"Archivare im Googlezeitalter" - Bundeskonferenz der Kommunalarchive

Fulda ist bereits so etwas wie die heimliche Hauptstadt der bundesdeutschen Archivarinnen und Archivare. Das meint jedenfalls die Organisatorin der heute Mittag im Stadtschloss eröffneten Bundeskonferenz der Kommunalarchive, Katharina Tiemann aus Münster. Bei der bis zum Donnerstag dauernden Fortbildungsveranstaltung beschäftigen sich rund 60 "Sachwalter der Vergangenheit" mit dem Thema "Kommunale Archive und ihre Benutzer im digitalen Zeitalter". Moderne Öffentlichkeitsarbeit, Präsentationen der Archive und ihrer Quellen im Internet sollen dabei einen besonderen Schwerpunkt setzen. Seit der Ansiedlung des größten nationalen Fachverbands für Archivare VdA in der Barockstadt haben schon diverse überregionale Tagungen und Seminare hier stattgefunden.

"Wir arbeiten nicht länger im Verborgenen, sondern verstehen uns zuallererst als Dienstleister und gehen ganz gezielt an die Öffentlichkeit", beschreibt die Archivarin aus Münster ihr Berufsverständnis. Auch sie kennt das Klischee von den verstaubten Archivaren, die sich unter alten Aktenbergen vergraben und Besucher eher als Eindringlinge empfinden. Das sei lange überholt, sagt Katharina Tiemann: Im Google-Zeitalter beschäftigen sich auch die Stadtarchive längst mit den neuen Medien und nutzen sie für ihr Klientel. Über alte Zöpfe, neue Herausforderungen, Urheberrecht, geeignete Software, Onelineauftritte und den Umgang mit Datenbanken referieren Archivare aus ganz Deutschland in den nächsten beiden Tagen im Marmorsaal. Der Leiter des Fuldaer Stadtarchivs, Dr. Thomas Heiler wird seinen Berufskollegen einen Praxisbericht unter der Überschrift "Erschließung als Kernstück archivarischer Arbeit?" geben. Dr. Edgar Kutzner zeigt seinen Kollegen den Neubau des Bistumsarchivs.

Oberbürgermeister Gerhard Möller empfängt die Konferenzteilnehmer morgen Vormittag im Stadtschloss. Möller hatte schon im März bei der Eröffnung der Geschäftsstelle des Verbands deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. in der Wörthstraße den Wunsch geäußert, dass vom neu angesiedelten größten nationalen Fachverband für Archivare in Fulda „Impulse für die Stadt und die Region“ ausgehen sollten. Knapp 10 Monate später blickten der Verband selbst und die Stadt Fulda mit großer Zufriedenheit auf das Erreichte, freut sich VdA-Geschäftsführer Thilo Bauer. Die VdA-Geschäftsstelle sei zu einem Treffpunkt für Archivare aus ganz Deutschland geworden. Besprechungen und Konferenzen der Organe des Verbandes (Geschäftsführender Vorstand, Gesamtvorstand, Arbeitskreise, Ausschüsse, Landesverbände) hätten seit Eröffnung der Geschäftsräume fast ausschließlich in Fulda stattgefunden.

Die anreisenden Verbandsmitglieder aus ganz Deutschland fühlten sich in der Barockstadt sehr wohl und schätzten die gute Erreichbarkeit und die Gastlichkeit der Stadt. VdA-Vorsitzender Dr. Robert Kretzschmar (Stuttgart): „Die gute Entwicklung unseres Verbandes und die Ansiedelung in Fulda in diesem Jahr ist überaus erfreulich. Fulda ist binnen kürzester Zeit zu einem zentralen Ort des Archivwesens in Deutschland geworden.“

Um die Positionierung der Archive im sich neu organisierenden digitalen Produktionsprozess geht es in einer Woche beim Seminar des Vereins Fortbildung Medienarchivare/-dokumentare (VFM), das unter dem Thema steht „Dokumentare und Informationsvermittler im Contentmanagement“. Das Seminar, welches nun ebenfalls erstmals in Fulda stattfindet, richtet sich in erster Linie an Mitarbeiter und Leiter von Rundfunk- und Medienarchiven. (Carla Ihle-Becker) +++