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Stundenlang brannte das Aluminium... - Fotos: Hans-Hubertus Braune

12.09.09 - NEUENSTEIN

Der zunächst scheinbar "normale" Brand eines Sattelzuges auf der A 7 am späten Freitagnachmittag zwischen den Anschlussstellen Hersfeld-West und Homberg/Efze hat sich im Laufe des Freitagabends und der Nacht zum heutigen Samstag zu einem "dicken Ding" entwickelt. Weil es sich nämlich um einen Gefahrgut-Lkw handelte, wurden nach und nach immer mehr Feuerwehrleute, Rettungskräfte und Spezialisten für Gefahrgut hinzugezogen. Der Grund: der Laster aus Weißrussland, der auf dem Weg vom oberpfälzischen Velden nach Moskau war, hatte insgesamt über zwölf Tonnen Aluminiumteile, Aluminiumsegment-Paste und Kleinteile geladen.

Ein Material, das nur extrem schwer zu löschen war. Die Brandursache selbst war schnell klar: der Turbolader war geplatzt und setzte das Fahrzeug bei km 354 auf dem 1. Fahrstreifen in Brand. Am Ende standen fast sechs Stunden schwierigster Löscharbeiten für 120 Helfer auf dem Einsatzbericht - und die Aufräumungs-. und Bergungsarbeiten dauerten bis zum Samstagmorgen an. Es waren so viele Einsatzkräfte nötig, da direkt an der Einsatzstelle nur unter schwerem Atemschutz gearbeitet werden konnte. Die Einsatzleitung um Kreisbrandinspektor Jürgen Weingarten hatten zur Brandbekämpfung zudem Chemieexperten von BASF in Ludwigshafen und dem VW-Werk in Kassel eingeschaltet.

Der Schaden: knapp 100.000 Euro. Der Fahrer erlitt leichte Verbrennungen an einem Fuß und musste ambulant im Klinikum Bad Hersfeld behandelt werden. Außerdem wurde ein Feuerwehrmann leicht verletzt (Augenreizungen).

Da die Rauchentwicklung sehr hoch war und eine Gesundheitsgefährdung anderer Verkehrsteilnehmer nicht ausgeschlossenen werden konnte, wurde die Autobahn zunächst in Fahrtrichtung Nord, kurze Zeit später schließlich auch in Richtung Süd gesperrt. Die erste Auswertung der vorliegenden Daten des Stoffes ergab, dass die beim Verbrennen entstandenen Gase giftig und gesundheitsschädlich waren. Löschwasser und Brandasche verband sich zudem zu einer Grundwasser gefährdenden Substanz, die in das umliegende Erdreich und in die Kanalisation eindrang.

Eine Mitarbeiterin der Wasserbehörde des Landkreises wurde deshalb unmittelbar vor Ort zu Rate gezogen. Wie sich erst sukzessive herausstellte, ließ sich die Aluminiumpaste weder mit Wasser noch mit Sand gänzlich löschen. Die Feuerwehren aus Bad Hersfeld und Kirchheim warteten deshalb auf Unterstützung der VW-Werksfeuerwehr aus Baunatal, die den Brand mit Speziallöschpulver erfolgreich bekämpften.

Die Löscharbeiten gestalteten sich äußerst schwierig. Der Bereich war auch wegen Umweltgefährdung im Umkreis von 150 Metern abgesperrt und durfte nur von der Feuerwehr betreten werden. Die Feuerwehren aus Bad Hersfeld, Willingshain und Kirchheim sowie später auch aus Homberg/Efze und Knüllwald waren stundenlang im Einsatz. Bis zum Eintreffen der Baunataler Feuerwehr versuchte das Technische Hilfswerk, das brennende Aluminium mit Zement zu löschen, weil Wasser oder Schaum nicht eingesetzt werden kann. Danach wurde mit Radladern aus einem nahen Depot der Autobahnmeisterei Winter-Streusalz geholt und dies auf die Brandstelle gekippt, um die Flammen zu ersticken.

Außerdem gab es Kontakte zu Experten der BASF, die die Feuerwehrkollegen auf der A7 telefonisch unterstützten. Dabei handelt es um die sog. TUIS – eine Art Feuerwehr für spezielle Großschadensfälle rund um den Bereich der Chemie. Die TUIS, die selbst als Werksfeuerwehr in verschiedenen Chemieunternehmen tätig ist, unterstützt dabei auf Anforderungen Feuerwehr, Polizei, THW oder Katastrophenschutz mit Know-How und Technik. Auf Verlangen werden Experten „eingeflogen“ oder spezielle Gerätschaften in Bewegung gesetzt. In diesem Fall beschränkte sich die Unterstützung der Feuerwehren auf der A7 durch die TUIS auf telefonische Ratschläge und Hinweise, wie mit der prekären Lage umzugehen ist.

Gegen 23:15 Uhr hieß es dann endgültig "Feuer aus". Zwischenzeitlich angekommen waren Kräfte von DRK-Schnelleinsatzzügen, die für die Hundertschaft der Helfer auf der Autobahn die Versorgung mit Essen und Getränken sicherstellte. Wegen der enormen Einsatzzeiten dürfte sich die geschätzte Schadenshöhe von etwa 100.000 Euro wesentlich erhöhen. Auch die Einsatzstelle wurde durch die Löscharbeiten beschädtigt. Durch das Aufschütten von Zement und dem Löschwasser hatte sich der Zement auf der Fahrbahndecke verhärtet.

Die Vollsperrung in Richtung Süd wurde schon um 18.45 Uhr aufgehoben, die in Richtung Nord erst gegen 22.00 Uhr, wobei der Verkehr nur einspurig an der Brandstelle vorbeiführte. Allerdings waren sämtliche Umleitungsstrecken um den Brandort verstopft und auch die Staulänge von 15 km reicht bis hinter das Hattenbach Dreieck zurück. Für den Schwerverkehr wurde das Lkw-Nachtverbot auf der B 27 von Bad Hersfeld in Richtung Melsungen bis auf weiteres aufgehoben. Mit der Freigabe der beiden anderen Fahrstreifen ist erst nach Abschluss der Lösch- und Bergungsarbeiten zu rechnen, die aber aller Voraussicht nach noch bis in die frühen Morgenstunden andauern werden. +++


...und hielt die Feuerwehren in Atem...



Immer wieder kam es zu Verpuffungen.




Der Lastwagen wollte von Velden nach Moskau...


Das Technische Hilfswerk aus Homberg/Efze brachte Zementsäcke...

...welches mit einem Radlader auf die brennende Fläche gebracht wurde.



Fässer mit einer Aluminiumsegment-Paste...


Die Autofahrer wurden auf eine lange Geduldsprobe gestellt....

Die Schnelle Einsatzgruppe Verpflegung des DRK aus Hohenroda versorgte...


...die Einsatzkräfte mit Getränken und warmen Würstchen...




Trotz Zementpulver loderten die Flammen immer wieder auf...





Die Werksfeuerwehr von VW aus Baunatal brachte ein Leichtmetallpulver...



Am Ende war es das Salz eines nahegelegenen Winterlagers, dass das Aluminium-Feuer löschte...



Staubige Arbeit der THW´ler...






Feuer aus hieß es gegen 23 Uhr. Nicht mit Wasser, Schaum sondern mit Salz...

Die Straße wurde durch Zement und Löschwasser beschädigt...

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