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Bischof Hein (links) und Bischof Algermissen heute Nachmittag im Fuldaer Dom

21.12.08 - FULDA

Ökumenische Vesper mit Hein und Algermissen: "Kirchen keine NEIN-Sager"

Etwa 800 katholische und evangelische Christen haben heute Nachmittag im Dom zu Fulda in einer ökumenischen Vesper den vierten Advent gefeiert. Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, kritisierte in seiner Predigt den "vorzeitigen Festrummel" und sprach sich erneut gegen verkaufsoffene Sonntage aus. Der katholische Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen sprach von einer scheinbaren Ohnmacht im Blick auf mehr Gerechtigkeit und Frieden sowie angesichts einer "undurchschaubaren Welt, in welcher die Mächtigen über unser Leben verhandeln."

Bischof Hein bedauerte, dass für manche Menschen an Weihnachten nur Konsum und Kommerz, Umsatz und Gewinn bestimmend seien. Allein das Kaufen zähle als vorgeblich größtes Erlebnis der Adventszeit – und wenn es rechtlich möglich wäre, auch am Sonntag. Die Folge einer solchen Kommerzialisierung der Adventszeit sei ein Überdruss am Weihnachtsfest: „Spätestens am Heiligabend haben die meisten einen solchen Überdruss an Weihnachtsstimmung, dass sie keinen Weihnachtsbaum und keine Plätzchen mehr sehen können. Wenn die Weihnachtszeit beginnt, nämlich mit dem 1. Weihnachtstag, ist eigentlich schon Schluss. Das Geld ist ausgegeben, der Umsatz getätigt. Es reicht“, kritisierte Hein.

Die Kirche wollten mit ihrer Kritik durchaus nicht als Nein-Sager auftreten und die Lebenslust vermiesen. „Als Christen fragen wir nach, weil wir unabhängig sind und uns nicht angeblichen Sachzwängen hingeben müssen“, sagte der Bischof. Die Kirchen setzten mit Adventsandachten und Gottesdiensten sowie mit Kirchenkonzerten einen deutlich anderen, befreienden Akzent. Ihr Programm laute: „Einmal nicht besinnungslos machen müssen, sondern sich auf Gott ausrichten“, betonte Hein.

Der Fuldaer Bischof Algermissen ging stärker auf die theologische Bedeutung von Weihnachten ein und meinte, in den Wochen der Adventszeit würden die Menschen von den Verheißungen und Hoffnungsbilder des Propheten Jesaja begleitet. "Es war damals eine düstere Zeit Israels. Der eine ist Feind des anderen. Die Stärkeren unterdrücken die Schwächeren. Wer die Macht hat, hat das Recht. Die Armen und Ohnmächtigen, die kleinen Leute ─ bei Jesaja stehen dafür die Witwen und Waisen ─ sind ausgeliefert. Zudem ist das Volk von außen bedroht. Es ist innerlich und äußerlich ohnmächtig".

Diese Situation der "persönlichen Ohnmacht" finde sich auch heute oft wieder. "Dort, wo wir trotz unseres guten Willens an unsere Grenzen stoßen, wo viele mit ihrer Sucht nach Alkohol und Rauschgiften nicht zu Rande kommen, wo menschliche Beziehungen zerbrochen sind, wo ich merke, daß meine Kräfte zu Ende gehen, wo ich keine Arbeit finden kann oder in der Arbeit überfordert bin… Aber auch unsere gemeinsame Ohnmacht ist hier angesprochen und angenommen: Unsere Ohnmacht im Blick auf mehr Gerechtigkeit und Frieden, unsere Ohnmacht auch angesichts einer undurchschaubaren Welt, in welcher die Mächtigen über unser Leben verhandeln" sagte Algermissen.

Weil sich die Menschen in Resignation verlören, ändere sich im Grunde nichts. Weil sie sagen: „Da kann ich doch nichts machen“, bleibe so vieles beim Alten. Bei vielen Konflikten im persönlichen wie im gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Bereich könne man wahrhaftig sagen: "Da läuft nichts mehr. Aber weil wir das sagen, weil wir das uns selbst und anderen einreden und einreden lassen, deswegen läuft nichts mehr. Die Menschen sind eben nicht so, wie Gott es will. Schön wär’s ja, wenn es anders wäre".

"Damit dies wahr werden kann, bedürfen wir alle der Bekehrung" betonte Bischof Algermissen am Ende seiner Predigt. Es gehe nicht um ein bißchen Optimismus, es geht um grundsätzliche Bekehrung, um den Glauben an Gottes Verheißung, damit sich die Menschen gemeinsam auf den Weg machen könnten. "Gott scheitert nicht an den Grenzen unserer Möglichkeiten. Wenn unsere Hoffnung erlischt, ist alles erloschen. Wenn unsere Hoffnung sich erneuert, ist diese Welt noch nicht verändert, aber wir können erste Schritte gehen, damit dann Gott alles vollenden kann". +++

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