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29.11.08 - STEINAU

"Hoffen, zittern, bangen - Gedanken an einen verstorbenen Feuerwehrkameraden"

Die Freiwillige Feuerwehr von Petersberg (Kreis Fulda) ist geschockt, nachdem bei einem tragischen Unglücksfall am gestrigen Freitagabend gegen 17.00 Uhr im Ortsteil Steinau (Kreis Fulda) ein 45-jähriger Feuerwehrmann beim Anbringen von Weihnachtsdekoration am örtlichen Schlauchturm abstürzte und seinen schweren Verletzungen erlag. Aber auch in vielen anderen Feuerwehren hat die Nachricht vom Tod des zweifachen Familienvaters Entsetzen ausgelöst und natürlich auch die Frage nach dem "WARUM" wurde oft gestellt. Siehe auch unter http://www.angelstein-tv.de/OsthessenNews/beitrag_C.php?id=1158479 .

Die Redaktion erhielt auch eine sehr nachdenklich machenden Brief eines aktiven Feuerwehrmannes, der in den Einsatz um die Rettung des verunglückten Kameraden eingebunden war. Gerade in solchen Situationen wird manchen bewußt, wie viele Menschen und wie intensiv sie sich ehrenamtlich für die Allgemeinheit, für den Anderen engagieren. Deshalb hat sich die Redaktion auch entschlossen, diesen Brief - der auch den Vorschlag einer Spendenaktion enthält - nachfolgend "IM WORTLAUT" zu veröffentlichen und nimmt auch gerne Meinungen zu diesem Thema entgegen.

"Zwischen hoffen, zittern und bangen....

...Gedanken an einen leider verstorbenen Feuerwehrkameraden"

Angehörige, Freunde, Bekannte, Feuerwehrkameradinnen und Kameraden, ein ganzer Ort, eine ganze Region, unzählig viele Menschen...sie stehen alle unter Schock. Die ständige Frage – WARUM?

Egal welche Antwort auch dabei herauskommt, es ändert nichts an dem Ausgang des tragischen Unglücks vom gestrigen Freitagnachmittag. Man hatte sich getroffen um den Ort für das bevorstehende Weihnachtsfest zu verschönern.

Trauer und Ratlosigkeit und immer wieder quälende Fragen. Wie konnte das passieren?

In solch einem Moment stellt man fest wie klein und unbedeutend man doch ist und das man hier auf Erden nur zu Besuch ist. Jeder hat das Drehbuch des Lebens, keiner kennt dessen Inhalt und niemand weis auf welcher Seite er gerade steht... aber den Ausgang schon...

Wie viele engagieren sich für das Ehrenamt und sind einfach für Andere da, egal wo und wann!? Unzählige Male ist man mit der Feuerwehr ausgerückt, oft zu tragischen Ereignissen, so wie es gestern gegen 17 Uhr in Petersberg-Steinau passiert ist. Wie oft hatte man keine Chance mehr um einen Einsatz positiv abschließen zu können? Und nun dies, mitten in den eigenen Reihen. Wie brutal ist so ein Ereignis? In den nächsten Tagen werden viele Fragen gestellt, sicherlich auch unangenehme und welche die das Leben der Hinterbliebenen beeinflussen können und werden. Viele werden sich Vorwürfe machen und sie taucht immer und immer wieder auf – die Frage – WARUM?

Um dieses Ereignis verarbeiten zu können wurden Notfallseelsorger zu dem Unglücksort gerufen. Trotz aller sofort eingeleiteten Maßnahmen konnte das Leben des geschätzten Feuerwehrkameraden, der Frau und zwei Kinder hinterlässt, nicht gerettet werden. Die Notfallseelsorger mussten sicher viele Fragen beantworten und Trost spenden.

Ich hatte gestern zur Zeit des Unglücks mit zwei Kollegen Dienst in der zentralen Leitstelle des Landkreises Fulda. Routiniert wurden die benötigten Informationen abgefragt und sofort der zuständige Notarztwagen alarmiert. Auch bei uns stellte sich die große Frage: WAS war passiert? Hoffentlich geht es gut aus! Bange Minuten und langes Warten... erahnend was kommen könnte. Auch unter den erfahrenen Leitstellenmitarbeitern stellte sich ein ungutes Gefühl ein. Fern der Einsatzstelle fieberte man mit und hoffte mit den Einsatzkräften und Beteiligten vor Ort. Dann die bedrückende Rückmeldung... schlagartige Ruhe unter den Kollegen, die allesamt auch erfahrene Feuerwehrleute und Rettungskräfte sind. In solchen Momenten hasst man seinen Beruf, weil man nicht mehr helfen konnte. Aber das weiß man eben – es gibt nicht immer ein Happy End...

In Momenten wie diesen kommen Erinnerungen immer wieder auf. Erinnerungen an unzählige Einsätze mit gutem und schlechtem Ausgang. Erlebnisse legt man nicht ab, indem man die Uniform auszieht und nach Hause fährt. Sie stecken in den Knochen und kommen immer in solchen Situation wieder zum Vorschein. Und dann der Gedanke an das eigene Leben. Ich selbst bin vor 12 Jahren kopfüber aus 3 Meter Höhe abgestürzt und hatte Glück im Unglück.

Meine und sicher die Gedanken unzähliger Menschen sind in diesem Moment bei den Hinterbliebenen und denen die das schreckliche Unglück miterleben mussten. Ihnen gilt unser aller Mitgefühl.

Solch ein Schicksalsschlag kommt nie in einem passenden Moment... nein diesen gibt es nicht! Die Weihnachtszeit ist emotional gesehen noch einmal so schlimm. Ich wünsche allen Betroffenen viel Kraft. Niemand soll und darf an Vorwürfen zu Grunde gehen. Jetzt sind Gemeinschaft, Zusammenhalt, gute Freunde und Gespräche gefragt. Reden ist gerade in solchen Situationen sehr wichtig. Ich wünsche das die Hinterbliebenen die größtmögliche Unterstützung erfahren dürfen.

Ich würde es sehr unterstützen, eine Spendenaktion für die Familie ins Leben zu rufen.

Ich musste diesen Artikel schreiben... Dies ist meine Art und der Versuch, mit einem solchen Ereignis fertig zu werden.

GOTT ZUR EHR, DEM NÄCHSTEN ZUR WEHR!

Oliver Krüger"

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