Scharfe Kritik von Katholikenrat: "Ladenöffnungszeiten nicht zu Lasten der Familien"

Die von der CDU in den Landtag eingebrachte Gesetzesinitiative zur Reform des hessischen Ladenöffnungsgesetzes wird vom Vorsitzenden des Katholikenrates, Richard Pfeifer (Biebergemünd-Kassel) und dem Diözesanvorsitzenden der KAB, Klaus Schmitt (Freigericht-Neuses), kritisiert.

Eine Erweiterung der Ladenöffnungszeiten als Reaktion auf das veränderte Konsumverhalten und die Einkaufserfordernisse vieler Kundinnen und Kunden ist sicher nicht zu verhindern. Die beiden Vorsitzenden sehen in der aktuellen Vorlage allerdings den Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung nicht ausreichend geschützt. Es sei nicht nachvollziehbar, dass eine alleine regierende christliche Regierung mit dem hohen Gut „Schutz des Sonntages“ zu Lasten der Familien experimentiere. Die Damen und Herren sollten ihre eigenen Sonntagsreden beherzigen, in denen sie zu Recht in allen Variationen über den Erhalt unserer christlichen Kultur und unserer Werte referieren, so Pfeifer und Schmitt.

Wenn man in Betracht ziehe, dass die Läden in Zukunft wochentags rund um die Uhr geöffnet sein sollten, sei es nicht mehr vermittelbar, dass zusätzlich vier offene Sonntage pro Jahr vorgesehen seien. Das ermögliche zum Beispiel, dass man in den Gemeinden im Umkreis von Fulda an mehr als der Hälfte der Sonntage pro Jahr einkaufen könne. Zudem hätten Ladenöffnungszeiten am Samstag bis 24.00 Uhr und am Montag ab 0.00 Uhr hätten für betroffene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zwangsläufig zur Folge, dass unter der Berücksichtigung von An- und Abfahrts- bzw. Vor- und Nachbereitungszeiten regelmäßig deren Sonntagsschutz verletzt werde.

Für den Katholikenrat bezieht Richard Pfeifer Stellung: „Es ist nicht akzeptabel, dass es dem betroffenen Personenkreis an vielen Sonntagen unmöglich gemacht wird, künftig den christlichen Sonntagspflichten nachzukommen, weil man erst am frühen Sonntagmorgen von der Arbeit nach Hause kommt.“

Vom Einzelhandelsverband werde diese Gesetzesvorlage ebenfalls abgelehnt und auch der Hessische Gemeindebund fordere grundlegende Korrekturen zum Schutz der Sonn- und Feiertage. Pfeifer und Schmitt stellen die Frage, mit wem die CDU-Regierung eigentlich im Liberalisierungswettlauf stehe?

„Viele Familien werden in Zukunft durch unterschiedliche Arbeitszeiten noch weiter auseinander gerissen und haben kaum noch Zeit für gemeinsame Unternehmungen. Dass Ihnen weniger Zeit für die abendliche gemeinsame Ausübung eines Hobbys oder Ehrenamtes bleibt, ist sicherlich auch ein Ergebnis dieser Gesetzesinitiative“, so Klaus Schmitt vom Diözesanverband der Katholischen Arbeitnehmerbewegung im Bistum Fulda.

Den fehlenden Jugendschutz der Gesetzesvorlage kommentierten die beiden Vorsitzenden: „Wenn die Geschäfte rund um die Uhr innerhalb der Woche geöffnet sind, besteht durchaus die Möglichkeit, dass Minderjährige unbeschränkt von den nächtlichen Einkaufsmöglichkeiten Gebrauch machen. Wir sind der Ansicht, dass junge Menschen auch hier einen besonderen Schutz genießen und nicht zum Beispiel die in Verkaufsräumen oftmals zur Verfügung stehenden Spielmöglichkeiten uneingeschränkt nutzen sollten.“

Schmitt und Pfeifer sind einhellig der Meinung, dass eine Ladenöffnung an Werktagen von 6.00 Uhr 22.00 Uhr und samstags von 6.00 Uhr bis 20.00 Uhr sowie ein verkaufsoffener Sonntag pro Jahr und Gemeinde, zum Beispiel für einen traditionellen Markttag, eine sehr weitgehende, aber auch ausreichende Liberalisierung der Öffnungszeiten darstelle. Sie erwarten außerdem, dass der noch fehlende Jugendschutz nachgebessert wird. Weitere Informationen sind erhältlich über die Geschäftsstelle des Katholikenrates, Tel.: 0661 / 87 - 467 sowie über die KAB-Diözesangeschäftsstelle, die unter Tel.: 0661 / 73 - 433 zu erreichen ist. +++