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Gastredner Georg Sedelmaier, Gründer der Interessengemeinschaft FÜR gesunde Lebensmittel - Fotos: Martin Günkel

Die gut besuchte "Tenne" im Lauterbachter Ortsteil Maar.

25.01.07 - Lauterbach

"Zivilcourage Vogelsberg" gegründet ´- Widerstand gegen Gentechnik geplant

“Zivilcourage Vogelsberg" ist der Name einer neuen Organisation, die sich für einen gentechnikfreien Vogelsberg einsetzen will. Gestern Abend fanden rund 130 Interessierte den Weg in die “Tenne" im Lauterbacher Ortsteil Maar. Die 50 ausgelegten Unterstützungserklärungen waren schnell aufgebraucht. Der Gastredner des Abends war Georg Sedelmaier, Gründer der "Interessengemeinschaft FÜR gesunde Lebensmittel". "Zivilcourage Vogelsberg" ruft dazu auf, im Vogelsbergkreis ausschließlich gentechnikfreie Agrarprodukte anzubauen und möglichst auch das Vieh gentechnikfrei zu füttern. Ein weiteres Anliegen ist es, dass möglichst viele bewusst Waren einkaufen, die gentechnikfrei sind.

Der Storndorfer Landwirt Peter Hamel ist der Initiator des Projekts. Wie er den Anwesenden erklärte, bewirtschaftet er seit 1997 den Betrieb seiner Eltern. Es sei kein ökologischer, aber auch kein konventioneller Betrieb, sondern ein traditioneller wie viele im Vogelsberg. Der 50-Jährige ist promovierter Agraringenieur und hat eigenen Angaben zufolge zunächst an die Gentechnik geglaubt. Er sei davon ausgegangen, dass sie eine Reduktion von Spritzmitteln ermögliche.

Je mehr er sich mit der Materie beschäftigt habe, um so klarer sei ihm geworden, dass man "genau mit dieser grünen Gentechnik auch das Gegenteil erreichen kann, oder dass man sie lediglich als Mittel zum Zweck einsetzen kann, nur um Patente zu erreichen. Patente, um Lizenzgebühren zu verlangen.

Patente, um mittelfristig eine komplette Abhängigkeit, genau wie beim Öl zu erzielen." So habe die amerikanische Firma Monsanto unter anderem in München zwei Patentanträge auf Schweine mit einem bestimmte Genabschnitt beantragt, die damit lizenzpflichtig würden, was auf die Hälfte der europäischen Schweine zutreffe.

“Nach dem Willen der großen Koalition soll transgenes Saatgut vor allem US-amerikanischer Agro-Chemie-Konzerne auch die deutsche Landwirtschaft erobern", so Hamel. Der Entwurf eines EU-Berichts über die Biotechnologie vom 6. November 2006 verspreche eine Lockerung der Genehmigungsverfahren, ein Schiedsspruch der WTO verlange von den EU-Staaten die Aufhebung der Zulassungsverbote.

Dabei seien rund 80 Prozent der Bevölkerung gegen Genfood, gleichzeitig ignorierten 97 Prozent der Landwirte dieses Thema. Keine Versicherung der Welt wolle die Risiken der grünen Gentechnik versichern. Denn die Wirkungen auf die komplexen Vorgänge der Naturkreisläufe könnten nicht annähernd abgeschätzt werden. Und keines der Versprechen rund um die Gentechnik sei bisher eingehalten worden: In Nord- und Lateinamerika sei die Belastung durch Pestizide gestiegen, zudem komme es zu Ernteeinbußen. Die wirtschaftliche Situation der Landwirte habe sich erheblich verschlechtert. “Banken erkennen Gentec-Flächen nicht mehr als Sicherheit an."

“Die Industrie verfolgt eine Utopie, durch die Kontrolle von Samen über eine neue Form bäuerlicher Leibeigenschaft bis hin zum Supermarkt die Welternährung beherrschen zu können", so Hamel. Das Ziel der sechs großen Agro-Chemie-Konzerne laute: Gentechnisch manipulieren, patentieren, monopolisieren, globalisieren. "Lassen Sie es nicht so weit kommen. Bleiben Sie frei in Ihren Entscheidungen und unterstützen Sie Zivilcourage Vogelsberg."

Der Lauterbacher Günter Betz sprach aus der Sicht der Verbraucher und machte darauf aufmerksam, dass Versuche die Wirkung von Genfood bereits gezeigt hätten. Mäuse hätten allergische Reaktionen gezeigt, die aufgenommene DNS habe sich in Kot, Darmwänden, in weißen Blutkörperchen, in der Leber, der Milz und den Nieren integriert. Das gehe aus einem Bericht des norwegischen Wissenschaftlers Professor Dr. Traavik hervor. Die vielen Zusätze in der Nahrung, so Betz, hätten bereits jetzt für eine Allergiebereitschaft bei 50 Prozent der Bevölkerung in westlichen Ländern gesorgt. Die gleichen Konzerne, durch deren Produkte die Menschen krank würden, wollten dann mit entsprechenden Medikamenten Geld machen, so Betz.

Georg Sedelmaier, der auch im tegut-Vorstand tätig ist, stellte seine Interessengemeinschaft vor. Er habe sie aus dem Gefühl heraus gegründet, etwas tun zu müssen. Zunächst habe er allein dagestanden, inzwischen gebe es zahlreiche Mitglieder aus ganz Europa und darüber hinaus aus allen politischen Richtungen oder Religionen. Ehrenmitglieder seien der Dalai Lama, der Bergsteiger Reinhold Messner, die Fernsehköche Johann Lafer und Sarah Wiener, die hessische Staatssekretärin Oda Scheibelhuber, Ministerpräsidentengattin Karin Stoiber, Norbert Blüm, die Journalistin Eva Hermann, Dr. Asfa-Wassen Asferate, Prinz von Äthiopien und Autor und viele andere.

Sedelmaier betonte unter anderem, dass sich Samen gentechnisch veränderter Pflanzen nicht aufhalten ließen. "Die vorgeschrieben 200 Meter Abstand zwischen einem Gen- und einem normalen Feld nützen nichts." Der kanadische Landwirt Percy Schmeiser habe deshalb und durch eine Patentklage alles verloren. Auch ihn habe er persönlich getroffen, so Sedelmaier. Hybrid- und Terminator-Samen müssten die Landwirte jedes Jahr neu kaufen, weil sie nur einmal verwendbar seien. Das habe allein in Indien so viele Landwirte in den Ruin getrieben dass rund 17.000 von ihnen Selbstmord begangen hätten. Sedelmaier rief dazu auf, mit Bewusstsein einzukaufen und zweifelhafte Produkte zu meiden. "Jeder Einkauf ist ein Stimmzettel."

Die Brauereien aus Lauterbach und Alsfeld sagten ihre Unterstützung für “Zivilcourage" ebenso zu wie ein Vertreter der Bäckerinnung. Am 22. Februar gastiert der amerikanische Schriftsteller F. William Engdahl in der Maarer Tenne. Er wird sein Buch "Saat der Zerstörung. Die dunkle Seite der Genmanipulation" vorstellen. Weitere Informationen zur Initiative unter http://www.zivilcourage-vogelsberg.de. (mgg) +++



Der Lauterbacher Günter Betz


Storndorfer Landwirt Peter Hamel

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