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- Archivfotos: Christian P. Stadtfeld

13.10.08 - MOTTGERS

Von Produktionspause bis Zerschlagung - KNAUS-TABBERT-Insolvenz

Die Belegschaft von Knaus Tabbert im osthessischen Sinntal-Mottgers (Main-Kinzig-Kreis) ist am heutigen Montagvormittag vom vorläufigen Insolvenzverwalter Dr. Michael Jaffé über die aktuelle Situation informiert worden.

Besondere Gefährdungssorge aber noch nichts Konkretes

„Es besteht die große Sorge, dass das Zweigwerk in Sinntal-Mottgers besonders gefährdet ist“, sagte Insolvenzverwalter Jaffé heute Nachmittag während einer Telefonkonferenz. Grund seien Sanierungskonzepte in der Vergangenheit gewesen, die massive Einschnitte in Mottgers eingeplant hätten. „Es ist viel zu früh, sich in irgendeiner Weise festzulegen“, sagte Jaffé hinsichtlich einer Schließung des Werkes: „Unstreitig wird durch die Damen und Herren, die hier arbeiten, höchste Qualität produziert. Und wir hoffen, dass es das auch bei Investoren entsprechend gewürdigt wird.“ In einer Pressemitteilung heißt es daher: „Zunächst steht eine zügige und ungeschönte Analyse der Situation im Vordergrund. Deshalb ist es für konkrete Aussagen über die künftige Struktur und Mitarbeiterzahl in Mottgers noch zu früh.“

Investitionsstau und katastrophale Marktsituation

„Der Unternehmenswert in Mottgers besteht fast ausschließlich im Know-How der Angestellten“, sagte Insolvenzverwalter Jaffé bezüglich der veralteten Produktionsanlagen und des „enormen Investitionsstaus“ im Zweigwerk Mottgers. Dabei war laut dem Geschäftsführer der Knaus Tabbert Group Thomas Dickenberger für das nächste Jahr eine große Investition für das Mottgerser Werk vorgesehen. „Wir wollten hier ein komplett neues Werk mit der Kernkompetenz für Premiumanfertigungen erstellen.“ Leider sei allerdings der Markteinbruch dazwischen gekommen. „Der Markt entwickelt sich katastrophal“, erklärte auch Insolvenzverwalter Jaffé.

Zerschlagung nicht ausgeschlossen

Auf die Frage, ob das insolvente Unternehmen möglicherweise zerschlagen wird, sagte Jaffé: „Wir werden alle Optionen prüfen und den Investoren anbieten. Wir werden nicht einen Verkaufsprozess führen, der ausschließlich einen Gesamtverkauf ermöglicht“. Allerdings sei es noch viel zu früh, um jetzt zu entscheiden.

Gespräche mit potenziellen Investoren sollen wenn möglich noch in dieser Woche beginnen. "Es kommt jetzt auch auf Geschlossenheit, Besonnenheit und den gemeinsamen Willen zum Neuanfang an. Nur so können wir den Kunden und Investoren zeigen, welche Chancen dieser Standort bietet", lässt sich Jaffé in der Pressemitteilung zitieren. Ein Aufrechnen zwischen den einzelnen Standorten gebe es nicht. Jaffé zeigte sich zuversichtlich, dass es nach dem Produkt und den Markennahmen „erhebliche Nachfrage“ gebe. „Wenn der Betrieb in den nächsten Monaten stabilisiert wird, bin ich zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden, die langfristig Beschäftigung garantiert. – Ob das an allen Standorten ist, steht noch völlig in den Sternen“, sagte Jaffé

„Wir produzieren nicht auf Halte“

„Die Produktion wird nur in der Quantität ablaufen, wie sie durch konkrete, zahlungsfähige, abnehmewillige Kunden unterlegt ist“, sagte der Insolvenzverwalter. Derzeit werde mit den Händlern gesprochen und abgeklärt, welche Warenbestände wirklich abgenommen würden. „Denn eines ist klar: Ich habe hier über 40 Millionen Warenbestände herumstehen, die nicht verkauft sind, ich produziere kein einziges Fahrzeug auf Halte.“ Welche Aufträge wirklich real sind, werde derzeit abgeklärt.

Produktionspause nicht ausgeschlossen

Der Insolvenzverwalter bestätigte auch Informationen, dass am Mittwoch im Mottgerser Werk Material ausgeht und nicht weiter produziert werden kann. Je nach Nachfrage werde kurzfristig versucht Material zu generieren. Andernfalls werde die Produktion „erst einmal ausgesetzt“.

Die mehreren Hundert Wohnwagen, die bei Mottgers stehen, sind laut Vorstand der Knaus AG und Geschäftsführer der Knaus Tabbert Group Thomas Dickenberger zum überwiegenden Teil verkauft: „80 bis 90 Prozent davon müssten verkauft sein.“

Der Insolvenzverwalter appellierte während der – „auch sehr emotionalen“ (Jaffé) Versammlung – an die Belegschaft des führenden Herstellers von Reisemobilen und Wohnwagen, sich weiter motiviert einzusetzen. „Gerade die nächsten Wochen sind entscheidend für die Zukunft der gesamten Gruppe und das Werk in Mottgers“, wird Jaffé in der Mitteilung zitiert. Er warb bei Politik und den rund 400 Beschäftigten gleichermaßen für Verständnis und die Unterstützung bei der Sanierung.

Die Löhne der gesamten Belegschaft seien für die nächsten drei Monate bis Jahresende durch die Bundesagentur für Arbeit gesichert. Die KNAUS Tabbert Group hatte am vergangenen Donnerstag beim Amtsgericht Passau einen Insolvenzantrag gestellt. Osthessen-news berichtete (mit VIDEO): http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1156202 .

Informationen zur Knaus Tabbert Group

Die Knaus Tabbert Group geht aus der 1960 in Marktbreit/Main gegründeten Knaus KG hervor. Heute arbeiten für die Knaus Tabbert Group rund 1.600 Mitarbeiter. Im Geschäftsjahr 2007/2008 wurden mit rund 19.000 verkauften Wohnwagen und Reisemobilen ein Umsatz von 305 Mio. Euro erzielt. Hauptsitz des Unternehmens ist Jandelsbrunn. Weitere Standorte befinden sich in Mottgers und Nagyoroszi (Ungarn). (Daniel Kister) +++







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