BBZ privatisiert! Neue Zukunft als Bildungsdienstleister dank Lutz HELMIG

Der komplette operative Betrieb des bisherigen BBZ Berufsbildungszentrum Fulda wird ab 01. September 2006 von einem privaten Träger in Form eines langfristigen Pacht- und Geschäftsbesorgungsvertrages übernommen. Bei einer Pressekonferenz heute Nachmittag wurden umfangreiche Informationen bekanntgegeben und Details der künftigen Arbeit mitgeteilt. Danach hält das Hamburger Bildungsunternehmen "EDUCATIONTREND AG" 90 Prozent Anteile an der neugegründeten "EDUCATIONCENTER BBZ GmbH", während sich die restlichen zehn Prozent im Besitz der BBZ Berufsbildungszentrum Fulda GmbH - Anteilseigner sind IHK Fulda und Handwerkskammer Kassel - befinden. Mehrheitsgesellschafter der EDUCATIONTREND AG ist zu 90 Prozent die Fuldaer Aton GmbH von Dr. Lutz Helmig (er ist auch Aufsichtsratsvorsitzender), während 10 Prozent vom Vorstandsvorsitzenden Bernhard Peters (Hamburg) gehalten werden. Der neue Träger des BBZ ist mit einem Grundkapital von fünf Millionen Euro ausgestattet.

Das fachlich renommierte BBZ Berufsbildungszentrum Fulda als führender technisch-gewerblicher Bildungsbetrieb in Trägerschaft der IHK Fulda, HWK Kassel und des Trägervereins für die Bauwirtschaft in Fulda e.V. war in den vergangenen Jahren durch den nicht kompensierten Wegfall öffentlich geförderter Bildungsmaßnahmen und mangelnder Auslastung zunehmend in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Durch die Neustrukturierung bei der Agentur für Arbeit waren bis zu 40 Prozent des Umsatzes weggefallen. Die 64 Mitarbeiter des BBZ mussten deshalb um ihre Arbeitsplätze bangen. Jetzt ist eine Vielzahl von Arbeitsplätzen auf Dauer wieder gesichert.

Die Gesellschafter haben sich entschlossen, die Zukunft des Unternehmens durch eine konsequente betriebswirtschaftliche Konsolidierung, marktliche Neuausrichtung und stärkere Kundenorientierung in privatwirtschaftlicher Führung zu sichern, hieß es heute Nachmittag. Bund und Land hätten als Fördermittelgeber für die berufliche Ausbildung ihre Zustimmung hierzu erteilt. Damit werde die Zukunft des BBZ als einer wichtigen gewerblich-technisch orientierten Bildungseinrichtung in der Region gesichert.

Die EDUCATIONTREND AG widmet sich der Beratung und dem Management von Bildungsunternehmen, vermittelt Partner und beteiligt sich an der Entwicklung zukunftsfähiger Bildungsstrukturen. Sie wird mit Sitz in Hamburg von Bernhard Peters als Vorstand geleitet, der als Gründer und langjähriger Chef der erfolgreichen COGNOS-Gruppe 30 Jahre Erfahrung im Aufbau und in der Entwicklung von Bildungszentren, Akademien und Hochschulen national und international mitbringt.

Handlungsbedarf:

Das EDUCATIONCENTER BBZ wird - so heißt es in einer Presseerklärung - zukünftig schlank, unternehmerisch und innovativ geführt werden, um bedarfs- und kundengerechter auf hohem Niveau seine Ausbildungsaufgabe erfüllen zu können. Die sich schnell verändernden Angebots- und Finanzierungsstrukturen im Bildungsmarkt erforderten eine professionelle und dynamische Führung, die Bildungsanforderungen aktuell, marktgerecht und wettbewerbsfähig entspreche und das Bildungsunternehmen wirtschaftlich tragfähig halte.

Im Zuge der Neuausrichtung sollen z.B. die Bereiche Fahrzeugtechnik, Automatisierungs- und Produktionstechnik modernisiert und ausgebaut werden. Die internationalen Aktivitäten sollen verstärkt werden und zusätzlichen Nutzen für die Region stiften. Für die marktliche Neuausrichtung wird von der EDUCATIONCENTER BBZ GmbH im kommenden halben Jahr ergänzend eine Bildungsbedarfsanalyse der regionalen Wirtschaft erstellt und zur Feinabstimmung des Leistungsangebotes ausgewertet.

IHK Fulda zum BBZ: Zukunftsfähigkeit stand immer im Vordergrund

"Ein starkes Berufsbildungszentrum mit gewerblich-technischem Schwerpunkt ist ein wichtiger Baustein in der Bildungslandschaft der Region Fulda und für die Unternehmen ein Standortfaktor. Daher war es der Industrie- und Handelskammer Fulda als Hauptgesellschafter (bisher 50 % Anteil an der BBZ GmbH) wichtig, alles daran zu setzen, das BBZ wirtschaftlich zu stärken und eine Neuausrichtung zu ermöglichen" sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schunck. Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Fulda sei der Ansicht gewesen, dass ein privatwirtschaftlich geführtes BBZ bessere Marktchancen habe. Nach vielen und intensiven Gesprächen konnte mit dem Unternehmen Educationtrend AG (Hamburg) und in der Person von Herrn Peters ein Partner gefunden werden, der bereit und auch finanziell in der Lage sei, das BBZ in neuer Form weiter zu betreiben und über langjähriges Know-how in der Bildungslandschaft verfüge.

Die Industrie- und Handelskammer Fulda ist davon überzeugt, dass mit diesem Konzept der Privatisierung die Weichen des BBZ in Richtung Zukunft gut gestellt sind. Mit dem neuen Betreiber wird das BBZ sehr effizient und handlungsfähig sein und sich schnell am Aus-, Fort- und Weiterbildungsbedarf der Wirtschaft orientieren. Mit der Privatisierung sei es darüber hinaus gelungen, qualifizierte Arbeitsplätze im BBZ zu erhalten. Das BBZ Fulda ist damit das erste in Deutschland, das den Weg in die Privatisierung gehe - und vielleicht auch ein Modell für andere Träger werde.

"Wichtig war bei den Gesprächen, dass alle Gesellschafter - Handwerkskammer Kassel, Trägerverein für die Stufenausbildung der Bauwirtschaft in Fulda e.V., Industrie- und Handelskammer Fulda - das Konzept mitgetragen haben. Das Ergebnis ist ein gutes Beispiel dafür, dass Industrie und Handwerk in der Region kooperativ zusammen arbeiten" sagte Schunck.

BBZ wichtig für Handwerk und übertriebliche Ausbildung

Die Handwerkskammer Kassel hat nach den Worten von Handwerkspräsident Gerhard Repp als Mitgesellschafter ein großes Interesse, das Berufbildungszentrum Fulda neu auszurichten und zu positionieren, denn die angebotenen Lehrgänge und Abschlüsse stellen für ihre Mitgliedsbetriebe einen Wert an sich dar, indem fundierte Fachkenntnisse und eine hohe Qualität der Leistung nicht zuletzt auch zum Verbraucherschutz nachgewiesen werden.

Ein besonderes Interesse habe die Kammer an der Durchführung der überbetrieblichen Unterweisung, die ein wesentlicher Bestandteil der handwerklichen Ausbildung im Betrieb seien und auch in der Stufenausbildung der Bauwirtschaft, die in der Lehrbauhalle des Berufsbildungszentrums durchgeführt werden. Ein gutes Ergebnis sei für die Handwerkskammer auch, dass sich die Kreishandwerkerschaft Fulda und auch der Trägerverein für die Stufenausbildung der Bauwirtschaft in Fulda in diesem neuen Konstrukt wiederfinden können.

Grundsätzlich halten wir dieses Konstrukt für ein zukunftsorientiertes und richtungsweisendes Projekt, dass die Kompetenzen und Kapazitäten einer privaten Bildungseinrichtung mit den Kompetenzen eines staatlich geförderten, gewerblichen Berufsbildungszentrums im Sinne einer öffentlichen-privaten Partnerschaft zusammenführt. Dass dies gelungen ist, ist einerseites der Industrie- und Handelskammer Fulda, die die Federführung in diesem Projekt übernommen hat, zuzuschreiben, aber auch dem Willen und der Konsensfähigkeit aller beteiligten Institutionen aus Fulda zu verdanken, die dieses Berufsbildungszentrum für die Wirtschaft dieser Region erhalten wollen - aus der Überzeugung heraus, dass die gewerblich, technische Kompetenz der wesentliche Motor für die wirtschaftliche Entwicklung ist.

.... ein technologisch ausgerichteter Bildungsdienstleister

Die EDUCATIONCENTER BBZ Fulda wird sich nach den Worten von Geschäftsführer Harald Hahner als ein "technologisch ausgerichteter Bildungsdienstleister" für die gesamte regionale Wirtschaft und Arbeitsmarktpolitik präsentieren. Der Arbeitsumfang wurde wie folgt definiert.

Automatisierungs- und Produktionstechnik

Es wird neben dem klassischen Angebot in den Bereichen Metall, CNC, Elektro und Holz ein neues Leistungszentrum „Automatisierungs- und Produktionstechnik“ eingerichtet. Auch dieses Fachzentrum bietet prozess- und handlungsorientierte Aus- und Fortbildungsmodule. Neue Ausbildungsmodule orientieren sich hierbei an den Forderungen der Wirtschaft, die zunehmend qualifizierte Arbeitsplätze mit einem hohen Maß an Aufgabenintegration, Prozessorientierung, Planungssouveränität unter dem Primat der Elektronik und Automatisierungstechnik (Sensorik, Aktorik, usw.) zur Verfügung stellt.

Fahrzeugtechnik

Der Bereich Fahrzeugtechnik wird räumlich, ausstattungsmäßig und personell erweitert, um den gestiegenen Anforderungen komplexer Fahrzeugsysteme in Service und Diagnose gerecht zu werden.

Schweißtechnik

Im Bereich Schweißtechnik wird die Integration der Schweißtechnischen Kursstätte Fulda in die Schweißtechnische Lehranstalt Kassel unter Beibehaltung der wirtschaftlichen und organisatorischen Zuständigkeit beider Institutionen angestrebt. Diese Neuausrichtung bewirkt Synergieeffekte in der schweißtechnischen Beratung, Ausbildung und Bereitstellung qualifizierten Personals sowie die Erweiterung des Bildungsangebotes in Fulda, z. B. durch die Ausbildung zum Schweißfachmann.

Bildungsbedarfsanalyse regionale Wirtschaft

Die EDUCATIONCENTER BBZ GmbH wird im kommenden Halbjahr in Kooperation mit der regionalen Wirtschaft eine aktuelle Bildungsbedarfsanalyse erstellen und daraufhin die Feinabstimmung des Leistungsspektrums vornehmen.

Kernaufgaben und Produktbereiche des EDUCATIONCENTER BBZ werden sein:

1. Maßnahmen der beruflichen Erstausbildung für Industrie und Handwerk nach zukunftsorientierten methodischen und didaktischen Gesichtspunkten (ÜLU).

2. Bildungsmaßnahmen zur Integration von Jugendlichen und Erwachsenen in den ersten Arbeitsmarkt vorrangig im gewerblich-technischen Sektor.

3. Betriebsnahe Weiterbildung von Erwachsenen in Form von Seminaren, Workshops, Inhouse-Training.

4. Fortführung und Erweiterung von qualitätssichernden und strukturbildenden Sondermaßnahmen ( Qualifzierungsoffensive Hessen, regionale Technologieberatung)

5. Erweiterung und Fortführung internationaler Bildungskooperationen in den Kernfeldern des Berufsbildungszentrums, Ergänzung durch weitere Kooperationen mit Fachhochschulen, externen Bildungsträgern und Consulting-Unternehmen im In- und Ausland.

6. Durchführung anwendungsorientierter Forschungsaufträge und Projektarbeiten.

7. Ausbau des Angebotes von Fach- und Managementseminaren.

8. Bildung aktiver regionaler und überregionaler Netze mit Akteuren in der beruflichen Bildung, wie privaten Bildungsträgern, Fachhochschulen, Betrieben, Arbeitskreisen, Verbänden und Selbstverwaltungseinrichtungen der Wirtschaft. +++