Prozess gegen rabiaten Bauern: Haftstrafe von 1 Jahr und 9 Monaten

Ein Landwirt aus Lauterbach, der im August 2007 mit seinem Traktor mehrere Polizeiautos demoliert hatte, ist vom Landgericht Gießen zu einer Haftstrafe von insgesamt einem Jahr und neun Monaten verurteilt worden. Der mittlerweile 55 Jahre alte Bauer war der Polizei damals mehrfach aufgefallen, weil er ohne Führerschein mit seinem Traktor gefahren war. Am Morgen des 7. August 2007 wollten Beamte der Vogelsberger Polizei den Traktor deshalb sicherstellen, um weitere Fahrten zu verhindern. Die mit mehreren Streifen angerückten Polizisten stießen jedoch auf erheblichen Widerstand: Der Bauer fuhr mit seinem Traktor und der angehängten Mistgabel auf die Beamten zu und beschädigte mehrere Polizeiautos. Anschließend floh er in ein Waldgebiet. Mithilfe eines Sondereinsatzkommandos (SEK) wurde er schließlich Stunden später auf einem Heuboden festgenommen (ON berichtete: http://osthessennews.de/beitrag_C.php?id=1139088 ).

In erster Instanz war der Landwirt vom Amtsgericht Lauterbach zu einer Haftstrafe von 6 Monaten plus 1 Jahr und 8 Monate verurteilt worden. Dagegen hatte er Berufung eingelegt. Das Landgericht in Gießen verurteilte den Bauern heute zu zwei Haftstrafen: eine von 5 Monaten (wegen Fahren ohne Fahrerlaubnis), plus eine zweite von 1 Jahr und 4 Monaten (wegen Fahren ohne Führerschein, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, versuchte Körperverletzung und Zerstörung wichtiger Arbeitsmittel). Zudem wurden zwei Traktoren eingezogen. Das Strafmaß fiel somit geringer aus als im ersten Prozess.

Wie ein Sprecher des Landgerichts mitteilte, konnte der Gerichtsgutachter bei dem Angeklagten "eine verminderte Schuldfähigkeit nicht ausschließen". Der Landwirt habe "eine querulatorische Entwicklung" durchgemacht. Die Verteidigung hatte eine Bewährungsstrafe gefordert. Ob der renitente Bauer die komplette Strafe absitzen muss, steht noch nicht fest. Wenn er die Hälfte der Strafe verbüßt hat, kann geprüft werden, ob der Rest zur Bewährung ausgesetzt wird. +++