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- Fotos: Bernd-Müller-Strauß

16.02.08 - Sport-News

Kendo oder "Der Weg des Schwertes": Hessenmeisterschaften am 24. Februar

FULDA. „Ki ken tai ichii – Geist – Schwert – Körper – Einheit“ so lautet eine Formel, die bei uns scheinbar noch unbekannt ist, die aber auf eine „Sportart“ verweist, die eine faszinierende Ausstrahlung entwickelt, wenn man sich mit ihr beschäftigt. Die Rede ist von Kendo, einer Kampfkunst, die ins Deutsche übersetzt „Der Weg des Schwertes“ bedeutet. In Fulda finden am Sonntag, 24. Februar, in der Wilmington-Halle ab 9.30 Uhr die Hessischen Meisterschaften statt, an der unter anderem auch WM-Teilnehmer zu sehen sind und die unter der Schirmherrschaft des Magistrates der Stadt Fulda stehen.

Doch stellt sich nun die Frage: Was ist eigentlich Kendo? „Es ist Kampfkunst, Sport und auch eine Lebenseinstellung“, sagt uns der Verein Kendo Kenkyûkai Fulda e.V. Doch was heißt das genau? Die beiden Vorsitzenden Bernd Schwab und Thomas Lassen geben uns die Antwort: Es geht um die Einheit von Körper, Geist und Schwert – und um Etikette. Etikette? – so die nächste Frage, wenn es doch um Kampf geht? Die Antwort ist wiederum eindeutig: Es geht um das höfliche, respektvolle Miteinander, um die Reinheit des Kampfes und den Respekt vor dem Leben – so wie es die Samurai vorgelebt haben.

Kendo entstand im frühen Mittelalter in Japan und differenzierte sich in mehrere Kendo-Schulen. Dabei wurde das Schwert zur Hauptwaffe der adligen Kriegerkaste, der Samurai. Das Kendo, so wie wir es heute kennen, entwickelte sich Mitte des 18. Jahrhunderts. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die verschiedenen Strömungen vereinheitlicht, um so Wettkämpfe, aber auch Kendo als Schulfach in Japan zu etablieren. Seit 1974 gibt es europäische Meisterschaften, seit Mitte der 1960er Jahre auch in Deutschland.

Ein Kendo-Kämpfer, Kendoka genannt, trägt die traditionelle Kleidung der Samurai, das heißt einen indigo-blauen Hosenrock, Hakama, eine Jacke, Keiko-Gi oder Kendo-Gi, sowie eine Schutzausrüstung in Anlehnung an die Rüstungen der Samurai. Zur so genannten Bogu gehören der Kopfschutz, Men, der Schutz für Hände und Unterarme, Kote, der Rumpfschutz, Do, sowie der Lendenschutz, Tare. Das flexibel biegbare, mit Fäden an beiden Ecken verbundene Schwert, Shinai, selbst besteht aus vier Bambus-Lamellen. Ziel des Schwertkampfes ist es nun, den Gegner offensiv am Kopf, an den Unterarmen, am Rumpf sowie an der Kehle, den althergebrachten Trefferzonen des Samurai-Kampfes, zu treffen. Dabei gilt es, den Angriff bzw. den Konter zu suchen. Der eigene Schlag ist wichtiger als die Verteidigung. Auf den Gegner wird ein geistiger Druck ausgeübt, entweder einen Schlag vorzugeben oder auf eine Schlagfinte einzugehen, damit man selbst erfolgreich trifft. Ein erfolgreicher Schlag wird mit einem lauten, symbolischen Schrei "ki ai" begleitet. Dieser ist nur dann gültig, wenn er mit Überzeugung ausgeführt wird und eine Einheit mit einem sprungähnlichen Kampfschritt des rechten Fußes, dem fumikomi-ashi, sowie dem Auftreffen des Schwertes Shinai erfolgt.

Es wirkt zunächst ungewohnt – zugegeben; ist aber beeindruckend, wenn man es in der Praxis sieht. In Bewegungen ohne Gegner, Suburi, Übungen zur Fußarbeit, Ashi-Sabaki, und Partnerübungen werden die Techniken erlernt und stetig ausgefeilt. Nach sechs Schülerstufen, den Kyu-Graden, kann man danach die eigentlichen Graduierungen, die acht Dan-Grade erreichen.

Wir sind wieder bei der Etikette. Es geht um eine lebenslange Einstellung zu Kendo und damit zur eigenen Lebenseinstellung. Mit Respekt verneigen sich die Kämpfer sowohl voreinander als auch vor dem Raum, in dem man kämpft. Die guten Geister des Schwertkampfes werden angerufen. Beim Schwertkampf werden Tugenden wie Entscheidungsfreudigkeit, Selbstbewusstsein, Entschlossenheit sowie Respekt gelernt, die es in den Alltag zu übertragen gilt. So sein wie ein Samurai – ein scheinbar träumerisches Ziel – wird zu einer Botschaft. Die Techniken des Schwertkampfes verbinden sich mit körperlicher Selbstbeherrschung und intensiver Auseinandersetzung mit dem Geist und dem eigenen Lebensstil. Eine Einstellung, die nicht nur von Jugendlichen trainiert werden kann, sondern auch von Menschen jeglichen Alters. Eine Altersbegrenzung gibt es nicht. Doch im Vordergrund soll das Lernen der Kendo-Einheit stehen, nicht der bloße Wettkampf oder gar das Verletzen.

Der „Weg des Schwertes“, Kendo, ist auch in Fulda erlernbar. Dazu lädt der Verein Kendo Kenkyûkai Fulda e.V. mit seinen drei Trainern Thomas Lassen, Bernd Schwab und Roland Gericke am Dienstag von 18 Uhr bis 20 Uhr in der Heinrich von Bibra-Schule sowie am Donnerstag von 19 Uhr bis 20.30 Uhr und zum Grundlagentraining am Montag von 19 Uhr bis 20.30 Uhr in der Sporthalle der Hochschule Fulda in Fulda ein. Nähere Informationen gibt es im Internet unter http://www.kendo-fulda.de bzw. unter der E-Mail-Adresse mailto:[email protected] . Ein hautnahes Bild können sich Interessierte jedoch bei den sehr gut besetzten Hessischen Meisterschaften in der Wilmington-Halle in Fulda am Sonntag, 24. Februar, ab 9.30 Uhr machen. Der Eintritt ist frei. (Bernd-Müller-Strauß) +++


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