56. Festspiele sind eröffnet: "Kultureller Leuchtturm" - Premiere "FAUST"

Die 56. Bad Hersfelder Festspiele sind eröffnet. Begleitet von einem "Faust"-Rap und traditionellen Rossini-Klängen gab Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert (CDU) am Samstagabend das Startsignal. Bereits seit dem Nachmittag hatte sich die Innenstadt nach und nach in eine riesige Bühne verwandelt. Zahlreiche Walk-Acts in der Innenstadt und im Stiftsbezirk begrüßten Gäste wie Bewohner. Die Spielzeit 2006 wird nach Meinung vieler Kenner der Szene ein weiterer Meilenstein in der langen Festspieltradition: Nach über 50 Jahren steht mit Elke Hesse erstmals eine Frau an der Spitze der Festspiele. Sie soll mit ihrer Arbeit die Erfolgsgeschichte des Theaterstandortes Bad Hersfeld fortschreiben.

"Ich kann an aufeinander folgenden Tagen den beiden bedeutendsten Ereignissen beiwohnen, die in diesem Jahr in Deutschland stattfinden", freute sich der Bundestagspräsident, nachdem er am Freitag das Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft in München gesehen hatte. Auch Hessens Wissenschaftsminister Udo Corts (CDU) würdigte die Festspiele als nationales Ereignis. "Sie sind seit vielen Jahrzehnten ein kultureller Leuchtturm, der in jedem Jahr wieder neu entzündet wird."

Als erste Premiere stand am Abend Goethes Klassiker "Faust" auf dem Programm in der Stiftsruine. Martin Reinke verkörpert den innerlich zerrissenen, selbstquälerischen Wissenschaftler Faust, Rufus Beck den zynischen Teufel Mephisto, der mit Gott um Fausts Seele wettet. Anna Franziska Sma ist Gretchen, das verführte und geächtete Opfer des unseligen Pakts, den Faust und Mephisto miteinander eingehen.

Engel und Hexen Es wird gezaubert, gespottet und gelitten auf der Bühne. Gott, Engel und Hexen treten auf.

Der frische Wind, den die neue Intendantin Elke Hesse in die altehrwürdige Stiftsruine gebracht hat, wurde von allen Seiten anerkannt. Die 41-Jährige hat als erste Leiterin der Festspiele viele neue Ideen in die osthessische Kurstadt gebracht. "Wir wollen nicht einfach ein "weiter so", damit wir nicht eines Tages von allen guten Theatergeistern verlassen sind", sagte sie. Die gebürtige Österreicherin studierte Tanzpädagogik, Theater- und Musikwissenschaften. Sie hat außerdem eine Musical- und Schauspiel-Ausbildung absolviert.

Verzicht auf Musicals

Hesse verzichtet unter anderem in diesem Jahr auf das traditionelle Musical. Goethes "Faust" nimmt als Klassiker nicht nur die Bühne der Ruine ein, sondern zeigt sich mit zahlreichen Projekten in der Stadt. Seit Donnerstag sind bereits 16 Pudel-Skulpturen in der Innenstadt aufgestellt worden, aus denen Zitate aus dem "Faust" erklingen. Am zentralen Lullusbrunnen werden an den Spieltagen zudem Auszüge aus Goethes Werk gelesen. In einer "Faust-Apotheke" geht es um das Thema der ewigen Jugend.

Die Festspiele warten 2006 mit einem «Staraufgebot» auf. So wird Schauspieler Rufus Beck den Mephisto im «Faust» geben. Konstantin Wecker übernimmt in der Aufführung von Goethes Klassiker die musikalische Leitung. Die Regie bei der «Dreigroschenoper» wird Dominique Horwitz führen. Grimme-Preis-Träger und «Tatort»-Kommissar Axel Prahl soll in dem Brecht-Stück Mackie Messer darstellen.

Neben dem "Faust" stehen zwei weitere Premieren auf dem Spielplan. Am Mittwoch (14. Juni) wird erstmals die "Dreigroschenoper" von Bert Brecht und Kurt Weill aufgeführt - als Regiedebüt des Schauspielers Dominique Horwitz ist. Eine Woche später (21. Juni) hat Shakespeares Komödie "Der Widerspenstigen Zähmung" unter der Leitung von Michael Gruner Premiere. Eine weitere Neuinszenierung ist "Das Spiel von Liebe und Zufall" (Pierre Carlet de Marivaux) sowie als neues Kinderstück "Die Bremer Stadtmusikanten" der Brüder Grimm. +++