Wieder Ärger in SPD? Prof. Katrin HESSE zieht Bundestagskandidatur zurück

Die Fuldaer Hochschullehrerin Katrin Hesse hat überraschend ihre Absicht, im September für die osthessische SPD als Kandidatin für die Bundestagswahl anzutreten, zurückgezogen. Sie begründet diesen Schritt zwar mit ihrem privaten Umfeld - ganz offensichtlich hat es aber hinter den sozialdemokratischen Kulissen wieder personellen Ärger gegeben, wie zuletzt bei den "verhinderten OB-Kandidaten" in Fulda.

Die 44-jährige Juristin bestreitet nicht, dass es schon im Vorfeld zu ihrer Nominierung am 31. Oktober letzten Jahres heftige innerparteiliche Auseinandersetzungen gegeben habe. "Ich bin unter diesen Genossinnen und Genossen eine umstrittene Person", sagt sie. "Ich vermute, dass es diese Leute stört, dass ich Akademikerin bin und beruflichen Erfolg habe. Sie haben ein Problem mit gebildeten Menschen. So jemand ist angeblich nicht vermittelbar. Ich sollte wohl lieber Sozialhilfeempfängerin sein", sagt sie über den fehlenden Rückhalt in der Partei. Tatsächlich wird ihr aber bis heute von vielen SPD-lern übelgenommen, dass sie seinerzeit ihre ehemalige CDU-Mitgliedschaft verschwiegen hatte. Zu diesen Vorwürfen befragt, sagt Katrin Hesse, dies sei allein ihre private Angelegenheit gewesen, für die sie vor niemandem Rechenschaft abzulegen habe.

Ihr jetziger Rücktritt von der Bundestagskandidatur sei ihr schwer gefallen und sie habe sich dazu erst nach reiflicher Überlegung entschieden. Zum Zeitpunkt ihrer Bewerbung für die Kandidatur hätte es die momentanen privaten Gründe noch nicht gegeben. Aber ihr Rücktritt könne gar keinen Schaden anrichten, weil die Reihung der einzelnen Plätze für die Bundestagswahl noch nicht stattgefunden habe, meint Hesse. Die SPD-Delegierten werden über die Liste Ende Februar auf dem Landesparteitag abstimmen. So sei noch ausreichend Zeit, einen entsprechenden Ersatz für sie zu finden. "Aber ich bin da jetzt ganz raus - die lassen mich da jetzt nicht mehr mitspielen." Ob damit auch Hesses Kreistagsmandat in Frage steht, lässt sie offen: "Ich klammere mich nicht daran, wenn mich da jemand unbedingt raushaben will."

Der SPD-Bürgermeister von Burghaun, Alexander Hohmann, ist derzeit der kommissarische Vertreter des erkrankten SPD-Unterbezirksvorsitzenden Peter Jennemann. Er bestätigte auf Anfrage von "osthessen-news" Katrin Hesses Rücktritt von der Kandidatur "aus familiären Gründen". "Diesen Schritt, der uns ganz sicher nicht zu Begeisterungsstürmen hingerissen hat, will ich definitiv nicht kommentieren", sagte Hohmann.

Nicht mit ihren Gefühlen hinterm Berg halten dagegen die ehemalige SPD-Bundstagsabgeordnete Barbara Imhof und die Landtagsabgeordnete Sabine Waschke: "Das ist ein Schlag ins Gesicht aller ehrenamtlichen SPD-Helfer, die seit Jahrzehnten klaglos auch bei minus 25 Grad Plakate für solche Kandidaten kleben."

Nicht wenigen Genossen ist auch unangenehm in Erinnerung, dass es Prof. Hesse war - so interne Informationen - die sich geweigert haben soll, im zurückliegenden Landtagswahlkampf für die Partei zu engagieren". Einen weiteren Rückzug Hesses - buchstäblich in allerletzter Minute - hatte es bereits im Oktober 2007 gegeben. Einen Tag, bevor sie zur Bürgermeisterin von Aalen gewählt werden sollte, hatte Hesse damals Oberbürgermeister Martin Gerlach ihre als "todsicher" geltende Stelle abgesagt. Lesen Sie hier ihre Begründung im Wortlaut: http://www.aaleninfo.de/nov07/21/hesse.htm .+++