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Schon im Dezember vor zwei Jahren standen die Zeichen bei der Firma Rabenseifner auf Sturm,- die Belegschaft protestierte vor den Werkstoren. ..

... und stimmte schließlich mehrheitlich für einen Verzicht und finanzielle Einbußen, um den Bestand der Firma zu sichern.

07.09.06 - Fulda

"Zu Arbeitskampf gezwungen": Warnstreiks bei RABENSEIFNER angekündigt

Als Auftakt eines verschärften Tarifkonfliktes zwischen Belegschaft und Geschäftsführung der Firma Reform Maschinenfabrik Adolf Rabenseifner GmbH & Co KG hat die IG-Metall Osthessen heute mit Warnstreiks gedroht. Hintergrund der Auseinandersetzung ist der im Mai dieses Jahres vollzogene Betriebsübergang des Unternehmens auf die neue Gesellschaft - eine hundertprozentige Tochter der ATON GmbH von Investor Lutz Helmig. Die Mitarbeiter der Reform Maschinenfabrik hatten vor eineinhalb Jahren einem Sanierungstarifvertrag zugestimmt, der ihnen finanzielle Einbußen abverlangte, um dadurch der drohenden Insolvenz des Unternehmens zu entgehen.

„Wenn wir damals nicht verzichtet hätten, gebe es die Firma wahrscheinlich heute gar nicht mehr“, sagte Betriebsratsmitglied Marco Dippel heute im DGB-Haus Fulda vor Journalisten. Im Vertrauen darauf, dass sich der Arbeitgeber an die im Vertrag gemachten und unterschriebenen Zusagen halte, hätte die Belegschaft auf Weihnachts- und Urlaubsgeld und Teile der tariflichen Leistungszulage verzichtet. Lohnerhöhungen wurden verschoben. „Über den Daumen hat ein Kollege der untersten Lohngruppe dem Unternehmen bis Ende 2007 rund 7.500 Euro gespendet“, rechnet Betriebsratsvorsitzende Beatrix Oehlenberg vor. Die Mitarbeiter hätten darauf vertraut, dass der Arbeitgeber im Arbeitgeberverband bleibe und ab dem 01. Januar 2008 die volle Gültigkeit aller Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie Osthessen garantiere.

Geschäftsleitung weist Vorwürfe zurück

Diesen Vorwurf wies Reform-Geschäftsführer Thomas Hofmann in einer telefonischen Stellungnahme gegenüber Osthessen-News heute Morgen zurück. Das Unternehmen wolle dem Arbeitgeberverband Osthessen nicht mehr angehören, weil dieser immer "die rigideste Regelung" anstrebe und alle Arbeitgeber im Blick haben müsse, nicht das individuelle Unternehmen. Die Geschäftsleitung bevorzuge aber auf die Firma zugeschnittene Einzellösungen. Zu Verhandlungen - auch über Lohnanpassung und die volle Zahlung von Weihnachts- und Urlaubsgeld - sei man aber zu gegebener Zeit bereit, erklärte der Geschäftsführer.

„Zutiefst enttäuscht stinksauer und wütend“

„Die Kolleginnen und Kollegen bei Reform Maschinenfabrik sind über ihren neuen Arbeitgeber zutiefst enttäuscht, stinksauer und wütend“, erklärte bei der heutigen Pressekonferenz Ferdinand Hareter, der für die IG Metall der betrieblichen Tarifkommission angehört. Nach der Übernahme durch die ATON GmbH war der neue Arbeitgeber nicht mehr dem Arbeitgeberverband Osthessen beigetreten. Das heiße im Klartext, die Mitarbeiter sollten bis Ende 2007 weiter Verzicht üben. „Die volle Tarifgeltung, wie im Sanierungstarifvertrag vereinbart, die am 01. Januar 2008 wieder eintreten sollte, wird ihnen verwehrt“, so Hareter.

Empört äußert sich auch die Vorsitzende der betrieblichen Tarifkommission, Beatrix Oehlenberg, über das Verhalten des neuen Arbeitgebers. Laut Oehlenberg fühlt sich die Belegschaft "schwer gelinkt". Sie verweist auf den Sanierungstarifvertrag, in dem es in § 4 Ziffer 4 heiße: „…Mit Wirkung ab dem 01.01.2008 treten die Tarifverträge über die Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen bzw. alle dann gültigen Tarifverträge aufgrund der Tarifgebundenheit der Firma wieder in Kraft.“ „Wo kommen wir denn hin, wenn sich die Arbeitgeber nicht mehr an unterschriebene Verträge halten?“, fragte die Vorsitzende der Tarifkommission.

Dabei spiele es keine Rolle, ob die Vorgehensweise der ATON GmbH und ihrer Geschäftsführer rechtlich abgesichert sei. Oehlenberg sagte, juristisch könne man nichts dagegen tun: "...moralisch ist es aber zutiefst verwerflich und Gerechtigkeit ist was ganz anderes". Auch gelte in Deutschland noch immer der Grundsatz, dass Verträge eingehalten werden müssten. „Zur Rettung der Firma durften wir mit unserem Verzicht beitragen, und werden noch bis Ende 2007 weiter zur Kasse gebeten. Der Lohn für den Verzicht wird uns aber verweigert“, so Beatrix Oehlenberg.

IG Metall: "So kann man mit Menschen nicht umgehen"

Hareter bezeichnet es als "Gipfel der Unverfrorenheit", dass man auf der einen Seite sage, die Firma sei ab Mai nicht mehr tarifgebunden und auf der anderen Seite weiter den Verzicht bis Ende 2007 fordere. Im Vorfeld des Betriebsübergangs sei dem Betriebsrat sogar noch schriftlich mitgeteilt worden, dass man, um Unruhe zu vermeiden, den festen Willen zum Ausdruck bringe, mit der neuen Gesellschaft dem Arbeitgeberverband beizutreten. „Wenn das die neue Unternehmenskultur von Dr. Lutz Helmig ist, dann gute Nacht. So kann man mit Menschen, die alles für den Erhalt der Firma getan haben, nicht umgehen“.

Da der Arbeitgeber der Firma sich geweigert habe, in den Arbeitgeberverband einzutreten, sei er am 26. Juli zu Tarifverhandlungen aufgefordert worden. Diese wurden mit Schreiben vom 03. August aber „mit Bedauern“ abgelehnt. Somit stehe die Belegschaft der Reform Maschinenfabrik Adolf Rabenseifner kurz vor einem Arbeitskampf. „Das machen wir wirklich nicht gern; uns bleibt aber keine andere Wahl“, sagte Hareter. In mehreren Mitgliederversammlungen hätten sich die Kolleginnen und Kollegen einstimmig für Tarifverhandlungen und - wenn nötig - auch für betriebliche Aktionen ausgesprochen.

Man werde mit einer Kundgebung vor dem Werkstor am Dienstag, 19. September, ab 15.15 Uhr beginnen. Zwei Tage später werde ein Warnstreik mit Demonstration durch die Fuldaer Innenstadt zur ATON GmbH folgen. Weitere Aktionen bis hin zur Urabstimmung und Streikmaßnahmen behalte man sich vor. „Wir hoffen immer noch, dass der Arbeitgeber zur Besinnung kommt und Tarifverhandlungen mit uns aufnimmt“, so Hareter abschließend. +++


Neuer "Herr im Haus" Rabenseifner: Dr. Lutz Helmig (links) neben Geschäftsführer Thomas Hofmann und Adolf Rabenseifner.

Auch 2004 schon im Betriebsrat aktiv und heutige Vorsitzende der betrieblcihen Tarifkommission: Beatrix Oehlenberg

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