Archiv

Mit Gewinnerlächeln: v.li. Dr. Lutz Helmig, Thomas Hofmann (Geschäftsführer) und Adolf Rabenseifner - Bilder: Dorit Gutowski

Pressetermin mit Dr. Helmig - "Ich rede nie länger als 45 Minuten." Meistens geht es sogar noch schneller.

24.03.06 - Fulda

Neuer HELMIG-COUP: ATON kauft REFORM Maschinenfabrik Rabenseifner

Die Fuldaer REFORM Maschinenfabrik Adolf Rabenseifner ist verkauft. Neuer Besitzer ist die ATON GmbH von Dr. Lutz Helmig, der in den vergangenen Wochen mehrfach die Schlagzeilen füllte. Bei Dr. Helmig handelt es sich um den Gründer der HELIOS-Kliniken, die kürzlich für 1,5 Milliarden Euro verkauft wurden. Zumindest mit einem Teil dieses Erlöses kaufte Dr. Helmig Mitte Februar die Fuldaer Design-Schmiede EDAG. Mit dem Kauf von Rabenseifner scheint ihm erneut ein Coup gelungen zu sein, denn das Unternehmen hat ebenfalls viele Kunden in der Automobil- und Flugzeugbranche.

Glaubt man den Worten von Dr. Helmig, dann handelte es sich beim Kauf der REFORM um eine freundschaftliche Übernahme, die nicht länger als 90 Minuten dauerte. Viele Worte machte Helmig auch heute bei dem kurzfristig anberaumten Pressetermin nicht. Kurz und präzise beantwortete er die wichtigsten Fragen. Laut Helmig sind die Arbeitsplätze gesichert, der Standort Fulda ist nicht gefährdet und ein Verkauf an chinesische Interessenten steht nicht zur Diskussion. Die Übernahme sei rückwirkend zum 1. Januar 2006 gültig, aber in punkto Kaufpreis hätten Käufer und Verkäufer Stillschweigen vereinbart. Und um Details würden sich sowieso die Juristen kümmern.

Der ehemalige Alleininhaber Adolf Rabenseifner freute sich über den Verkauf an Helmig, mit dem er seit fünf Jahren geschäftlichen Umgang pflegt. „Mit Dr. Helmig hat der Betrieb einen finanziell starken und bankenunabhängigen Eigentümer gefunden. Mit ihm sind kurzfristige Entscheidungen möglich, auf Veränderungen kann jetzt schnell reagiert werden“, sagte Rabenseifner. Der 67-Jährige will sich übrigens nicht zur Ruhe setzen, sondern sein Gespür für vielversprechende innovative Technologien nunmehr gewinnbringend für die ATON GmbH einsetzen.

Die REFORM-Maschinenfabrik zählt große Unternehmen wie Daimler-Chrysler, Lufthansa, Siemens, General Electrics oder Thyssen zu ihren Kunden. Kleine Messerschleifmaschinen aber auch computergesteuerten Großmaschinen, die zur Herstellung von Triebwerken in der Luftfahrt dienen, werden bei dem Fuldaer Unternehmen hergestellt. Der Exportanteil liegt laut Unternehmensangaben bei 60 Prozent.

Doch um als Global Player ganz oben mitspielen zu können, fehlte es dem Familienbetrieb bislang an finanzieller Schlagkraft. Wurde noch im Jahr 2003 der beste Umsatz in der Firmengeschichte vermeldet, stand REFORM bereits ein Jahr später das Wasser bis zum Hals - der Umsatz war um zwei Millionen zurückgegangen.

Im Dezember 2004 war öffentlich geworden, dass die rund 200 Arbeiter und Angestellten schon mehrere Monate auf Lohn und Gehalt hatten warten müssen. Kurz vor Weihnachten hatten sich dann die Wogen geglättet. Zugeständnisse wurden auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite gemacht. Nach einem Jahr ohne Tarifbindung wurde am 1. Januar 2005 ein „Sanierungstarifvertrag“ geschlossen.

Der beinhaltete den Verzicht auf zwei Drittel des Weihnachts- und Urlaubsgeldes. Außerdem wurden Sonderzahlungen, Lohnerhöhungen und Einmalzahlungen auf das Jahr 2007 verschoben und eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2006 vereinbart. „Insgesamt waren das Zugeständnisse seitens der Belegschaft in Höhe von einer Million Euro“, erklärte die Betriebsratsvorsitzende Beatrix Oehlenberg auf Nachfrage der Redaktion.

Im Moment glaubt man bei REFORM, dass die Opfer nicht umsonst gebracht worden sind. „Wir schauen vertrauensvoll in die Zukunft, denn allmählich kehrt eine gewisse Ruhe in den Betrieb ein, und wir sind besonders froh darüber, dass wir auch weiterhin an den Tarif gebunden sind“, sagte Oehlenberg.

Darüber hinaus erklärte Dr. Helmig heute, dass die Vorleistungen der Belegschaft nicht mit einem „vergelt’s Gott“ abgetan werden sollen, sondern dass Unternehmensgewinne auch an die Mitarbeiter weitergereicht werden. „Und nach dem offiziellen Pressetermin hat Helmig dem Betriebsrat auch noch zehn Ausbildungsplätze für das Jahr 2006 zugesichert“, freute sich die Betriebsrätin.

Demnach ist die Stimmung gut - bei Belegschaft und Geschäftsleitung. Thomas Hofman, Geschäftsführer, erklärte: „Wir übergeben ein gesundes Unternehmen mit Auftragsbüchern, die bis weit in das Jahr 2007 hinein gefüllt sind.“ Ist REFORM innerhalb eines Jahres gesundet? „Wir haben Aufträge bis Mitte nächsten Jahres“, bestätigte auch Oehlenberg, „und hätten uns über Wasser halten können.“ Klingt das gesund?

Tatsache ist: der Unternehmenserfolg und -fortbestand steht und fällt auch in dieser Branche mit den verfügbaren finanziellen Mitteln. Größere Projekte müssen mit Beträgen in mehrfacher Millionenhöhe vorfinanziert werden. Da kann ein Familienbetrieb schnell an seine Grenzen gelangen. Die dürften sich mit dem Verkauf an die ATON GmbH in unbekannte Höhen verschoben haben. Und auch die Möglichkeiten, die sich innerhalb der „ATON-Familie“ ergeben, sind offensichtlich. Als Maschinenfabrik, die für die Bereiche Engineering und Luftfahrt produziert, scheint sie das passende Bindeglied zwischen EDAG und der Fluggesellschaft dba, an der die ATON GmbH 25,1 Prozent der Anteile hält, zu sein. (Dorit Gutowski) +++

HINTERGRUND 1: Die REFORM Maschinenfabrik Adolf Rabenseifner

Das Unternehmen ist mit derzeit ca. 200 Mitarbeitern und mit einem Jahresumsatz von ca. 23 Mio. € für die verschiedenartigsten Kundengruppen tätig. Dazu gehören neben großen Teilen der Automobil- und Flugzeug-Branche beispielsweise auch die holz- und papierverarbeitende Industrie. Mit einem Exportanteil von 60 Prozent entwickelt sich REFORM nach eigenen Aussagen zu einem der führenden Schleifmaschinenhersteller Europas. Kunden aus 137 Nationen können auf eine Zusammenarbeit mit REFORM zurückblicken. Die bisherigen Erfolge der REFORM Maschinenfabrik lassen sich, so das Unternehmen, auf das handwerkliche Können kombiniert mit den notwendigen Ingenieurleistungen zurückführen.

HINTERGRUND: Die Aton GmbH

Die Aton GmbH - mit Sitz in der Fuldaer Nonnengasse - befindet sich zu 100 Prozent im Besitz von Dr. Lutz Helmig. Es ist eine Hol­ding mit zahlreichen Mehrheits­beteiligun­gen an - bisher - überwiegend me­dizinischen Unternehmen. Diese Ausrichtung hat sich aber durch den jüngsten Einstieg bei DBA und EDAG verändert:

- 100 Prozent Anteile des Softwarehauses GSD, das seinen Sitz in Berlin hat. Der erwartete Umsatz 2006 liegt bei 26 Millionen Euro, 184 Personen sind dort beschäftigt. Die Gesellschaft für Systemfor­schung und Dienstleistungen im Gesundheitswesen (GSD) ist eine ehemalige 100-prozentige Helios-Tochter und wurde im Oktober 2005 an Aton verkauft. Zum Anwender­kreis gehören weltweit 260 Krankenhäuser und Healthcare-Maintenance-Organisationen.

- 100 Prozent Anteile hält Aton an Ziehm Imaging in Nürnberg, der Umsatz des Medizintechnikunternehmens im Jahre 2006 soll 50 Millionen Euro betragen. Die Ziehm Imaging GmbH stellt auf Basis modernster Technologien mobile Systeme der digitalen Röntgen-Bildgebung für medizinische Anwendungen her. Sie unterhält Standorte in Deutschland, USA, Italien und Singapur.

- 100 Prozent hat die Aton nun bei der EDAG Fulda mit ihren 4000 Beschäftigten. Der für 2006 erwartete Umsatz beträgt 510 Millionen.

- 98 Prozent beim Blutspendedienst Haema (Leipzig). Der erwartete Umsatz in diesem Jahr liegt bei 60 Millionen Euro, 540 Menschen sind dort beschäftigt. Am 15. Februar 2006 feierte man das fünfjährige Bestehen. Die Haema Gruppe, mit Sitz in Leipzig, verfügt über 17 Blutspendestationen in den neuen Bundesländern und ist damit der größte unabhängige Blut- und Plasmaspendedienst in der Bundesrepublik Deutschland. Das pharmazeutische Unternehmen stellt Arzneimittel aus Blut und Blutplasma her und bietet Labordienstleistungen in Krankenhäusern an. 2005 wurden rund 450.000 Spenden generiert.

- 33,3 Prozent Anteile an der Agri Concept Europe Landwirtschafts- und Mühlenbetrieb mit Sitz in Rumänien und 500 Beschäftigten. Hier wird ein Umsatz von 20 Millionen Euro erwartet.

- 25,1 Prozent Anteile hält Aton seit wenigen Wochen an der Fluggesellschaft DBA (München) mit 800 Beschäftigten. Es wird im Geschäftsjahr 2006/2007 ein Umsatz von 600 Millionen Euro und schwarze Zahlen erwartet. Die Zahl der Passagiere soll um 30 Prozent auf 5,5 Millionen steigen. Mit dem Einstieg von Finanzinvestor Lutz Helmig bei der nach eigenen Angaben zweitgrößten innerdeutschen Linienfluggesellschaft wurde das dba-Stammkapital auf 20 Mio. Euro verdoppelt. +++


Adolf Rabenseifner (67) denkt nicht an Ruhestand. Er wird Sonderaufgaben für die ATON GmbH wahrnehmen.

Betriebsrätin Beatrix Oehlenberg: "Die Belegschaft schaut vertrauensvoll in die Zukunf.t"


Einblick in die Produktionshallen...

...hier werden kleine Messerschleifmaschine, aber auch computergesteuerten Großmaschinen...


...die zur Herstellung von Triebwerken in der Luftfahrt dienen, hergestellt.

Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön