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Muß wohl zum Monatsende gehen: Prof. Goerig (54) - ON.

Das Klinikum Fulda ist wieder mal in den Schlagzeilen ...

29.08.06 - Fulda

Prof. GOERIG verläßt KLINIKUM zum 31.08. - Streitereien und Vorwürfen

Für sehr viele Insider des Klinikums Fulda war es nur "eine Frage der Zeit", andere hätten "schon längst einen Schlußstrich gezogen", doch offiziell ist es wohl jetzt soweit: die Trennung vom Medizinischen Vorstand des Klinikums Fulda, Prof. Robert-Matthias Goerig (54). Daß es nach nur zwei Jahren Tätigkeit in der Chefetage des Schwerpunktkrankenhauses wirklich soweit kommt, scheint inzwischen klar zu sein. Klar ist, dass der in Solingen gebürtige Prof. Goerig nach und nach auch die Vertrauensbasis in den Leitungsgremien verloren geht. Heute Vormittag hat Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller (CDU) im Gespräch mit "Osthessen-News" angekündigt, als Vorsitzender des Aufsichtsrates diesem Gremium auf einer außerordentlichen Sitzung am kommenden Donnerstag zu empfehlen, im Wege einer einvernehmlichen Regelung "Prof. Goerig von der Aufgabe des Medizinischen Vorstandes bereits zum 31.08. zu entbinden".

Auf diese Weise könnte mit einem Paukenschlag die Arbeit des 2. Mannes an der Spitze hinter dem Vorstandsvorsitzenden Claus-Dieter Schad beendet werden. Schon lange gab es hausintern massive Kritik an der Arbeit von Prof. Goerig, der in kursierenden und weitgehend anonymen Briefen - die der Redaktion von "Osthessen-News" seit langem vorliegen - als "Totengräber des Klinikums" bezeichnet wurde. Klar scheint zu sein, dass Goerig - der 2004 vom Klinikum Erlangen/Nürnberg nach Osthessen kam, als ein "erfahrener Judoka" gilt, sich intensiv der französischen Sprache und Literatur widmet, verheiratet ist und

zwei Töchter hat - von Anfang an massive Schwierigkeiten hatte, akzeptiert zu werden. Von "Managementfehler" und "gestörtem Vertrauensverhältnis" war da häufig die Rede.

Und wenn auch Fuldas Oberbürgermeister Möller von "massiven Kommunikationsstörungen" gegenüber "Osthessen-News" als Grund für die angestrebte Trennung angibt, so ist er rein fachlich gesehen durchaus des Lobes für Goerig, dem er ein "engagiertes Arbeiten für das Klinikum" bescheinigt und ihn als "begabten Analytiker" lobt, dessen Konzepte teilweise schon in der Umsetzung seien. Doch eine Zukunft sieht Möller offenbarfür Goerig - der einen Fünf-Jahres-Vertrag hat - nicht, denn er konstatiert gleichzeitig, dass "ein nachhaltiger Erfolg in überschaubarer Zeit nur schwer möglich" sei. Außerdem sei es während des vergangenen Ärztestreiks - bei dem Prof. Goerig die Verhandlungen für das Klinikum führte - zu "außergewöhnlichen Belastungen" gekommen.

Der Betriebsrat des Klinikum wollte sich auf Anfrage der Redaktion "zum gegenwärtigen Zeitpunkt" zu diesem Thema nicht äußern, erklärte der stellvertretende Vorsitzende Thomas Gerlach. Zum einen, weil man von der aktuellen Entwicklung "überrascht" sei und zum anderen, weil man erst die Aufsichtsratssitzung am Donnerstag (14.00 Uhr) abwarten wolle.

Ärzteschaft erhob Vorwürfe - "Unmöglicher Umgang mit Mitarbeitern"

Obwohl es bisher niemand offen aussprechen will, sind wohl viele Mitarbeiter im Klinikum Fulda über die jüngste Entwicklung „erleichtert“. Aber nur ein Teil der Arbeitnehmer - vor allem nichtärztliche Kräfte, etwa aus dem Pflege- oder Verwaltungsbereich - wurden von der heutigen Erklärung des Aufsichtsratsvorsitzenden und Fuldaer Oberbürgermeisters überrascht. Es gab interne Schreiben der Ärzteschaft an den Klinikumsvorstand, die Vorgänge während der Streikzeit schilderten, aber auch früheres Verhalten des medizinischen Vorstandes kritisierten. Diese Schreiben - so erfuhr „osthessen-news“ aus gewöhnlich gut unterrichteten Quellen - waren von fast 90 Prozent der Mediziner von Stufe Oberarzt abwärts und von der überwiegenden Mehrheit der Chefärzte unterzeichnet worden.

Vorgehalten wurde Prof. Goerig etwa, dass er zur Umsetzung seiner Planungen erheblichen Druck ausübe. Und dass er den Ärztestreik zur Realisierung von längst zuvor geplanten Maßnahmen nutzte. So seien etwa Stationen geschlossen und direkt danach wieder eröffnet worden - allerdings unter anderer Leitung. Die „Umwidmung“ von Stationen habe Goerig länger vorgehabt und unter dem „Deckmäntelchen Streik“ rücksichtslos umgesetzt. Ärzten, die sich am Streik beteiligten, sprach Goerig „sein Vertrauen in deren medizinisch-qualifizierte Arbeit ab“ - was wohl bedeuten sollte, dass streikende Mediziner ihre Patienten nicht fachgerecht behandeln würden. Für die Beteiligten ein unerträglicher Vorwurf.

Über den "unmöglichen Umgang" des medizinischen Vorstandes mit den Angestellten weiß der „Flurfunk“ einiges. Als Beispiel ein gerüchteweise herumerzählte Geschichte: eine Krankenschwester sei am dienstfreien Tag in der Stadt auf eine Streikveranstaltung gestoßen und habe sich am Rande mit ihr persönlich bekannten Ärzten kurz unterhalten. Danach sei sie am Arbeitsplatz zum Einzelgespräch zitiert worden, in dem man ihr nahe legte, solches Verhalten in Zukunft zu unterlassen.

Auch aus seiner letzten Stelle im Klinikum Nürnberg-Erlangen - so Eingeweihte - soll Prof. Goerig erst nach erheblichem Druck der Mitarbeiterschaft ausgeschieden sein. Und eine Entwicklung von Nürnberg habe sich in Fulda wiederholt: Goerig habe interessante Ideen gehabt, konnte sie aber nicht vermitteln. Während manche diplomatisch sagen, der medizinische Vorstand könne nicht „gut mit Menschen umgehen“, bezeichnen ihn andere barsch als „Despoten“. Wieder andere habe die leise Befürchtung, dass sich nun nach dem Weggang die „Legende vom armen Robert“ bilden könnte, wonach der Hochbefähigte lediglich am üblen Streik der bösen Ärzte gescheitert sei.

Der neunköpfige Aufsichtsrat besteht aus Oberbürgermeister Gerhard Möller (Aufsichtsratsvorsitzender), Bürgermeister Dr. Wolfgang Dippel, Hans-Dieter Alt, Rainer Götz, Prof. Dr. Reiner Dölp, Josef Weber, Stadtrat Reinhold Schäfer, Thomas Gerlach und Dr. Reinhard Rüttger. Das Klinikum Fulda wird seit 01.01.2004 als gemeinnützige Aktiengesellschaft im Eigentum der Stadt Fulda geführt. Es ist das Akademische Lehrkrankenhaus der Philipps-Universität Marburg und für Pflege der Hochschule Fulda, University of Applied Sciences. In dem 924 Betten-Klinikum mit 28 Kliniken und Institute werden jährlich rund 40.000 stationäre Patienten behandelt. Es gibt rund 2.500 Mitarbeiter (= 1.750 Vollzeitstellen) sowie weiterhin jährlich rund 38.000 ambulante Fälle.

Vieles scheint derzeit in der Führungsspitze des Klinikums unklar und offen, wenngleich die Tendenz klar zu sein scheint: die Trennung von Prof. Goerig dürfte - denkt man an frühere "Verabschiedungen" von Ober- und Chefärzten - eine Summe im siebenstelligen Euro-Bereich kosten. Und ob es auch künftig wieder einen Medizinischen Vorstand hauptamtlich geben wird - oder wie früher zumindest übergangsweise einer der Chefärzte das Amt eines Medizinischen Direktors zumindest übergangsweise übernimmt, ist derzeit offen. Keine einfache Situation für das Klinikum, das angesichts von Modernisierungs- und Ausbau-Investitionen in einer Größenordnung von 100 Millionen Euro in den kommenden sieben Jahren eine "leistungsfähige" Chefetage dringend nötig hat. +++


Die "Lenk-Zeit" von Prof. Goerig im Klinikum ist wohl vorbei

Wie wird der Aufsichtsrat entscheiden? Prof. Goerig mit Prof. Reiner Dölp, einem von neun Mitgliedern des Aufsichtsrates


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Demonstrierende Mitarbeiter vor dem Klinikum

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