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Ausstellung und Dr. Walter Arnold

26.11.09 - Hilders

Mit 11 Schüssen überlebt! Zeitzeugen zu Grenze, Mauerfall und Bundesrepublik

Im November 2009 jährt sich zum 20. Mal der Tag des Mauerfalls, der Wegbereiter zur deutschen Wiedervereinigung war. Dieser Jahrestag markiert Ereignisse von epochaler Bedeutung. Um diese wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung – gerade der jungen – zu rufen, veranstaltete der CDU-Kreisverband Fulda ganz bewusst im ehemals grenznahen Ort Hilders einen Zeitzeugenabend, verbunden mit einer Bilder- und Dokumentenausstellung.

Zu Beginn der Ausstellung begrüßte der Kreisvorsitzende, Dr. Walter Arnold, zahlreiche Gäste im Ulstersaal, darunter Kreistagsvorsitzender Franz Rupprecht, den 1. Kreisbeigeordneten Dr. Heiko Wingenfeld, Bürgermeister, Mitglieder des Kreisvorstandes und der Kreistagsfraktion und zahlreiche Gäste, auch aus dem Nachbarland Thüringen, die der Einladung gefolgt waren. Die Ausstellung des Landkreises, die von Franz Mahr konzipiert wurde, zeigt neben Bildern und Dokumenten aus ganz Deutschland auch regionale Bilder aus der Zeit der Grenzöffnung. Ergänzt wurde diese durch eine Projektausstellung von Schülern der Ulstertalschule, die diese im Rahmen des PoWi-Unterrichtes geschaffen haben, wie die stellvertretende Schulsprecherin Valeria Eckardt erläuterte. Musikalisch wurde die Eröffnung von Thomas Nüdling (Klavier) und Jonathan Schmidt (Violine) umrahmt.

Die anschließende Zeitzeugenrunde leitete Uta Thofern, die Direktorin der Point-Alpha Stiftung. Hierbei stellten Zeitzeugen aus Hessen und aus Thüringen ihre persönlichen Erlebnisse und schicksalshaften Erfahrungen mit der innerdeutschen Teilung und der Grenzöffnung dar. Anselm Eckart berichtete, wie er am Pfingstsamstag 1952 plötzlich mit seiner Familie die Heimat verlassen musste, er von der Arbeit nach Hause kam und keinen Angehörigen, sondern nur einen Zettel auf dem Tisch liegen sah, auf dem stand, komm nach Setzelbach, wir müssen weg. Daraufhin habe er sein Radio auf den Gepäckträger seines Fahrrades geschnallt und sei losgefahren. Insgesamt 17 Familien hatten an diesem Samstag Wiesenfeld verlassen, um der Aktion „Ungeziefer“, einer Säuberungsaktion des Grenzstreifens zu entgehen.

Wilma Gatzka, die heute als CDU – Geschäftsführerin im Wetterau – Kreis arbeitet, berichtete von den persönlichen Repressalien und täglichen Einschränkungen des Lebens in der DDR. Als Leiterin einer HO-Filiale (Feinkostladen) habe es ihr zwar an Lebensmitteln nicht gemangelt. Schlüsselerlebnis für das Vorhaben, von einer Familienfeier im Westen nicht wieder zurückzukehren sei aber die missglückte Flucht einer Arbeitskollegin gewesen, die sie einige Wochen später verleugnen musste.

Das ergreifendste und bitterste Schicksal widerfuhr Bernhard Fey, der bei seinem zweiten Fluchtversuch an Heiligabend durch eine Selbstschussanlage lebensgefährlich verletzt wurde und erst nach langer Zeit durch DDR – Grenzsoldaten abtransportiert wurde. Westdeutsche BGS – Beamte, die dieses Unglück hilflos beobachten mussten, glaubten, dass Bernhard Fey tot sei. Auf hessischer Seite wurde von er JU ein Kreuz errichtet, um ihm zu gedenken. Erst nach der Grenzöffnung wurde bekannt, dass Bernhard Fey durch glückliche Umstände die elf Einschüsse überlebt hatte.

Berthold Jost, ehemaliger Bürgermeister aus Rasdorf, berichtete von der aufregenden Zeit, als nach dem Mauerfall auch die Grenze bei Rasdorf wenige Tage später geöffnet wurde. Helmut Stiebing, als Leiter der Straßenmeisterei Tann, war unmittelbar mit der praktischen Umsetzung der Grenzöffnung befasst. Auf unbürokratische Art und ohne zeitraubende Planungsverfahren wurden Verbindungsstraßen zwischen Hessen und Thüringen innerhalb weniger Tage geschaffen. Die Genehmigungen dafür gingen oft erst nach Fertigstellung der Straßen ein.

Für alle Zeitzeugen stellte sich diese positive Wendung der Geschichte als ein zwar stets gehofftes, aber nie erwartetes Geschenk dar. Anhand der authentischen und schicksalsbewegten Berichte konnten die Zuhörer erfahren, welch ein Glück und Befreiung die Grenzöffnung für die Menschen darstellt und welch ein Leid und Unrecht in der DDR herrschte. Der Landtagsabgeordnete Dr. Norbert Herr wies in seiner Schlussansprache darauf hin, dass ein Vergessen dieses Unrechtes und eine Verklärung der DDR verhindert werden müsse. Gerade und vor allem Schüler und Jugendliche, die erst nach der Grenzöffnung geboren wurden, müssten über die damalige Zeit umfassend aufgeklärt werden. Dr. Arnold bedankte sich anschließend bei den Zeitzeugen für ihre persönlichen Erzählungen und bei Frau Uta Thofern für ihre Moderation mit einer Erinnerungsmedaille „60 Jahre Bundesrepublik – 20 Jahre friedliche Revolution“, ein Weingeschenk und Blumen. Die Ausstellung des Landkreises und die Projektausstellung der Ulstertalschule sind nun in der Gemeindeverwaltung Hilders zu besichtigen.+++


Musiker...

(v.li) Ute Thofern, Dr. Arnold und Valerai Eckhardt...


zahlreiche Zeitzeugen....

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