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Bischof Algermissen heute bei der Predigt

Die Osterkerze 2007 im Dom zu Fulda

08.04.07 - Fulda

"Statt ungeborene Kinder zu Hunderttausenden abzutreiben, könnte man sie zur Welt bringen, um die Ehepaare glücklich zu machen, die sich vergeblich darum bemühen, ein Kind zu adoptieren. Wir könnten, wenn wir wollten, viele am Leben erhalten, die unsere Gesellschaft schon zum Tode verurteilt hat, ehe sie geboren wurden.“ Dies stellte Bischof Heinz Josef Algermissen in einem feierlichen Pontifikalamt am Ostersonntag im überfüllten Fuldaer Dom vor mehr als 1.000 gläubigen heraus. Das nämlich sei im heutigen gesellschaftlichen Kontext unter anderem die Bedeutung von Ostern als einer Revolution für das Leben und zugunsten des Lebens.

Die österliche Revolution müßte laut Bischof Algermissen konkret auch bedeuten: Flagge zeigen und Stellung beziehen gegen den Pragmatismus und Populismus, mit dem in Medien, Wissenschaft und Politik angesichts der rasanten Entwicklungen in der Gentechnik und der Biomedizin die Grundsätze des christlichen Menschenbildes deutlich in Frage gestellt würden. „Und weiter könnte die österliche Umwälzung eine Aufklärung bedeuten, daß die lebensnotwendigen Güter des Menschen solche sind, die man nicht käuflich, sondern nur als Geschenk erwerben kann: Liebe, Glaube, Hoffnung, die großen Ostergeschenke Gottes an seine Menschen“, unterstrich der Oberhirte.

Zu Beginn seiner Predigt erinnerte Algermissen an die Fabel von Franz Kafka über die Maus, der die weite Welt zunächst Angst macht, die dann weiterläuft und immer mehr Mauern sieht und schließlich im letzten Zimmer ankommt. Im Winkel stehe die Falle, in die sie laufe, klagt sie gegenüber der Katze, die erwidert: „Du mußt nur die Laufrichtung ändern“ und sie auffrißt. Die Fabel sei ein Bild für das menschliche Leben, hob der Bischof hervor. Zuerst liege es voller Möglichkeiten vor einem, dann finde man allmählich seinen Platz und richte sich ein. „Aber mit den Jahren wird die Gewißheit immer deutlicher: Wir laufen auf das Ende zu, auf den Tod.“ Im letzten sei dann kein Ausweichen und keine Richtungsänderung mehr möglich, wenn vor einem die Falle, die zuschnappen werde, hinter einem die Katze, die einen fresse, stehe. „So empfinden viele Menschen das Leben: als ausweglosen Lauf in den Tod.“ Da helfe im Grunde überhaupt keine Verdrängung.

„Die Psychotherapie weiß heute genau, daß die Verdrängung tiefster Grund seelischer und auch körperlicher Krankheit ist und daß Heilung in den Schmerz der Wahrheit hinabsteigen muß“, rief Algermissen in Erinnerung. In den Schmerz der Wahrheit dieser Welt sei nun aber Jesus Christus im Paschamysterium hinabgestiegen. Gott schaue sozusagen im Kreuz und in der Auferstehung seines Sohnes diese Welt wieder an, „schaut hinein in ihre Abgründe, durchschaut ihre Verlogenheit“. Er schenke ihr am Osterfest mit der Botschaft seines gekreuzigten und auferstandenen Sohnes eine Lebensperspektive: „Ich lebe und auch ihr werdet leben“. Im Tod Jesu geschehe ein neuer Anfang, sein Ende sei sein Ankommen beim Vater, erläuterte der Bischof. „Angelus revolvit lapidem“ – der Engel habe den Stein vom Grab Jesu hinweg gewälzt; „revolvit“ verweise hierbei auf den Begriff „Revolution“. In der Tat habe der Auferstandene die größte Revolution der Weltgeschichte ausgelöst, deren Kraft die Jahrhunderte bewegt habe.

Das Grab dieser Welt sei mit der Auferstehung Jesu aufgebrochen, der Verschlußstein weggewälzt, die Nacht verscheucht. „Im Osterlicht erhält unser Leben Perspektive; sie befreit den Menschen von aller Daseinshektik und Lebensangst“, betonte Bischof Algermissen. Der Mensch ohne Osterglauben lebe wie die Maus vor der Falle unter der gnadenlosen Devise: „Was du bis zu deinem Tode nicht erreicht hast, das hast du verloren; was du bis zur Stunde deines Sterbens nicht erjagt hast, das holst du nie mehr ein; was du hier nicht zu Ende bringst, das verendet.“ Der Mensch ohne Osterglauben werde zu einem großen Sicherheitsrisiko für die anderen, denn seine „hektische Torschlußpanik und Daseinsangst“ ließen ihn buchstäblich über Leichen gehen.

„Der österliche Mensch dagegen sieht alles in einem anderen Licht: Statt die Welt neu zu entwerfen und auf die alte mit Steinen zu werfen, versucht er, mit der Ostergnade zu heilen und zu ändern. Statt die neue Gesellschaft zu planen, versucht er, die alte österlich zu renovieren, gemäß dem Wort des Herrn: ‚Seht, ich mache alles neu’“, so Algermissen. Genau dazu gebe Ostern den langen Atem des Auferstandenen, den er den Gläubigen einhauchte, als er am Ostertag unter seinen verängstigten Jüngern stand und zu ihnen sprach: „Empfangt den Hl. Geist“. Der wahrhaft auferstandene Christus habe die Erde mit dem Himmel, den Menschen mit Gott verbunden. „So reformierte ER den Menschen an seiner Wurzel und bietet die Möglichkeit zur Erneuerung unserer Welt; wir haben allen Grund, zuversichtlich und hoffnungsvoll durch die Gegenwart zu gehen und in die Zukunft zu schauen“, schloß Bischof Algermissen.

Der Domchor unter Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber sang die „Heiligmesse“ von J. Haydn und weitere Chorsätze im Wechsel mit der Gemeinde. An der Domorgel Prof. Kaiser, an der Chororgel Nico Schmitt. Das Domorchester wirkte mit. Für sie alle gab es am Ende nach fast zweistündiger Dauer einen offenen herzlichen Applaus. +++


Vollgefüllt der Dom heute











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