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Ein junger Mann war sofort tot, seine Begleiterin starb Tage später

Manuel R. wurde zu 18 Monaten Jugendstrafe auf Bewährung verurteilt....

31.05.06 - Fulda

18 Monate Jugendstrafe auf Bewährung für "Todesfahrt" am Neujahrstag

Zu einer Jugendstrafe von 18 Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt ist, wurde heute Nachmittag um 17:15 Uhr der 20-jährige Manuel R. aus Fulda-Horas verurteilt. Das Jugendschöffengericht beim Amtsgericht Fulda befand den jungen Mann der "fahrlässigen Tötung, Straßenverkehrsgefährdung und unerlaubten Entfernens vom Unfallort" für schuldig. Die Bewährung wurde auf 3 Jahre festgesetzt. Der 20-jährige muss 200 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten, sich einer Alkoholberatung unterziehen und die Gerichtskosten tragen. Den entzogenen Führerschein darf er frühestens in 18 Monaten neu beantragen. Bei dem Unfall, den R. im Alter von noch 19 Jahren mit einem Blutalkoholwert von 2,56 Promille verursachte, waren am Neujahrstag 2006 in der Fuldaer Innenstadt zwei Menschen einen tragischen Unfalltod gestorben.

Mit dem Urteil folgte das dreiköpfige Jugendschöffengericht dem Antrag des Staatsanwaltes. Der Angeklagte hatte zu Beginn der Verhandlung gesagt, ihm tue unheimlich leid, was passiert sei. Er habe aber keinerlei Erinnerung an das Geschehen. Getrunken hatte er im Verlauf der Nacht je eine halbe Flasche Wodka und Sekt, mehrere Bier und Kümmel. Seinen Blutwert gab der untersuchende Arzt mit 2,56 Promille an. Trotz dieser Menge sah das Gericht keine verminderte Steuerungsfähigkeit, sondern befand Manuel R. für voll schuldfähig. Dem Antrag des Staatsanwalts folgend wurde ihm schwere Schuld zur Last gelegt. Das Urteil müsse wenigstens den Anschein von Gerechtigkeit für diejenigen wahren, die vom Tod der Opfer betroffen seien. „Ich bin überzeugt, dass der Angeklagte schuldhaft getötet hat, er hat mehr angerichtete als fassbar ist“, sagte der Staatsanwalt

Im Prozess wurden am Vormittag mehrere Polizisten, der blutabnehmende Arzt, zufällige Unfallzeuge, Bekannte und Zeugen der Silvesterparty vernommen. Der Angeklagte hatte gleich zu Beginn der Verhandlung gesagt, ihm tue unheimlich leid was passiert sei. Er habe aber keinerlei Erinnerung an das Geschehen. Getrunken hatte er im Verlauf der Nacht rund eine halbe Flasche Wodka, Bier, Sekt und Kümmel. Seinen Blutalkoholwert gab der untersuchende Arzt mit 2,56 Promille an.

Die beiden Nebenklagevertreter, die die Opferangehörigen vertraten, hatten wie der Staatsanwalt auf eine Jugendstrafe plädiert, allerdings ohne Bewährung. Auch der Verteidiger stellte nicht in Abrede, dass der Angeklagte bei seiner Amokfahrt den Tod zweier Menschen verursacht hat. Allerdings führte er das vorstrafenfreie Leben und die günstige Sozialprognose positiv ins Feld. Er plädierte deshalb für 4 Wochen Jugendarrest, denn der Angeklagte sei mit den Folgen der Tat sowieso für den Rest seines Lebens bestraft. "Das hat er nicht absichtlich gemacht. Er ist doch ein unbescholtener junger Mann", sagt der Verteidiger.

Das Gericht begründete das Urteil hauptsächlich mit dem Gutachten des Gerichtsmediziners und sah wie er keine Schuldminderung durch den Alkohol gegeben. Allerdings betonte der Richter den Erziehungsgedanken des Jugendstrafrechtes. Anders als beim Erwachsenenstrafrecht stehe nicht Sühne oder Abschreckung im Vordergrund. Mit der Bewährung auf drei Jahre solle erreicht werden, "dass Sie noch sehr lange merken, was da passiert ist", sagte der Richter.

Keiner der vor Gericht aussagenden Freunde konnte sich das Geschehen erklären. Manuel sei sonst niemals besoffen gefahren, habe immer bei den Freunden übernachtet. Dem Wegfahren war ein Streit vorausgegangen, in dessen Folge sei der Angeklagte sehr ruhig und in sich gekehrt gewesen. Er selbst sagt, dass erste, was er noch erinnere sei, dass er auf der Treppe im Horaser Weg saß und ein Taxi anhielt.

Auf die Frage des Taxifahrers, ob er in eine Schlägerei geraten sei, habe er ja gesagt, er habe Stress mit Russen gehabt. Ein Polizist, der ihn gleich nach der Festnahme vernommen hatte, fand diese Aussage mit der Schlägerei sehr ungewöhnlich. Wenn man einen Filmriss habe, könne man sich an gar nichts erinnern. R. habe aber eine „Lügengeschichte“ erzählt. Als R. während des Verhörs um eine Zigarette bat, habe der Polizist abgelehnt und gesagt, „Da haben jetzt zwei Menschen Ihretwegen keine Luft zum Atmen mehr, da können Sie nicht rauchen!“

Ein eindeutiger Held des Alltags war der Zeuge Thomas Wilhelm, der dem Angeklagten den Schlüssel wegnahm. Er schilderte bei Gericht, wie er gerade zur Arbeit gehen wollte, als Manuel R. auf die Bankette fuhr und den Motor abwürgte. Du bist ja betrunken, das kann ich nicht tolerieren, habe er zu Manuel gesagt und ihm den Schlüssel abgenommen und die Polizei angerufen. R. habe dann den Schlüssel zurückverlangt und sei zu Fuß geflüchtet, als er die Sirene eines zufällig vorbeikommenden Feuerwehrautos hörte.

Das Geschehen am Neujahrstag: Dem Beschuldigten wird zur Last gelegt, in den frühen Morgenstunden des 1. Januar 2006 nach erheblichem Alkoholgenuss mit überhöhter Geschwindigkeit in der Von-Schildeck-Straße in Fulda zwei Fußgänger angefahren. Für den 31-jährigen Mann - der aus Fulda stammt und in Leverkusen wohnte - kam jede Hilfe zu spät, er verstarb noch an der Unfallstelle. Seine 24-jährige Begleiterin kam schwerstverletzt mit lebensbedrohlichen Verletzungen ins Städtische Klinikum. Dort starb sie drei Tage später.

Nach dem Ergebnis des Gutachtens eines Kraftfahrzeugsachverständigen fuhr der Beschuldigte mit einer Geschwindigkeit von mindestens 70 km/h und ohne Licht, als er die beiden Fußgänger, die die Fahrbahn etwa zu einem Drittel überquert hatten, mit seinem Fahrzeug erfasste und durch die Luft schleuderte.

Für den 19-jährigen Autofahrer war der entsetzliche Unfall offenbar kein Grund zum Anhalten gewesen: er fuhr einfach weiter, preschte noch über eine Verkehrsinsel am Hirtsrain, die Schildeck-Straße hinunter, über die Kreuzung und auf die Bardostraße Richtung Lauterbach. Erst nach fast einem Kilometer kam das Fahrtende in der scharfen Rechtskurve bei der Feuerwache - auch hier war der Unfallfahrer mit seinem beretis völlig demolierten und eingedrückten Kadett über die Verkehrsinsel gefahren. Das Auto brach Schilder ab und blieb dann auf dem Grünstreifen stehen.

Der Fahrer stieg aus, dachte gar nicht daran, dort zu bleiben, sondern rannte jetzt weg - in Richtung Fuldaaue. Nahe dem "Weimarer Tunnel" hielt er ein Taxi an und ließ sich in die Nähe seiner Horaser Wohnung bringen. Dort hatte ihn dann eine Polizeistreife im Rahmen umfangreicher Fahndungsmaßnahmen vorläufig festgenommen. +++


Die beiden Opfer....

Zuschauer


- Fotos: Max Colin Heydenreich

Staatsanwalt Ziemendorf...


Die beiden Sachverständigen ....

Zuschauer



....das Unfallauto am Neujahrstag auf der Bardostraße... - Bilder: Martin Angelstein


Die Unfallstelle am frühen Neujahrsmorgen...

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