Archiv

Schäfer Norbert Werner erfuhr die Nachricht von der Einstellung des Verfahrens gegen ihn von osthessen-news per Handy. - Archivfotos

Aber nach einem dreiviertel Jahr voller Sorge über die möglichen Folgen sei er noch gar nicht in der Lage sich richtig zu freuen.

18.02.09 - FULDA

Die Staatsanwaltschaft Fulda hat das Ermittlungsverfahren gegen den Landwirt wegen des Verdachts des gefährlichen Eingriffs in den Schienenbahnverkehr und der fahrlässigen Körperverletzung mangels Tatverdachts eingestellt. Das teilte Staatsanwalt Harry Wilke heute Morgen in einer Pressemeldung mit.

Der Schäfer Norbert Werner erfuhr die gute Nachricht von osthessen-news per Handy - er selbst war offenbar noch nicht von der Staatsanwaltschaft informiert worden. Er befand sich heute Morgen in Würzburg auf einer Schafauktion. "Ich nehme die Nachricht selbstverständlich mit großer Erleichterung auf", sagte er. Aber nach einem dreiviertel Jahr voller Sorgen über die möglichen Folgen sei er noch gar nicht in der Lage, sich richtig zu freuen.

In der heutigen Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft heißt es wörtlich: "Am 26.04.2008 befand sich auf den Bahngleisen der ICE-Schnellfahrstrecke Fulda-Würzburg in der Höhe des Portals des dortigen Landrückentunnels eine dem Beschuldigten gehörende Schafherde. Der ICE-Zug 885 stieß dort gegen 21.05 Uhr mit Teilen der Herde zusammen. Es kam zu einer Entgleisung des Zuges. Insgesamt wurden 73 der 145 Passagiere verletzt. Die gesamte Schafherde hatte der Landwirt auf einem gepachteten Wiesenareal unterhalb der Kalbachtalbrücke zum Weiden gebracht (ca. 500 m Luftlinie zum Unfallort). Die Herde wurde von ihm mittels eines elektrischen Zaunes eingezäunt, jedoch nicht auf allen Seiten des Areals, vielmehr blieb eine Seite zum Fluss Kalbach hin offen. Nach dem Ergebnis der Ermittlungen gelangten die Schafe mit hoher Wahrscheinlichkeit – Zeugen hierfür konnten nicht ermittelt werden – durch streunende Hunde zum Unfallort, wobei aufgrund der Tiefe der Hufspuren im teilweise aufgeweichten Erdreich des Kalbachs und der übrigen Spurenlage davon auszugehen ist, dass sich die Herde in einem Panikzustand befand und deshalb die Weide geradezu fluchtartig verließ. Neben den Trittspuren der Schafe wurde am Bachverlauf auch die Trittspur eines Hundes gesichert.

Nach den getroffenen Ermittlungen ist dem Beschuldigten ein Fahrlässigkeitsvorwurf nicht zu machen. Er hat gegen anerkannte Regeln der Schafzucht nicht verstoßen. Für die Beaufsichtigung einer Schafherde gibt es in der Bundesrepublik Deutschland keine gesetzlichen Vorgaben. Welche Aufsichtsmaßnahmen erforderlich sind, richtet sich vielmehr nach den von der Rechtsprechung entwickelten Grundsätzen zur sog. „Tierhalterhaftung“. Ausgangspunkt für die Bewertung einer Gefährdung dritter Personen oder Gegenständen von bedeutendem Wert sind dabei die Tierart, der Charakter eines Tieres und die örtlichen Gegebenheiten.

Die Art der Tierhaltung entsprach der üblichen Hütehaltung (sog. „Koppelschafhaltung“). Im Falle der Koppelhaltung ist es nach den überzeugenden Ausführungen des beauftragten Sachverständigen nahezu unmöglich, auf einen plötzlichen Angriff auf einzelne Schafe oder eine ganze Herde sachgerecht in der Weise zu reagieren, dass eine Gefährdung Dritter ausgeschlossen ist. Es gibt keinen 100 %-ig sicheren Schutz vor solchen Gefährdungen. Die Begrenzung der Weide auf einer Seite mit einem Bachlauf als natürliches Hindernis ist nach sachverständiger Bewertung in der Schafhaltung üblich und ausreichend. Nach den Ermittlungen der Bundespolizeiinspektion Kassel sind vor dem Unfall auch keinerlei schwerwiegende Zusammenstöße zwischen Haustieren und ICE-Zügen auf der Schnellfahrstrecke Hannover-Würzburg oder anderen Strecken bekanntgeworden. Der Landwirt konnte also davon ausgehen, dass die ordnungsgemäß gesicherte Herde keine Gefährdung für Züge auf der Bahnstrecke darstellte.

Das Ermittlungsverfahren war daher einzustellen. Die Ermittlungen gegen Verantwortliche der Deutschen Bahn AG dauern an; es steht insbesondere noch ein Unfallbericht des Eisenbahn-Bundesamts zur Entgleisungsursache aus."

Osthessen-news berichtete ausführlich über den ICE-Unfall im Landrückentunnel:

Erste aktuelle Meldung über den ICE-Unfall:

http://osthessen-news.de/beitrag.php?id=1149262

Große Bilderserie:

http://osthessen-news.de/beitrag.php?id=1149264

Kritische Fragen und Bilderserie:

http://osthessen-news.de/beitrag.php?id=1149275

War ICE-Unglück zu verhindern? Schon vorher 2 Schafe überfahren:

http://osthessen-news.de/beitrag.php?id=1149315

Scharfe Kritik an verspäteter Alarmierung:

http://osthessen-news.de/beitrag.php?id=1149276

Tag 3 nach ICE-Unglück – News, Details & Bilder:

http://osthessen-news.de/beitrag.php?id=1149328

Tag 4 nach ICE-Unglück – News, Details & Bilder:

http://osthessen-news.de/beitrag.php?id=1149380

ICE komplett aus Tunnel geborgen (Bilder + Video)

http://osthessen-news.de/beitrag.php?id=1149478

Weitere Artikel zum Thema lassen sich über die Suchfunktion (Startseite – rechts oben) finden.

+++


Am 26. 4. 2008 entgleiste ein ICE im Landrückentunnel.

Schafe waren in den über 10 Kilometer langen Eisenbahntunnel geirrt.


Laut Staatsanwaltschaft wurden damals 73 Passagiere verletzt.

Der ICE kollidierte mit den Tieren und kam so zum Entgleisen.

Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön