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Von der Politik in die eigene Kaffeerösterei: Barbara Imhof strahlte zur Eröffnung - Fotos: Max Colin Heydenreich

In das neue Geschäft am Gemüsemarkt in Fulda kamen...

29.04.06 - Fulda

Von der Politikerin zur Kaffeerösterin: Barbara IMHOF mit eigenem Laden

Genaugenommen hat ihre neue Karriere dort angefangen, wo ihre zweite unfreiwillig endete: in Berlin. 1999 hatte die damalige SPD-Bundestagsabgeordnete Barbara Imhof aus Fulda ihre „Hauptstadtwohnung“ in der Nähe der Hackeschen Märkte und bekam beim Warten auf die S-Bahn tolle Kaffeedüfte in die Nase. Selbigen nachgehend landete sie im Laden der „Coffee Mamas“, guckte erstmals beim Kaffeerösten zu und erlebte die Qualität frisch gerösteten Kaffees: „....der Geschmack ist einfach wunderbar. Üblicher und frisch gerösteter Kaffee - da liegen Welten dazwischen“. Die Welt des besonderen Bohnengenusses will die 53-jährige „im Familienverbund“ nun ihren Kunden nahe bringen: gestern wurde die „Rösterei Gecko - Kaffee und mehr“ am Gemüsemarkt in Fulda eröffnet.

Von einem „Laden“ mitten in der Stadt hat sie schon als sozialdemokratische Bundestagsabgeordnete ein bisschen geträumt, mit anderen Inhalten damals: als Wahlkreisbüro und Anlaufstelle mit weit offener Türe für Bürger, als Treffpunkt zum diskutieren oder „mal einen Kaffee trinken“. Nun hat sie ihn, ihren Laden und ohne Parteiräson noch dazu. Vorausgegangen sind der neuen Aufgabe zwei andere Karrieren: erst die als Diplom-Sozialpädagogin und Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt Fulda, dann - ab 1994 - als Parlamentarierin. Während ihrer Berliner Zeit transportierte sie viel frisch gerösteten Kaffee in den Fuldaer Raum: erst für sich, dann für Verwandte und Freunde. Über dieses „bring-mal-was-mit“, weil es diesen Genuss hier nicht gab, kam sie schon damals auf die Idee einer eigenen Rösterei.

Doch auch als sie 2002 ihr Mandat verlor - weil als Folge vieler direkt gewonnener Wahlkreise der SPD nur einer von der Liste in den Bundestag kam - musste die Idee aufgeschoben werden: Barbara Imhof pflegte ihren kranken Vater und hatte eigene Gesundheitsprobleme. Sie arbeitete als freiberufliche Beraterin für Sozialverbände und Institutionen und bekam durch Mandatsverzicht anderer 2005 plötzlich die Chance, doch wieder in den Bundestag einzuziehen - als Nachrückerin. Doch als das im Juli 2005 endlich soweit war, hatte sich ihre Erfahrung „In der Politik ist nur sicher, dass nichts sicher ist“ bewahrheitet.

Gerhard Schröder hatte für ein Jahr frühere Neuwahlen gesorgt und die SPD im Wahlkreis nicht sie, sondern die Newcomerin Claudia Blum aus Lauterbach als Bundestagskandidatin gegen CDU-Nachwuchs Michael Brand nominiert. Der Ausgang ist bekannt: die Hoffnung auf ein SPD-Direktmandat wegen der Stimmenaufsplitterung zwischen den Kontrahenten Brand und dem früheren CDU-Politiker Martin Hohmann trog gewaltig - Brand gewann, Blum verlor, Hohmann verließ die Politikbühne. Und nach dem Kurz-Intermezzo in Berlin war für Barbara Imhof - fernab von Parteigeplänkel und Missgunst - der Weg frei „zu neuen Ufern“.

Der neue Facheinzelhandel mit stilvollem, leicht nostalgischem Ambiente wurde von drei Frauen auf die Beine gestellt: Barbara Imhof, ihrer Tochter Nina Imhof und der Schwester - und eher „stillen Teilhaberin“ - Andrea Schulze. „Wir sind eine Weiberwirtschaft“, lachte Imhof und schildert stolz, dass sie und Nina das Metier „Kaffeehandel und Kaffeerösterei“ gründlich erlernt haben. „Von der Pike auf: Technik und Einkauf, Rösten und Betriebsführung“. Beide kennen nun fast alle Röstereien in Deutschland aus eigener Anschauung. Trotz allen Lernens, Reisens und guter Beratung, unter anderem bei der Industrie- und Handelskammer, gab es in den letzten Monaten auch „schlaflose Nächte, ob alles klappt“.

Das dürfte nun vorbei sein: schon seit einer Woche haben sich die „3 Damen von der Rösterei“ in einer Voröffnungsphase „warmgelaufen“ und positives festgestellt. Dass sie von den umliegenden Geschäften freundlich angenommen werden, der Laden wegen seines „Großstadt-Flairs“ gelobt wird und das Spektrum der ersten Besucher vom 16-jährigen Neugierigen bis zur 92-jährigen Genießerin reicht. Am „offiziellen“ Eröffnungstag gaben sich die Kunden und Gratulanten die Klinke in die Hand - 150 kamen, sahen, tranken und kauften.

Aus 20 verschiedenen, sortenreinen Kaffees, auch koffeinfreien oder Spezialitäten wie äthiopischem Wildkaffee, besteht das Angebot. „Wir haben richtige Hochlandware, handgepflückt, ohne jede Chemie - nur das Beste vom Besten“. Trotzdem will das Kaffee-Trio „Bombenqualität zu bezahlbaren Preisen“ bieten, um nicht nur „erlauchte Kreise“ zu begeistern. Außer Kaffee („..hier liegt 1 Tonne Rohkaffee“) gibt es auch „tolle Schokolade“ von Erich Haman, speziellen Tee, Bagels, Snacks und Geschenkideen rund ums Thema Kaffee. Was viele Genießer besonders freuen dürfte: in der „Rösterei Gecko“ ist die Luft lediglich vom Kaffeearoma durchweht und Rauchen nicht erwünscht. Geöffnet ist von Montag bis Samstag von 9 bis 19 Uhr.

In den Geschäftsräumen befand sich früher der beliebte Asia-Laden, den die Inhaberin aus Altersgründen aufgab. Für die Rösterei waren einige Um- und Einbauten nötig: ein 14 Meter hoher neuer Kamin musste installiert werden für die Abluft. „Herzstück“ ist der 12-Kilo-Röster - einer der grössten, den es für Ladenröstereien überhaupt gibt. Gebrüht für den sofortigen Verzehr wird das „edle Gesöff“ in einer besonderen „mehrgruppigen Siebträgermaschine“. Eine museumsartige kleine Ausstellung, etwa mit alten Kaffeemühlen, sorgt für Information und Flair zugleich.

Und warum der Name „Gecko“? Dieses Tier ist nicht nur in den kaffeeanbauenden Ländern und den für ihre Kaffeekultur bekannten südeuropäischen Nationen beheimatet - es ist auch ein Glückssymbol und der Anblick eines Geckos ein gutes Vorzeichen. Vielleicht auch für die kaffeeliebende Familientruppe Imhof/Schulze. Jedenfalls hat sich die frühere Politikerin Barbara Imhof einen Traum erfüllt - und konstatiert einen ungegeplanten Nebeneffekt der Selbstständigkeit. Angesichts der nötigen 15-Stunden-Arbeitstage zum Start der Rösterei hat sie schon 4 Kilogramm abgenommen: „Die schönste Diät, die ich je gemacht habe“.

Gabriele Weigand-Angelstein +++


...am ersten Tag schon 150 Besucher

Sie gratulierten Nina Imhof - wie hier Bürgermeister Dr. Wolfgang Dippel...


....oder kauften etwas ein - wie hier ...

...Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller




Kaffee-Gummibärchen gibt es auch...


...zum Sortiment gehört auch Kaffenougat


Die Kaffeesäcke sind keine Dekoration, sondern enthalten die Rohware - und in den beleuchteten Kästen ist Zubehör - wie alte Kaffeemaschinen - ausgestellt

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