Farbenfrohe Welt in Jugendkulturfabrik - Graffitikunst als Präventionsprojekt

Eine kleine farbenfrohe Welt haben Graffitikünstler in der Jugendkulturfabrik an der Langebrückenstraße kreiert. Binnen vier Tagen wurde ein tristes Treppenhaus zu einem Kunstwerk, auf dem es Spannendes zu entdecken gibt: Nämlich die Welt, wie sie mit den Augen junger Leute gesehen wird. Ein Projekt, das neben dem künstlerischen auch einen präventiven Ansatz hat.

Viel Herzblut und Arbeit haben die Jugendlichen, die zwischen 14 und 17 Jahre alt sind, in ihr Graffiti-Projekt gesteckt. Seit Montag dieser Woche wurde gesprüht, gestaltet und am Gesamtbild gefeilt. In das bunte Kunstwerk haben die Teenager mehr etwa 30 Stunden Spray-Arbeit investiert - die Konzeption dauerte vier Wochen.

Betrachter finden auf dem Treppenhaus-Gemälde, das "vom Himmel bis tief unter die Erde" reicht, nicht nur ernsthafte Motive, sondern auch einige "komische Figuren". Wie zum Beispiel Paulchen Pather auf der Rolltreppe und dessen Schatten Inspektor Jaques Clouseau. Außerdem die Silhouette einer Großstadt, ein Bergwerk und dazwischen die stille Unterwasserwelt, in der sich "blubbernde" Fische zwischen Korallen tummeln.

Dass so etwas Schönes dabei heraus kommt, damit hatten weder die Jugendlichen noch Betreuer Ingmar Süß gerechnet. "Ich hätte nicht erwartet, dass es so gut läuft und bin wirklich positiv überrascht", sagte der 24-jährige Student, der selbst seit zehn Jahren Sprayer ist.

Die jungen Leute, drei Mädchen und vier Jungen, waren heute richtig stolz auf ihr Werk, das Bürgermeister Dr. Wolfgang Dippel zu würdigen wusste. "Das habt ihr toll gemacht", lobte Dippel. Neben der künstlerischen Bedeutung hob er die pädagogische und präventive Dimension dieses Projektes hervor. Thomas Wild, der Leiter der Jugendkulturfabrik erklärte dazu: „Wir verhindern mit solchen Aktionen, dass illegal gesprayt wird. Außerdem erleben die jungen Leute, die oft Einzelgänger sind, bei uns eine Gemeinschaft."

Das Angebot der "Fabrik" wissen die Jugendlichen zu schätzen denn "hier können wir kreativ sein und müssen nicht zu Hause rumsitzen und nichts tun", sagte der 16-jährige Sebastian Ruppel aus Ziehers. Er geht, wie die meisten seiner Sprayerkumpels, immer mittwochs zum Graffiti-Workshop, der schon seit zwei Jahren angeboten wird. Sich mit der Spraydose legal an einer 60 Meter langen Wand austoben zu können, das sei gut für die Kreativen und noch besser für das Stadtbild, so Dippel. Er freue sich, dass es in Fulda wenig Probleme mit illegalen Sprayern gebe.

Denn die Hinterlassenschaften der Sprayer an Häuserwänden und auf Eisenbahnwaggons seien nicht nur hässlich, sondern auch kostenintensiv. Deshalb stießen die Teenager heute mit ihrer Idee, weitere legale Sprayer-Flächen in der Stadt zu schaffen und stilvoll zu gestalten, beim Bürgermeister auf offene Ohren. Als weiteres Projektergebnis sollen die Mädchen und Jungen nun geeignete Flächen auflisten und ihre Vorschläge beim Bürgermeister einreichen. "Wir werden darüber diskutieren", versprach Dippel.

Die Jugendkulturfabrik an der Langebrückenstraße ist eine Einrichtung der Stadt Fulda. Junge Leute ab 14 Jahren können dort ihre Freizeit sinnvoll gestalten. Es werden Kurse und Workshops aus den Bereichen Musik, Video, Foto, Grafik oder Sport angeboten. +++