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...und nach über drei Monaten brennen immer noch Grablichter und liegen Bilder von den Opfern

...und werden ständig frische Blumen abgelegt

05.04.06 - Fulda

3 Monate nach zweifachem Fußgängertod: Anklage gegen Manuel R. (19)

Die Staatsanwaltschaft Fulda hat gegen den 19-jährigen Manuel R. Anklage wegen "fahrlässiger Tötung, Straßenverkehrsgefährdung und unerlaubten Entfernens vom Unfallort" erhoben. Wie es in einer heute Morgen veröffentlichten Erklärung heißt, werde dem Beschuldigten zur Last gelegt, in den frühen Morgenstunden des 1. Januar 2006 nach erheblichem Alkoholgenuss mit überhöhter Geschwindigkeit in der Von-Schildeck-Straße in Fulda zwei Fußgänger angefahren und dabei tödlich verletzt zu haben.

Nach dem Ergebnis des Gutachtens eines Kraftfahrzeugsachverständigen fuhr der Beschuldigte mit einer Geschwindigkeit von mindestens 70 km/h und ohne Licht, als er die beiden Fußgänger, die die Fahrbahn etwa zu einem Drittel überquert hatten, mit seinem Fahrzeug erfasste und durch die Luft schleuderte. Anschließend flüchtete er ohne anzuhalten, konnte jedoch aufgrund von Zeugenaussagen wenig später dureh die Polizei gestellt werden. Der Prozess gegen den 19-jährigen wird vor dem Jugendschöffengericht stattfinden. Dies bedeutet nach Auskunft der Staatsanwaltschaft jedoch nicht automatisch, dass der Unfallfahrer auch nach Jugendrecht verurteilt wird - eine Entscheidung darüber wird zum Beginn der Hauptverhandlung getroffen. Ein Termin für die Hauptverhandlung gegen den Beschuldigten steht noch nicht fest.

Bei dem mutmaßlichen Todesfahrer handelt es sich nach Informationen von "Osthessen-News" um einen 19-jährigen Mann aus dem Fuldaer Stadtteil Horas. Bis kurz nach sechs Uhr soll er im Süden der Stadt Fulda auf einer privaten Silvesterparty gefeiert haben. Dann setzte er sich in sein Auto - und das Unglück begann: im Bereich der Edelzeller Siedlung streifte er einen parkenden Wagen, kümmerte sich nicht um den Schaden und setzte die Fahrt fort.

Dann passierte das Unglück in der von-Schildeck-Straße: der 31-jährige Getötete und seine Begleiterin hatten ebenfalls gefeiert, ihr Auto stehen gelassen und dann die Mutter der 24-Jährigen angerufen, sie möge doch zum Abholen an die Ecke Florengasse kommen. Und während die Mutter dorthin unterwegs war, wollte das Pärchen ihr wahrscheinlich etwas entgegenlaufen. Die beiden überquerten die Fahrbahn - und wurden von hinten durch das Auto des 19-Jährigen angefahren. Ein Sachverständiger hatte nach seinen Untersuchungen am Unfallort davon gesprochen, dass anhand der Spuren die beiden Fußgänger durch den Aufprall bis zu 30 Meter weit geschleudert worden seien.

Als die Mutter am "Abholpunkt" eintraf, erlitt sie einen Schock, denn ihr bot sich nun ein Bild des Schreckens - überall Fahrzeugteile, Unfallspuren und zwei Schwerstverletzte am Boden, um deren Leben sich der Rettungsdienst bemühte.

Für den 19-jährigen war der entsetzliche Unfall kein Grund zum Anhalten gewesen: er fuhr einfach weiter, preschte noch über eine Verkehrsinsel am Hirtsrain, die Schildeck-Straße hinunter, über die Kreuzung und auf die Bardostraße Richtung Lauterbach. Erst nach fast einem Kilometer kam das Fahrtende in der scharfen Rechtskurve bei der Feuerwache - auch hier war der Unfallfahrer mit seinem beretis völlig demolierten und eingedrückten Kadett über die Verkehrsinsel gefahren. Das Auto brach Schilder ab und blieb dann auf dem Grünstreifen stehen.

Der Fahrer stieg aus, dachte gar nicht daran, dort zu bleiben, sondern rannte jetzt weg - in Richtung Fuldaaue. Wie die Polizei gegenüber "Osthessen-News" bestätigte, hielt der 19-jährige dann nahe dem "Weimarer Tunnel" ein Taxi an und ließ sich in die Nähe seiner Horaser Wohnung bringen. Dort hatte ihn dann eine Polizeistreife im Rahmen umfangreicher Fahndungsmaßnahmen vorläufig festgenommen.

Während die Polizei an diesem Neujahrsmorgen nach dem Mann fahndete, kämpften Notarzt und Rettungsassistenten um das Leben der beiden Schwerstverletzten. Für den 31-jährigen Mann - der aus Fulda stammt und in Leverkusen wohnte - kam jede Hilfe zu spät, er verstarb noch an der Unfallstelle. Seine 24-jährige Begleiterin kam schwerstverletzt mit lebensbedrohlichen Verletzungen ins Städtische Klinikum. Dort starb sie drei Tage später.

Der Straßenabschnitt zwischen Brauhausstraße und Florengasse war von der Polizei stundenlang komplett gesperrt worden, um die Spurensicherung und die Rekonstruktion des Unfalls zu ermöglichen. Auf einer Länge von rund 70 Metern waren viele Teile verstreut: Schuhe, Nummernschild, Handyteile, Bekleidungsstücke, Autoabsplitterungen oder Stoßstange. Nach Abschluss der Spurensicherung und Ermittlungsarbeit musste die Feuerwehr die Straße reinigen. +++


Unfallstelle am Neujahrsmorgen - 2 Menschen starben - Fotos: Martin Angelstein




Das völlig zerstörte Auto des Unfallfahrers auf der Bardostraße nahe der Feuerwache...

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