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- Fotos: Daniel Kister

21.11.07 - Fulda

Vom Handlanger zum Hehler - Ex-REP-Politiker PLAPPERT heute als Zeuge

Heute saß Bernhard Plappert noch auf der Zeugenbank. Unter seinem Anzug versteckt: die elektronische Fußfessel, die er am Arm trägt. Demnächst wird der frühere republikanische Kreistagsabgeordnete selber auf der Anklagebank sitzen müssen. "Sie müssen sich mit Ihren Aussagen nicht selbst belasten“, klärte deshalb der Vorsitzende Richter Peter Krisch den 59-jährigen Werkzeugmaschinenbauer vor dessen Zeugenaussage auf. Angeklagt sind seit der gestrigen Prozesseröffnung zwei Männer. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, im Jahr 2005 Münzen und Orden aus einer privaten Sammlung gestohlen zu haben. Der vorbestrafte Hauptangeklagte aus Offenbach war in drei solcher ausführlich geplanten Militaria-Diebstähle verwickelt. Das ging heute aus der Zeugenaussage von Plappert hervor.

Der Ex-Republikaner selbst hatte bei den Auftragsdiebstählen offenbar eine Mittlerrolle gespielt. Später hatte er offensichtlich versucht, Profit aus der Diebesware zu schlagen. Sein Pech: Der potentielle Käufer „Addi“ war in Wirklichkeit ein verdeckter Ermittler der Polizei. Auch einen weiteren Einbruch versuchte er zu initiieren. Einen ausführlichen Bericht zu den Vorwürfen gegen Plappert lesen Sie unter: http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1138091 .

Ein langjähriger Bekannter habe ihn in seine Diebespläne eingeweiht, erklärte Plappert heute zum ersten von drei Einbrüchen. Dieser Bekannte und selbst Militaria-Sammler hoffte, über den Politiker Handlanger für seinen Einbruch zu finden. Plappert kannte nach eigenen Angaben aber keine Auftragsdiebe. Er leitete die kriminelle Anfrage deshalb weiter – an einem Mann, dessen Namen Plappert nicht nennen will. Im Verlauf des Prozesses und auch schon in den Akten wird dieser Unbekannte „Mister X“ oder einfach nur „X“ genannt. Dem Mann, vor dem Plappert nach eigener Aussage „Respekt“ hat, gab er eine Hausskizze, die Plappert seinerseits vom eigentlichen Auftraggeber – seinem langjährigen Bekannten – bekommen hatte. Die sehr ausführliche Skizze habe einen Aufriss der Wohnung in Neuhof-Giesel gezeigt, aus der die Orden und Münzen im März 2005 gestohlen wurden.

Einige Tage nach der Tat sei Plappert von den beiden Einbrechern und Mister X „besucht“ worden. Sie hätten das Diebesgut zu seinem Haus gebracht, wo es der Auftraggeber wieder einige Tage später abgeholt habe. „Ich habe gesehen, wie Mister X den beiden Einbrechern Geld gegeben hat“, erinnert sich Zeuge Plappert. Das Geld habe Mister X vorgestreckt und wollte es von ihm – Plappert – zurück bekommen. Plappert wiederum musste warten. bis der auftraggebende Sammler die für ihn gestohlene Ware „bezahlte“. Dieser Sammler, der die Diebesware an einen weiteren Militaria-Sammler verkaufen wollte, rechtfertigte, dass er selber auf Geld warten müsse. Daher seien die Zahlungen bei Plappert nur stückchenweise eingegangen. Gleichzeitig habe Mister X täglich angerufen, um seinen Geldanteil einzufordern. Insgesamt sollten 20.000 Euro an X fließen. Plappert geriet nach eigenen Angaben unter Druck. Nachdem der Auftraggeber mehrmals Geld gezahlte habe, das Plappert weiterleiten konnte, habe sich Mister X zufrieden gegeben.

Bei einem der beiden Einbrecher soll es sich um den heute hauptangeklagten „Franky“ handeln. Der mitangeklagte Einbrecher – ein bis dahin unbescholtener Bürger aus dem Vogelsbergkreis – wurde laut den Zeugenaussagen erst beim zweiten Einbruch zum Komplizen. Er war gestern geständig, während der Hauptangeklagte die Tat abstritt. Diese zweite Einbruchstat soll – ebenfalls im Jahr 2005 – im Kalbacher Ortsteil Uttrichshausen begangen worden sein.

Es sei im Prinzip genauso abgelaufen wie einige Monate zuvor: Sammler und Auftragsgeber kontaktiert Plappert. Dieser informiert Mister X. Dieser wiederum heuert Diebe an. Der Unterschied: Plappert wollte wie er heute beteuerte, nichts mehr damit zu tun haben. Mister X habe diesen Wunsch aber ignoriert und „Fakten geschaffen“. Und so wurde Plapperts Wohnung auch diesmal zum Umschlagsort der "Sore". Und auch diesmal leitete der Republikaner den Lohn an die Täter weiter: 15.000 Euro seien an Mister X gegangen weitere 5.000 Euro habe der mitangeklagte Einbrecher von Plappert direkt erhalten. Das Geld habe auch diesmal vom Auftraggeber gestammt, der die Diebesware verkaufte.

Für seine bisherige Hehlerei sei auch Plappert Geld in Aussicht gestellt worden, erklärte er. Allerdings habe er tatsächlich nichts erhalten. Das wollte er offenbar ändern: Ein Teil der Diebesware, der nicht verkauft werden konnte, war in Prag gelagert. Plappert erklärte, die Militaria-Ware auf Wunsch eines vermeintlichen Kaufinteressenten von dort geholt zu haben. Dieser habe dann auch 9.000 Euro an Plappert gezahlt. „Das war das erstemal, dass ich etwas bekommen habe“, sagte Plappert. Der Käufer, der in Wirklichkeit ein verdeckter Ermittler war, signalisierte weiteres Interesse an Orden und anderen Sammlerstücken. Plappert versuchte, ausgewählte Objekte zu beschaffen. Diesmal auf einem anderen Weg, wie Richter Krisch festhielt – nämlich ohne den Umweg über Mister X. Plappert wandte sich direkt an Einbrecher „Franky“. Der geplante Einbruch lief aber schief: Keine Orden also für den verdeckten Ermittler „Addi“ und keine 70.000 Euro für Plappert. Die hatte ihm der „nicht unsympathische“ Addi zuvor als Provision versprochen. Plappert: „Kurz darauf bin ich verhaftet worden.“ Der Prozess gegen die beiden Angeklagten wird morgen fortgesetzt, der Termin für die Hauptverhandlung gegen den Ex-Republikaner steht noch nicht fest.(Daniel Kister) +++










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