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- Fotos: Hendrik Urbin

13.04.09 - FULDA

"Der König, der in Fulda ruht" - Sonderausstellung im Dommuseum eröffnet

Er ist im Vorgängerbau des heutigen Barockdomes, der so genannten "Ratgarbasilika" nachweislich bestattet, doch wo genau sein Grab ist, das steht nicht genau fest - nur, wo es ganz früher einmal gewesen war. Es ist nicht das einzige "Geheimnis" um König Konrad I. (880/885 - 918), dem in den kommenden Wochen im Fuldaer Dommuseum eine eigene Sonderausstellung gewidmet ist. Und als "Zeitzeugen" dienen dabei wertvolle Schriften und Urkunden sowie das Faksimile einer "Weltchronik" von Marianus Scotus, das die Lage des einzigen Königgrabes in Fulda genau beschreibt: "luxta altare crucis" - beim Kreuzalter der Ratgarbasilika. Und aus dieser Beschreibung leitet auch die Ausstellung ihren Titel ab: "Der König, der in Fulda ruht". Etwa 50 historisch interessierte Gäste kamen heute Mittag zur Eröffnung der Ausstellung, um die sich besonders die Initiative "Konrad I. - der König, der aus Hessen kam" bemühte. Sie möchte gerne den ziemlich unbekannten Herrscher wieder mehr ins Bewußtsein der Öffentlichkeit rücken - und das ist ihr in den vergangenen Jahren auch mehrfach mit verschiedenen Initiativen und Ausstellungen gelungen.

Zum mächtigsten Konradiner stieg Herzog Konrad, zugleich Graf im Hessengau, Anfang des 10. Jahrhunderts auf. Er wurde 911 zum König bestimmt. Denn damals, in den Zeiten des Übergangs vom ostfränkischen zum deutschen Reich, war nach dem Aussterben der Karolinger erstmals durch die ostfränkischen Großen aus ihren eigenen Reihen ein Herrscher zu wählen. Franken, Sachsen, Bayern und Schwaben schienen geeint in der Billigung der konradinischen Führungsrolle.

Stellung und Einfluß der Konradiner hatten ausgereicht, Konrad die deutsche Königswürde zu verschaffen. Doch Konrad verstrickte sich in Konflikte mit den mächtigen Stammesgewalten in seinem Reich, da die Herzöge nicht bereit waren, sich unterzuordnen. Dadurch hatte er keine Kraft, äußere Bedrohungen, vor allem die verheerenden Einfälle der Ungarn, abzuwehren. Sein Kampf gegen das Herzogtum in Bayern, Schwaben und insbesondere Sachsen blieb letztlich für ihn ergebnislos.

Der Zwist zwischen König Konrad und dem Sachsenherzog Heinrich wurde durch Verhandlungen beigelegt. Ihr Ergebnis war, daß es zu einer Abgrenzung der beiderseitigen Machtbereiche im fränkisch-sächsischen Grenzraum kam. Die Konradiner hielten sich offensichtlich zurück, nachdem König Konrads Bruder Eberhard, der auch den Hessengau innehatte, der vordringenden sächsischen Macht 915 kriegerisch unterlegen war. Die Stellung König Konrads war zu schwach, um sich gegen das mächtigere sächsische Herzogshaus durchzusetzen. Sollte das deutsche Königstum erhalten und gefestigt werden, so war der Übergang der Krone an die Sachsen nicht zu umgehen.

Es ist ein einzigartiger Vorgang in der Geschichte, daß König Konrad und mit ihm wohl auch sein Bruder Eberhard politisch einsichtig aus dieser Situation die Konsequenz gezogen und gegen ihr Hausinteresse dem Sachsenherzog Heinrich die Krone angeboten haben. Daraufhin wurde dieser nach dem Tode König Konrads zum Herrscher erhoben; und zwar im hessischen Fritzlar, dicht an der fränkisch-sächsischen Stammesgrenze gelegen.

Der Sprecher der privaten bürgerschaftlichen Konrad-Initiative, Josef Hoppe, dankte auch dem Bistum Fulda und Domdechant Prof. Kathrein für die Erlaubnis zu dieser Sonderausstellung so ganz nahe an der Stelle, an der König Konrad I. laut Marianus Scottus bestattet wurde. Immerhin geschah dies auf ausdrücklichen Wunsch des Verstorbenen und entgegen der Tradition am Stammsitz Weilburg an der Lahn.

Ganz besonders stolz war man heute auch auf die Tatsache, eine beinahe 1.100 Jahre alte, wohl in Fulda gefertigte Originalurkunde Konrads anschauen zu können. Darin dokumentierte der König, dass man ihn am Osterfest 912 im Kloster Fulda freundlich und ehrenvoll aufnahm und "angemessen mit Brot und Wein bewirtete".

Zur Sonderausstellung ist eine sehr informative Begleitbroschüre (2 Euro) mit viel hintergründigem Text und Fotos mit 32 Seiten Umfang erschienen. Aber auch darin kann die Frage nach Konrads Grab nicht beantwortet werden. Weil diese Frage wohl auch in Zukunft nicht beantwortet werden kann, hat sich im Jahre 1878 der Verein für hessische Geschichte eine Sandstein-Gedenktafel gestiftet. Sie befindet sich im heutigen Dom im südlichen Seitenschiff neben der Andreaskapelle. Die Ausstellung im Dommuseum ist bis 14. Juni zu besuchen. +++


Zur Ausstellung ein sehr informatives Begleitheft...


Begrüßung durch Domdechant Prof. Kathrein...





Der Sprecher der Initiative, Josef Hoppe...




Zur Präsentation gab es heute extra gebackenes "König-Konrad-Wein" und "König-Konrad-Brot"


Das Siegel Konrad I. an einer Urkunde...

Die "Fuldaer Totenannalen" - heute im Besitz der Hochschul- und Landesbibliothek Fulda ...


Der historisch bedeutsame Eintrag "Cvonrat rex" ....

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