„Trans Speed Europe“: Gleitschirmrekordler "Mad Mike" KÜNG auf Wasserkuppe

Nur einen einzigen Zwischenstopp gönnt sich Gleitschirm-Athlet Mike Küng auf seiner ungewöhnlichen Reise von Kiel nach Venedig: auf Hessens höchstem Berg, der 950 Meter hohen Wasserkuppe in der Rhön. Mit dem Projekt „Trans Speed Europe“ überwindet der 37-jährige Sportler wortwörtlich die Luftlinie von Kiel nach Venedig mit einem Gleitschirm. Auf diese Weise will er die italienische Stadt an der Adriaküste nach 3,5 Tagen und täglich bis zu zehn „Helikopterexits“ erreichen. Nach monatelanger physischer und technischer Vorbereitung ist Küng am Mittwoch endlich in der Nähe von Bolthagen an der Ostsee gestartet. Gestern Abend landete er in der Rhön - und flog heute Vormittag weiter in Richtung Nürnberg.

Die erste 200km-Etappe bis nach Stapelburg bei Goslar im Harz verlief ohne Probleme. Acht Absprünge, so genannte „Exits“, aus einem Helikopter hatte er benötigt. Gestern morgen hielt ihn anhaltender Nebel bis 15.15 Uhr auf, ehe er sich erneut mit seinem Gleitschirm in 5.000m Höhe aus dem Hubschrauber stürzen konnte. Abends erreichte er schließlich die Wasserkuppe – trotz der niedrigen Wolkenbasis, aufgrund derer die Absprunghöhe einmal sogar nur 800 Meter betrug. Zudem erschwerte starker Wind das Öffnen des Gleitschirms. Außerdem hatte der Vorarlberger mit einigen gefährlichen Landungen in Leeturbulenzen zu kämpfen.

Dementsprechend zufrieden zeigte sich Mike Küng am Abend: „Ich habe nicht erwartet, dass wir heute bis zur Wasserkuppe kommen. Wir haben lange am Harz festgesteckt, konnten aber glücklicherweise ein wenig nach Westen ausweichen. Dank dem Nordwind bin ich dann schnell voran gekommen, auch wenn die Landungen bei 50km/h Windgeschwindigkeit teilweise sehr heftig waren. Das war heute auf jeden Fall eine extreme Etappe!“

Hier in der hessischen Rhön legte er einen nächtlichen Zwischenstopp ein, bevor es weiter ging in Richtung Nürnberg, an München vorbei über die Alpen bis nach Venedig.

Küng schafft mit einem Absprung 35-40 km "Luftlinie", bei Rückenwind und günstigen Aufwinden mehr. Der gängige Nordost-Wind über diesem Bereich Europas kommt ihm dabei entgegen. Spannend wird es beim Übergang von den Nord- zu den Südalpen, weil dann Witterung und Windverhältnisse wechseln.

Für den dreifachen Gleitschirmakrobatik-Weltmeister Küng, der auch schon als erster Mensch mit einem nicht motorbetriebenen Gleitschirm den Ärmelkanal überquerte und oft bei Akrobatik-Shows auftritt, liegt der Reiz besonders in zwei Punkten: In dem nicht ungefährlichen Absprung aus dem Helikopter und in dem Versuch, bei jedem Flug möglichst weit zu kommen. „Der Gleitschirm ist nicht zum Abspringen konzipiert“, erklärt er. Die Gefahr besteht darin, dass der Schirm in die Rotorblätter gerät. Der Extremsportler springt ab und zieht mit seinem Körpergewicht den Schirm aus einer Tasche, die am Hubschrauber befestigt ist. Dieser folgt Küng auf seiner Reise über Europa. Gesponsort wird das Projekt von der "Superfund Investmentgruppe" aus Wien.

„Mad Mike“ Küng hat sich mehrere Monate lang auf diese Herausforderung vorbereitet, um „körperlich und mental topfit“ zu sein. Auf dem Programm standen neben seinem normalen Flugpensum fünf- bis sechsstündige Übungseinheiten pro Woche mit Mountainbiken, Skitouren gehen und Krafttraining. Daneben musste die Strecke gut geplant werden: Flugverbotszonen um Flughäfen, Großstädte und militärische Sperrgebiete gilt es zu meiden. Aus diesen Gründen werden München und Salzburg östlich passiert. Was nicht eingeplant werden kann, ist das Wetter. Nach einer ersten Verzögerung durch Nebel sagte Küng: „Wir haben von Anfang an gewusst, dass das Wetter der Chef ist.“

Am heutigen Freitag, dem dritten Tag der „Trans Speed Europe“, hofft der Extremsportler „bis zu den Alpen zu kommen“. Dafür benötigt Küng allerdings eine höhere Wolkenbasis als gestern.

Mehr über Mike Küng auf http://www.madmikeküng.com . (S.K.) +++