ENDLICH! Heute Richtfest für KEWOG-Neubau am Gemüsemarkt

"Mit Gunst und Verlaub" begann der Richtspruch, den der Polier der Firma Riedel-Bau,Thomas Krisam hoch vom Gerüst ausbrachte. "Und wie ich seh`, sich alles freut. Man glaubt es kaum, es ist so weit.

Dort, wo andere schon gerungen, ist es uns endlich, doch gelungen, die neue Wohnanlage zu erheben und den Gemüsemarkt neu zu beleben." Nach 8 Monaten Bauzeit feierte heute der 10 Millionen Euro teure Wohn- und Geschäftskomplex in der Fuldaer Innenstadt Richtfest.

An den lange Jahre existierenden "Schandfleck" des ehemaligen Fleischmann Fabrikgebäudes auf dem rund 2.500 Quadratmeter großen Gelände wollte sich auf Dauer niemand gewöhnen. Endlich ist der Lückenschluss zwischen Königstraße und dem Gemüsemarkt geschafft. Bei seiner Richtfestrede dankte der Geschäftsführer der KEWOG-Gruppe, Bernd Büsching heute Vormittag zuallerst den Käufern der ersten Stunde: Deren Kaufinteresse und Vertrauen in das Bauprojekt sei ganz wesentlich dafür gewesen, dass heute die Richtkrone über dem fertigen Rohbau schweben könne.

"Ende dieses Jahres ist die Fertigstellung", erklärte Geschäftsführer Büsching heute und versprach: "Wir werden auch zukünftig in Fulda investieren". Das kommunale Unternehmen KEWOG hat seinen Stammsitz im bayerischen Tirschenreuth; Hauptgesellschafter sind die dortige Sparkasse und der Landkreis Tirschenreuth. Noch nie habe er bei einem Projekt so oft zu hören bekommen: "Fangt doch endlich mal an", erinnerte sich Bernd Büsching an den Start des Projektes. Kommunalpolitiker, Fuldaer Lokalpatrioten und betroffene Nachbarn wünschten sich sehnlichst, dass aus der "Industrie-Brache" endlich etwas Vernünftiges würde.

Der Plan für den Bau mit 46 Eigentumswohnungen und 4 Ladeneinheiten sei eigentlich gegen alle geltenden Geschäftprinzipien entstanden, sagte Büsching. In der Baubranche gelte nämlich "Kaufe nie ein verbranntes Grundstück". Als verbrannt habe das Fleischmann-Areal gegolten, weil schon mehrere Investoren mit der Bebauung gescheitert waren. Die KEWOG hatte die Brache, die jahrelang ein Hemmnis der Altstadtentwicklung war, dennoch ersteigert. "Ich bin froh", sagte der KEWOG-Aufsichtsratsvorsitzende Karl Haberkorn, Landrat des KEWOG-Heimatkreises Tirschenreuth, "dass wir den Sprung von der Oberpfalz nach Fulda gemacht haben und heute unser erstes Projekt feiern. " Für die Zukunft versicherte der Landrat, Fulda und Hessen seien für die KEWOG bereits zum zweiten Standbein geworden.

Auch OB Gerhard Möller zeigte sich erleichtert über den Bau: " Ich bin glücklich und zufrieden, dass sich an der lange offenen Wunde in der Kernstadt eine attraktive Wohnanlage entwickelt. Ich bin allen Beteiligten dankbar, dass die Innenstadt mit dieser Wohnanlage eine deutliche Attraktivitätssteigerung erfährt mit kurzen Wegen zum Markt, zu Handel, Kultur und Erholung in der nahen Fulda Aue".

Rund hundert Gäste aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft und etliche Anwohner konnten sich über den Baufortschritt und die Wohnungen einen ersten Eindruck verschaffen. Bis Ende 2006 sollen in den fünf einzelnen Häusern mit jeweils eigenem Treppenhaus und Aufzügen 45 unterschiedlich große Wohnungen mit Balkons, Terrassen oder kleinen Hausgärten fertig gestellt sein. Die drei- bis viergeschossigen Gebäude sind versetzt angeordnet: ein Haus mit der Fassade zur Königstraße hin, längs dazu ein langgestrecktes Haus mit Freiraum auf beiden Seiten und ein einzelnes Gebäude zum Gemüsemarkt hin. Auf dieser Seite im Erdgeschoss sind vier Ladengeschäfte vorgesehen. Eine Tiefgarage auf einer Ebene wird 63 Stellplätze bieten. Rund 30 Prozent der Eigentumswohnungen seien bereits verkauft, für weitere 20 Prozent gebe es Interessenten, sagte Georg Sticherling, der die Immobilie vermarktet. "Das Angebot, Eigentum mit den Vorzügen der Innenstadt zu erwerben, hat genau den Markt getroffen", sagt Sticherling. Eine 3-Zimmer-Wohnung im 2. Stockwerk des Mittelgebäudes kostet 198.000 Euro, eine 2-Zimmer-Wohnung ist für 162.000 Euro zu haben.

Für Riedel Bau bedankte sich deren Vorstand Gert Riedel bei den Baubeteiligten und vor allem bei den Anwohnern für deren Verständnis : "Ich habe selten so eine gute Zusammenarbeit bei einem so schwierigen innerstädtischen Bauvorhaben erlebt, wie hier in Fulda, Herr Oberbürgermeister", bedankte sich Riedel ausdrücklich bei der Stadt. "Schon heute lässt der Rohbau erkennen, dass es sich in der schönen Fuldaer Innenstadt und natürlich ganz besonders am Gemüsemarkt, gut wohnen lässt".

OB Möller hatte vorher die Entwicklung des Gemüsemarktes bis heute skizziert und auch an den Unmut der Anwohner über die Fleischmannruine erinnert.. 500.000 Bände Karl May seien seinerzeit bei Fleischmann gebunden worden, die doch auch alle einen guten Ausgang gehabt hätten, zog Möller eine Parallele. Er sei sich sicher, dass sich Fuldas Altstadt mit diesem Angebot weiter als Wohnstandort profilieren werde. Dass die KEWOG den Anstoß für einen Gemeinschaftsstand der Wirtschaftsregion Fulda auf der Internationalen Immobilienfachmesse EXPO REAL im Herbst in München gab, wertete OB Möller als "sichtbaren Standortbeweis".+++