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Bürgermeister Breithecker (links) mit Nachfolger Kolb - Fotos: Harald Friedrich

Bohl (CDU) gratuliert Gewinner Kolb

11.02.08 - Eichenzell

Wahlsieger KOLB will sich schnell einarbeiten - Eindrücke vom Wahlabend

Im Eichenzeller Schlößchen waren gestern Abend sicher 200 Menschen anwesend, aber dennoch herrschte eine würdige Stille - fast wie bei einer kirchlichen Veranstaltung. Die Interessierten standen meist in kleinen Grüppchen, es wurde nur leise gesprochen, wenn überhaupt. Ab 18:00 Uhr füllte sich der Kultursaal, die Anzeige am Beamer zeigte noch 0% für beide Bewerber. Alle Seiten waren unsicher, wer wohl welche Wähler bei dem sonnigen Wetter hatte mobilisieren können. Dann endlich kamen erste Zahlen. Nach zwei ausgewerteten Wahlbezirken waren erste Werte zu sehen: Kolb 56%, Bohl 44%.

Mit immer mehr Wahlbezirken wurde das Ergebnis klarer, der Vorsprung des parteilosen Dieter Kolb uneinholbar geworden. Als gegen 18:25 Uhr nach 7 Bezirken Kolb das erste Mal über 60% lag, ging ein verhaltener Applaus durch den Saal. Die Werte für den CDU-Kandidaten Joachim Bohl sanken weiter. Nach 11 von 12 Wahlbezirken fehlte nur noch das Ergebnis aus Welkers: die Auszähler hatten die Werte nicht telefonisch übermitteln können, sondern lieferten ihr Zahlenwerk persönlich ab. Erst um 18:45 Uhr lag somit das vorläufige amtliche Endergebnis vor und im Saal gab es erneut einen spontanen Applaus für den Sieger: Dieter Kolb erreichte 62,56% und Joachim Bohl 37,44%, die Wahlbeteiligung lag bei 64,9%.

Mittlerweile waren viele Politgrößen eingetroffen. Landrat Bernd Woide (CDU), die Landtagsabgeordneten Dr. Norbert Herr (CDU) und Dr. Walter Arnold (CDU), der Poppenhausener Bürgermeister Manfred Helfrich und natürlich der Amtsinhaber, Bürgermeister Rudolf Breithecker (SPD), sowie weitere Vertreter der Gremien des Kreises und der Gemeinde. Sogar der katholische Pfarrer Dirk Krenzer war vom Hutzelfeuer hierher geeilt. Alle beglückwünschten nun den kommenden Bürgermeister der Gemeinde Eichenzell, Dieter Kolb, per Handschlag und mit einigen persönlichen Worten. Der Wahlleiter Wolfgang Jäger verkündete das Ergebnis nochmal am Mikrofon, gratulierte Kolb und wünschte ihm alles Gute für die Amtszeit.

In den folgenden Reden wurden hauptsächlich dem frisch Gewählten und seiner Ehefrau die besten Wünsche mit auf den Weg gegeben. Aber auch die beiden anderen Kandidaten wurden nicht vergessen. Dirk Fischer (SPD), der schon vor zwei Wochen ausgeschieden war und dem heutigen Verlierer Joachim Bohl (CDU) wurde für ihr Engagement gedankt, sich zur Wahl zu stellen. Besonders Landrat Woide erinnerte sich daran, dass er persönlich vor Zeiten auch schon Wahlen verloren hatte, und dass es hart sei, zu verlieren, aber man dürfe sich dadurch nicht entmutigen lassen. Das Publikum gab auch den beiden Verlierern gebührenden Applaus.

Dieter Kolb bedankte sich in seiner Rede vor allem auch bei seiner Familie, die ihn stark unterstützt habe. Dem ehemaligen SPD-Vorsitzenden Gregor Walther galt sein Dank genau so wie seinem eigenen Bruder Elmar Kolb. Ab April könne er an seiner jetzigen Dienststelle seinen Resturlaub nehmen und stünde bereits dann der Gemeinde voll zur Verfügung, zunächst zum Einarbeiten. Kolbs Dank galt aber auch seinen beiden Mitbewerbern, die im Streit doch immer fair geblieben seien.

Im Gespräch mit "osthessen-news" nach der Wahl äußerte sich zunächst Joachim Bohl zu den Ergebnissen. Während der letzten zwei Wochen Endspurt habe er doch noch Hoffnung gehabt, sonst hätte die ganze Anstrengung ja keinen Sinn gemacht. Dass am Ende jetzt so schlechte Werte für ihn herausgekommen waren, hatte er jedoch nicht erwartet. Bohl dachte, das Rennen würde enger ausgehen und jetzt sei er "natürlicherweise enttäuscht". Für eine Analyse des Ergebnisses war es ihm jedoch zu früh. Wie er sich sein weiteres politisches Leben vorstelle, werde er sich erst später überlegen. Am kommenden Donnerstag sei die nächste Gemeindevertretersitzung und dann wären erstmal 8 Wochen Pause. In dieser Zeit wolle er sich Gedanken zu diesem Thema machen und sich danach entscheiden. Seine Firma "Elektro Herber" will Bohl aber in jedem Falle selbst ganz normal weiter führen.

Der Sieger Dieter Kolb sagte, er hatte schon die Hoffnung - nach dem Ergebnis der ersten Wahl - gewinnen zu können. Mathematisch betrachtet sei die Wahrscheinlichkeit eines Sieges ja auch da gewesen: wenn man nämlich davon ausging, dass Wähler, die am 27. Januar für den SPD-Bewerber Dirk Fischer stimmten, nun nicht den CDU-Kandidaten wählen wollten. Gehofft hatte Dieter Kolb selbst aber "nur auf 50 Prozent plus X". Jetzt fühle er, dass die Anspannung von ihm abfalle. 62 Prozent seien natürlich ein deutlicher Rückhalt und ein Vertrauensvorschuss, dem er jetzt auch gerecht werden müsse. Er danke den Wählern für dieses Vertrauen. Und jetzt freue er sich erstmal auf die neue Tätigkeit. Wichtige Termine werde er mit Amtsinhaber Breithecker praktisch ab sofort wahrnehmen, um sich so zeitig einzuarbeiten. Da seine Kinder bereits ziemlich unabhängig von ihm seinen, passe das neue Amt gut in seine familiäre und berufliche Lebensplanung. Nun wolle er aber erstmal in der Munkenhütte mit seinen Freunden feiern.

Der scheidende Bürgermeister und SPD-Vorsitzende Rudolf Breithecker hatte nach der ersten Wahl schon ein wenig damit gerechnet, dass Dieter Kolb das Rennen machen könnte. Dass Kolb aber soweit zulegen könne und Bohl sogar noch Stimmen verlor, hatte ihn doch überrascht. Die nächsten 3 1/2 Monate seiner Amtszeit werde er nun darauf verwenden, den kommenden Bürgermeister Dieter Kolb beim Einstieg zu unterstützen. Zufrieden zeigte er sich mit der Wahlbeteiligung. "Die Bürger haben ein hohes Interesse gezeigt, am gemeindlichen Weiterkommen und auch im Saal hier heute ist das Interesse enorm". Seines Ermessens nach waren mehr Bürger im Schlößchen als bei den letzten Bürgermeisterwahlen. Mit der neuen Technik seien die Ergebnisse sehr schnell zur Verfügung gewesen. Entscheidend war im Endspurt nach Meinung Breitheckers die Persönlichkeit der Kandidaten, nicht die Parteizugehörigkeit. Er selbst habe als Person immer zu seiner Partei gestanden, ohne die Partei zu sehr in den Vordergrund zu rücken.

Gegenüber "osthessen-news" äußerte sich auch Pfarrer Dirk Krenzer zur Wahl. Er habe dem neuen Bürgermeister eben gerade gratuliert und wünsche ihm alles Gute. Er selbst war natürlich auch seiner Bürgerpflicht nachgekommen und hatte gewählt. Am Morgen hatte er in der Kirche in Lütter die Gläubigen extra nochmal daran erinnert, zum Wählen zu gehen. Er sei hauptsächlich froh, dass er selbst nicht in sein Amt gewählt werden müsse. "Erst die Bischöfe und der Papst werden in der katholischen Kirche gewählt - Pfarrer werden zum Glück eingesetzt", so Krenzer.

Joachim Weber, der während einiger Monate eine Internetseite zum Bürgermeisterwahlkampf betrieben hatte (eichenzell-blog.de), war stolz darauf, mit seiner Prognose im Blog nur Bruchteile von Prozenten daneben gelegen zu haben. "Dass ich mit meiner Umfrage eine so exakte Vorhersage machen konnte, hat mich selbst erstaunt", so Weber. Quer durch alle Altersklassen und alle Ortsteile war das Ergebnis überall ähnlich. Er überlege nun, wie man den Blog dann nach der Wahl für die Eichenzeller Bürger weiterhin sinnvoll einsetzen könne.

Der im ersten Durchgang ausgeschiedene Kandidat und Eichenzeller Ortsvorsteher Dirk Fischer (SPD) hatte mit Weber eine Wette abgeschlossen und auf 55% für Kolb gesetzt. Den Wetteinsatz müsse er, so Fischer, nun an Weber übergeben. Fischer war allerdings auch davon ausgegangen, dass die Wahlbeteiligung deutlich niedriger liege. Als Ortsvorsteher sehe er kein Problem in Zukunft mit einem Bürgermeister Kolb zusammen zu arbeiten, er freue sich sogar auf die Zusammenarbeit.

Gregor Walther, ehemaliger SPD-Vorsitzender und Kolb-Unterstützer, zeigte sich sehr froh, dass die Wahl diesen Ausgang genommen hat, den er sich ja von Anfang an wünschte. Die nachträgliche indirekte Empfehlung der SPD für Kolb war für Walther unumgänglich. "Die SPD hätte ja sonst halb den CDU-Mann Joachim Bohl empfohlen". Dirk Fischer sei sicher von den SPD-Gremien wegen seiner Parteizugehörigkeit allen anderen Alternativen vorgezogen worden. Walthers Absicht für die Unterstützung von Kolb war, dass "ein Bürgermeister zu einer solchen Gemeinde auch passen" müsse. "Der braucht eine gewisse Aura, einen gewissen Stil", so Walther. Die Meinung zu seiner Aktion sei innerhalb der SPD unterschiedlich. Er werde jetzt auf alle Fälle den Weg zur Fraktion suchen. (Harald Friedrich) +++


Glückwünsche auch von CDU-MdL Dr. Herr (links)

...und dem Amtskollegen Helfrich aus Poppenhausen (links)


SPD-Urgestein Rudi Hilfenhaus (links) mit Kolb

...und alle drei Bewerber beim Bier friedlich vereint


Landrat Woide mit Glückwünschen...

...und auch die Gemeindebediensteten scheinen zufrieden zu sein

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