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20.07.06 - Region

Werden über 1 Million Tonnen Güter von der Straße auf die Schiene verlagert?

Hessens Verkehrsminister Dr. Alois Rhiel und der Erste Beigeordnete des Planungsverbands Ballungsraum Frankfurt / Rhein-Main, Jens Scheller, sehen gute Chancen, dass rund um Frankfurt mehr Gütertransporte von der Straße auf die Schiene verlagert werden können. „Eine Millionen Tonnen Güter können allein im Rhein-Main-Gebiet von der Straße auf die Schiene verlagert werden. Somit könnten rund 50.000 LKW-Fahrten pro Jahr vermieden werden“, sagte Dr. Rhiel. Scheller erklärte: „Gerade im dicht bewohnten Ballungsraum wäre das eine willkommene Verminderung der Feinstaubbelastungen.“

Dr. Rhiel erläuterte weiter: „Schienengütertransporte entlasten nicht nur den Straßenverkehr und tragen zum Ziel „Staufreies Hessen 2015“ bei, sondern erhalten in Hessen auch Arbeitsplätze in solchen Unternehmen, die ihre Güter per Bahn transportieren müssen. Deshalb stellt das Land im Jahr 2006 - wie in den Vorjahren und im Unterschied zu den meisten anderen Bundesländern - Fördermittel für Infrastrukturprojekte im Schienengüterverkehr in Höhe von 560.000 Euro bereit. Insgesamt wurden seit 2002 durch dieses Landesförderprogramm 170 Arbeitsplätze gesichert oder neu geschaffen.“

56 Unternehmen im Rhein-Main-Gebiet hätten Interesse daran, künftig zusätzlich oder erstmals ihre Güter auf der Schiene transportieren zu lassen. Dies sei Ergebnis einer Umfrage unter 180 Firmen im Rhein-Main-Gebiet, die das Hessische Verkehrsministerium, der Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main sowie die LOG-O-RAIL Gesellschaft für Schienenlogistik Frankfurt, gemeinsam beauftragt haben, erklärten heute Dr. Rhiel und Scheller.

Die Mehrzahl dieser Unternehmen könnte diese Transportströme ausschließlich per Eisenbahn abwickeln, bei 17 Unternehmen böte sich eine Kombination von Straße und Schiene an, weil am Herkunfts- und / oder Zielort keine Gleisanschlüsse vorhanden sind. Darüber hinaus halten drei Unternehmen einen derzeit nicht genutzten Gleisanschluss als Option für zukünftige Schienenverladung vor.

Die Untersuchung, die von der TransCare AG (Wiesbaden) mit Unterstützung des Hessischen Landesamtes für Straßen- und Verkehrswesen erstellt wurde, ergab, dass allein bei 33 für den Schienenverkehr besonders prädestinierten Firmen pro Jahr rund eine Million Tonnen an Gütern auf die Schiene verlagert werden könnten. Hier sind die Bedingungen besonders günstig, u.a. weil keine oder nur geringe Infrastrukturmaßnahmen erforderlich sind. Zu diesem Transportvolumen tragen insbesondere die Branchen Chemie und Papier bei. Nur bei einem Fünftel dieser Tonnage müssten Zubringerfahrten mit dem Lastwagen kombiniert werden. Gebündelt werden könnten vor allem Transporte in bzw. aus Richtung Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Belgien, Niederlande und in die Türkei. Bei einem Viertel der möglichen zusätzlichen reinen Schienenverkehre handelt es sich um Warenverkehr innerhalb der Rhein-Main-Region. Allein die Verlagerung der nur im Fernverkehr ausschließlich mit der Bahn transportierbaren Mengen würde den Lkw-Verkehr jährlich um 35.000 Lkw-Fahrten verringern.

Ziel der Untersuchung war es zu ermitteln, wo Verlagerungspotenziale von der Straße auf die Schiene bestehen und ob Bündelungsmöglichkeiten gegeben sind. Im Ergebnis hat sich gezeigt, dass einerseits die Eisenbahnverkehrsunternehmen über mögliche Transportvolumina nicht genügend informiert sind und andererseits die Verlader über das vorhandene Angebot privater Eisenbahnen keine vollständigen Kenntnisse haben. Mit der Beauftragung der Untersuchung haben Land und Planungsverband ein Anliegen von Kommunen aus der Region und hier bereits tätigen Eisenbahnverkehrsunternehmen aufgegriffen, sagten Dr. Rhiel und Scheller.

Land fördert Neubau und Sanierung von Gleisanschlüssen

In den vergangenen Jahren förderte das Land den Erhalt oder die Verlagerung von Gütertransporten auf die Schiene mit rund einer halben Mio. Euro pro Jahr. Dank der Landeszuschüsse konnten Güterstrecken sowie Weichen zu Gleisanschlüssen saniert und Verladeeinrichtungen erneuert oder neu gebaut werden. Beispielsweise wurden Bahnübergänge, Gleisanlagen, Schwellen, Entwässerungsanlagen auf der Güterstrecke zwischen Mainzlar und Lollar in Mittelhessen mit einer Landeszuwendung von gut 200.000 Euro umfassend saniert. Mit 160.000 Euro wurde die Güterstrecke zwischen dem südhessischen Viernheim und Weinheim saniert (Gleisanlagen, Durchlässe, Brückenbauwerke, Bahnübergänge). Nicht mehr benötigte Gleisanlagen wurden rückgebaut. Am Gleisanschluss in Ober-Widdersheim wurden Gleise, Schwellen, Schotter saniert, wofür das Land 16.000 Euro beisteuerte.

Für die Holzverladestelle in Großenlüder bei Fulda wurde eine Landesförderung von 6.000 Euro gewährt, um die Verladestelle mit Schotter zu befestigen und für Holztransporte herzurichten. In Wiesbaden wird derzeit eine Eisenbahnbrücke auf der Strecke zum Gleisanschluss einer Sektkellerei mit einem Landeszuschuss von knapp 150.000 Euro saniert. Im Rangierbahnhof Darmstadt-Kranichstein wird aktuell eine nicht mehr genutzte Verladerampe für Holztransporte saniert und erweitert. Zugehörige Gleisanlagen und die Anschlussweiche werden instand gesetzt. Das Land unterstützt das Projekt mit knapp 65.000 Euro.

Das Land berät Kommunen, Verlader, Eisenbahnverkehrsunternehmen und Eisenbahninfrastrukturunternehmen. Das Land trägt ferner dazu bei, dass bei aktuell nicht betriebenen Strecken oder Gleisanschlüssen die Option auf Reaktivierung gesichert wird.

Studie im Internet erhältlich

Die Ergebnisse der Studie werden heute Nachmittag Vertretern von Kommunen und Industrie- und Handelskammern, privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen sowie Logistik-Dienstleistern während einer Tagung in Frankfurt beim Planungsverband vorgestellt. Dabei soll über das weitere Vorgehen und eine eventuelle Beteiligung der Kommunen gesprochen werden, um konkrete Verlagerungen auf die Bahn zu erreichen.Die Kurzfassung der Untersuchung ist im Internet verfügbar unter www.wirtschaft.hessen.de (>Verkehr > Schienenverkehr). Informationen zum Förderprogramm können im Hessischen Landesamt für Straßen- und Verkehrswesen in Wiesbaden per Email angefordert werden bei: [email protected] +++

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