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17.08.08 - HANAU

Polizei stoppte Aufmarsch von Neonazis für "Heß-Gedenken" - Achtsame Zeugen

Die Polizei im Main-Kinzig-Kreis konnte am gestrigen Samstagabend den Aufmarsch einer rechtsgerichteten Gruppe in der Hanauer Innenstadt schnell beenden.

Wie Polizeipressesprecher Henry Faltin heute berichtete, hatten Zeugen gestern gegen 22.35 Uhr gemeldet, dass sich eine Gruppe von etwa 20 Personen auf dem Altstädter Markt zusammenrotten würde. Es handele sich wohl um Neonazis: die Personen führten ein Plakat mit dem Konterfei von Rudolf Heß (s. dazu "Zum Hintergrund" unten, die Red.) mit und seien in Richtung "Am Freiheitsplatz" unterwegs.

Mit mehreren Streifen suchten die Ordnungshüter den genannten Bereich auf, trafen die besagte Gruppierung an und nahmen insgesamt 13 Personen fest, wobei einige aus der Gruppe Widerstand leisteten. Insgesamt fertigten die Beamten zwei Strafanzeigen wegen Widerstandes und fünf wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz, zudem eine Ordnungswidrigkeitenanzeige wegen der Nichtanmeldung einer Versammlung. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen erhielten die Festgenommen einen Platzverweis für Hanau und wurden entlassen.

Zum Hintergrund:

Rudolf Heß war langjähriger enger Vertrauter und Privatsekretär von Adolf Hitler, maßgeblich auf Aufbau des NS-Regimes und des "Führerkults" beteiligt, fungierte als Obergruppenführer der SS und war von 1933 bis 1941 "Stellvertreter des Führers". Im Mai 1941, vor dem Beginn des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion unternahm Heß einen geheimen Flug nach Schottland. Historiker und Politikwissenschaftler gehen davon aus, dass er mit der britischen Regierung über Frieden verhandeln wollte. Nachdem Heß festgesetzt und als Kriegsgefangener in London inhaftiert wurde, entließ in Hitler aus allen Parteiämtern und bezeichnete ihn als Psychopathen. 1946 wurde Rudolf Heß in das Kriegsgefängnis der Alliierten in Nürnberg überstellt, 1946 im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt und ins ehemalige Militärgefängnis Berlin-Spandau gebracht. Dort starb Heß im Alter von 93 Jahren am 17. August 1987 durch Selbstmord.

Während des Nürnberger Prozesses hatte Heß erklärt "Ich bereue nichts" und auch während der 41 Jahre Haft am Nationalsozialismus festgehalten. Bereits in den achtziger Jahren hatte bei Rechtsradikalen und Neonazis in Deutschland eine Verehrung von Heß eingesetzt, der zum "Märtyrer" erklärt wurde, dessen Freitod zum Mordkomplott umgedeutet wurde und der nach seinem Tod zur internationalen "Kultfigur" für Rechtsextreme avancierte. Die alljährlichen "Gedenkmärsche" zum Todestag von Heß im Monat August sind Kristallisationspunkte der Neonazi-Szene. Auch die Stadt Fulda war einmal betroffen: Am 14. August 1993 waren 500 Rechtsradikale aus Deutschland und dem europäischen Ausland "überfallartig" in Fulda einmarschiert und hatten auf dem Domplatz ungehindert eine Kundgebung zum 6. Todestag des Hitler-Stellvertreters Heß - unter den Augen der Polizei - abhalten können. Die Folge waren weltweit negative Schlagzeilen, aber auch verstärkte Diskussionen über Maßnahmen gegen Rechtsextreme. +++

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