 2010 zum Motto werden könnte. In den drei Sonderausstellungsräumen des Museums zeigen die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler ihre eigenen individuellen Weltvisionen, die hier zu einem Gesamtwerk, der Fuldaer Ausstellung „art ist“ zusammen wachsen. Weniger eine Gemeinschaftsausstellung im üblichen Sinn, sondern Einzelpräsentationen, die im Austausch oder Dialog unterschiedlicher künstlerischer Positionen bestehen müssen. Wie schon in vergangenen Jahren, verlangte auch dieses neue Projekt von allen Beteiligten ein großes Maß an Spontaneität, Flexibilität und Kompromissbereitschaft, um sich aufeinander einzulassen und auch verlassen zu können. Nur unter aktiver Mitwirkung der beteiligten Künstlerinnen und Künstler konnte aus dem Einzelwerk eine Gesamtschau entstehen. In diesem Jahr nehmen teil: David P. Campbell, Veronika P. Dutt, Oliver Estavillo, Bernd Haspel und Walter Moritz.

Den unteren Ausstellungsraum beherrschen zwei monumentale Bildwerke des in Kalifornien geborenen David Campbell, der 1982, nach Abschluss seines Kunststudiums, Amerika den Rücken kehrte und nach Italien auswanderte. 1996 brachte in sein Schicksal nach Loheland, wo er auch heute noch lebt und arbeitet.

Seine aus weißem Marmor herausgearbeiteten Werke beherrschen den Raum. Die noch stark an dinglicher Realität orientierten Skulpturen verfremdet der Künstler im Entstehungsprozess durch Abarbeiten von Schichten, Vereinfachen, Abrunden und Glätten im Sinne einer immer mehr abstrakten Vision. Seine Vorliebe für den marmo statuario lässt ihn dem Material eine brillante Transparenz und ein Lichtspiel entlocken, was die Skulpturen weit in den Raum wirken lässt. Hier begegnet Campbell der seit 1988 in der Rhön wirkenden Künstlerin Veronika P. Dutt. Sie kam vom Bodensee, dort studierte sie zunächst in Konstanz und ist seit 1983 freischaffende Künstlerin. 1988 kam sie nach Fulda, seit 1993 lebt und arbeitet sie in der Rhön.

Von der Farbfeldmalerei ausgehend versucht Veronika Dutt mit ihren „Lichtung“ genannten, entmaterialisiert scheinenden Gemälden den haptisch zu begreifenden und betastbaren skulpturalen Werken eine andere Wertigkeit entgegen zu setzen. Ihre aus zahlreichen aufeinander folgenden lichtdurchlässigen Lasurschichten erschaffene, auf Farbe reduzierte, reine Malerei entführt den Betrachter in eine imaginäre raumerfüllte Bildperspektive. Den materiellen und prozessualen Konsequenzen – dem Abarbeiten und Auftragen von Schichten – folgend, stehen die vereint wirkenden Bildwelten der beiden Künstler in einem von Dialektik geprägten Dialog: Die in den Raum wirkenden Skulpturen David Campbells und die den Raum in sich hinein nehmenden Malereien Veronika Dutts.

Vergleichbar, auch wenn in formaler Hinsicht diametral anders, korrespondieren die dem Informel verpflichteten gewagten Farbkompositionen des seit einem Jahrzehnt in Schlitz beheimateten Künstlers Walter Moritz und die aus Schrottstahl fabrizierten, rauen und phantasievollen Gebilde des Fuldaer Bernd Haspel. Der in Fulda geborene Bernd Haspel, eigentlich ein Meister der Weltmechanik, beschäftigt sich in seiner zweiten Berufung schon seit 1976 mit der Malerei, entdeckte aber erst 1997 seine Stärken bei der künstlerischen Arbeit mit Metal. Wie einst Joan Miró seine Skulpturen aus Fundstücken zusammensetzte, so nimmt Bernd Haspel Eisenschrott auf und fügt sie zu Kunst zusammen. Ein Freund Miros soll einmal bewundernd gesagt haben: 'Wenn ich einen Stein aufhebe, ist es ein Stein. Wenn Miró einen Stein aufhebt, ist es ein Miró.' So viel im Leben ist des Aufhebens wert. Die Kunst lehrt uns, nicht wie Blinde durch die Welt zu stolpern, sondern zu sehen. Sehen müssen wir auch, wenn wir in die abstrakte Welt von Walter Moritz eintauchen sollen. In Limburg an der Lahn geboren, studierte er an der Kunstakademie in Stuttgart, wagte aber zunächst nicht den Sprung ins kalte Wasser des Künstlerlebens und wandte sich doch lieber der Pädagogik und Psychotherapie zu. Erst mit dem Umzug nach Schlitz richtete er sich 2001 ein Atelier ein und ist seitdem als freischaffender Künstler auf dem Gebiet der abstrakten Malerei mit dem Schwerpunkt der innenarchitektonischen Gestaltung tätig.

Walter Moritz teilt sich den Raum mit Bernd Haspel und so treffen hier „Industrieschrott“ und wildes Informel unvermittelt aufeinander. Damit haben sie aber doch etwas gemeinsam und stehen im krassen Gegensatz zu den durch Transparenz, Lichtfülle und verhaltene künstlerische Ausdrucksformen geprägten Welten von Veronika Dutt und David Campbell. Ein Kontrastprogramm zu den nur noch beiläufig der Realität entlehnten Bildwelten der beiden Bildhauer und den ihnen verwandten abstrakten Formen der Malerei stellt die expressive surreale Welt des in Fulda geborenen und in München tätigen Malers Oliver Estavillo dar. Schon als kleines Kind zeigte sich seine ausgeprägte künstlerische Begabung, die er ohne jegliche Anleitung seit seiner Jugend kontinuierlich autodidaktisch weiterentwickelte. Heute ist er erfolgreich, lebt und arbeitet seit 1986 in München.

Oliver Estavillos bedrohliche, Tod und Gewalt thematisierenden, großformatigen Gemälde, durchsetzt von motivischen Anspielungen aus der künstlerischen Überlieferung des Abendlandes, zeigen ein durch den Künstler verzerrtes Abbild unserer Wirklichkeit, die unter Einsatz einer grellen Farbpalette und hemmungslos entstellter anthropomorpher Gestalten dargeboten wird. In der Aneinanderreihung von handelnden Akteuren wird man zwangsläufig an die mittelalterlichen Totentänze erinnert, die im übertragenen Sinne mit formalen Mitteln der zeitgenössischen „Comicfiguren“, zum Beispiel die Simpsons, besetzt sind. Erschrecken Sie aber bitte nicht, sondern tauchen Sie in diese vom Künstler erschaffene eigene Welt ein.

Am kommenden Sonntag, 2. Mai 2010, um 15.00 Uhr wird Oliver Estavillo aus München kommend für eine Führung und ein Künstlergespräch in der Ausstellung anwesend sein und am 16. Mai (gleichzeitig Internationaler Museumstag) werden Besucher anlässlich der „finissage“ noch einmal die Gelegenheit haben, mit allen fünf ausstellenden Künstlerinnen und Künstlern persönliche Gespräche zu führen. Wir laden alle Interessierten herzlich ein.(GS)+++








Walter Moritz, Veronika P. Dutt, Bernd Haspel, David P. Campbell, OB Gerhard Möller, Oliver Estavillo und Dr. Gregor Stasch - Foto. Erich Gutberlet

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