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(v.li): Ex-OB Dr. hamberger, Ekkehard Schulz und Prof. Dr. Peter Krahulec... - Fotos: Thorsten Jahn / JIT

Gut besuchter Gesprächsabend in Thalau

11.11.07 - Thalau/Rhön

"Stille Helden" der NS-Zeit in Osthessen - bemerkenswerte Gesprächsrunde

Über die "stillen Helden" in Osthessen, die während des 2. Weltkrieges Zivilcourage und Menschlichkeit zeigten, diskutierte eine Gesprächsrunde im Café am Dales am gestrigen Samstag Abend. Moderiert vom Fuldaer Hochschulprofessor Dr. Peter Krahulec wurden die Schicksale einiger Helden als Beispiele vorgestellt. Auch wenn die Gewalt, das Böse, ozeangleich in Form das Nazi-Regimes nicht nur Deutschland bedeckte - so gab es die Inseln der Gerechtigkeit, gleich Atollen der Anständigkeit in den Ozeanen der Verbrechen. Und auch in Osthessen gab es diese Helden, in Fulda und eben auch in Thalau.

Zu Beginn sprach Dr. Wolfgang Hamberger, ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt Fulda über den deutschen Wehrmachtsunteroffizier Raymund Biedenbach (1910-1944), der Fuldaer Sparkasseninspektor mit Frau und zwei Töchtern machte sich in den letzten Kriegsmonaten bei der Nazi-Führung unbeliebt, weil er die nationalsozialistische Propaganda heftig kritisierte und den Krieg als bereits verloren erkannte. Er wurde aus dem Kreise seiner Kameraden denunziert und am 21. Juli 1944 vom Zentralgericht des Heeres wegen "Zersetzung der Wehrkraft" zum Tode verurteilt. Zwei Monate später wurde er trotz Gnadengesuch in Ruhleben erschossen. Die Katholische Kirche erkannte seine aufrichtige Haltung für Sitte und Moral an und erhob den gläubigen Christ in den Status eines Martyrers.

Anschließend berichtete Dipl. Sozialpädagoge Björn Bierent vom Fuldaer Antoniusheim über die "Rettungsaktion Schwarzbach", bei der die Bewohner des Heimes unter gewagten Umständen, leider nicht komplett aber doch zu einem großen Teil vor der Euthanasie in der NS-Zeit bewahrt werden konnten.

Frau Sabine Sonntag, Studentin der Sozialpädagogik aus Gersfeld, referierte im Folgenden über die Gersfelderin Ellie Wilde, die den jüdischen Kaufmann Theophil Posen rettete. In einer riskanten Unternehmung mit gefälschten Papieren schmuggelte sie als Rotkreuzhelferin den Juden nicht nur aus der damaligen Nazi-Hochburg Gersfeld, sondern brachte ihn auch bis an die Schweizer Grenze in die Obhut Verwandter. "Wir warn uns doch gut", beschrieb die Ehrenbürgerin der Stadt Gersfeld ihr Handlungsmotiv, für das sie ihr und das Leben der weiteren Helfer aus Nächstenliebe aufs Spiel setzte.

Schließlich konnte Ekkehard Schulz-Hosenfeld aus Thalau/Altenhof, über die Forschungsarbeiten seiner früh verstorbenen Frau Uta Hosenfeld zu den Rettungstaten ihres Vaters Wilm berichten. Mit dem Welterfolg von Roman Polanskis Film "Der Pianist" wurde auch das Rhöndorf Thalau als Wirkungsstätte des Szpilman-Retters, des Lehrers Wilm Hosenfeld, weithin bekannt.

Diese ganze Welt schaue nun im Gedenken an diesen aufrichtigen Menschen auf das kleine Rhöndorf Thalau, dessen Bewohner noch gar nicht richtig realisiert hätten, welchen "Leuchtturm" sie als Vorbild aus ihrer Mitte in den Nachkriegswirren des 2. Weltkrieges verlierten. Dabei zeichnete gerade die Menschlichkeit des in das Nazi-System verwobenen Offiziers diesen osthessischen Helden derart aus, dass seine Zivilcourage als Vorbild unbedingt weiterer Erinnerung bedürfe. Einhellig sprachen sich die vermehrt angereisten Zuhörer geradezu verwundert darüber aus, dass Thalau weder einen Gedenkstätte noch andere Zeugnisse an ihren Helden den suchenden Gästen wie den im Ort aufwachsenden Kindern anbieten könne. Dr. Wolfgang Hamberger wurde gebeten sich der weiteren Würdigung des Thalauer Lehrers nicht nur als Vorsitzender des Geschichtsvereins Fulda anzunehmen und ist sich der breiten Unterstützung aus Thalau und dem Landkreis gewiss.

Einen weiten Bogen spannte anschließend, leider schon zu später Stunde, Torsten Jahn als Jugendwart aus Thalau, zur "wissenden Hoffnung", der Aufgabe der Nachgeborenen der NS-Verbrechen. Am Beispiel seiner eigenen "Suche" nach Erklärung für das Unrecht der Vergangenheit gab er Hinweise, wie man verstehen lernen könne. Geschichtskenntnisse und kritisches Hinterfragen seien die Grundpfeiler für zukünftige "Helden" - und die brauchten wir im kleinen wie im Großen auch in unserer Zeit. (Torsten Jahn). +++


Björn Bierent und Sabine Sonntag...

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