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03.02.06 - Region
Scharfe NABU-Kritik: "Blutige Bundesratsinitiative" - Tod von Feldhasen und Vögel
Der Naturschutzbund NABU hat den Umweltminister Wilhelm Dietzel aufgefordert, die hessische Bundesratsinitiative zur jährlichen Mahdpflicht von stillgelegten Ackerflächen zurück zu ziehen. Die Mahd im Sommer sei das Todesurteil für tausende junger Feldhasen, Rehen und Vögel. In den Brachen brüten zu dieser Zeit Arten wie Feldlerchen, Rebhühner, Grauammern, Wachtelkönige und Wachteln. Die Regelung betrifft in Deutschland etwa 700.000 Hektar Brachflächen.
Hessen und Baden-Württemberg haben im Bundesrat beantragt, dass der Sperrzeitraum für das Mähen oder Mulchen von stillgelegten Äckern aufgehoben wird. Dieser garantierte bisher vom 1. April bis zum 15. Juli den Schutz von brütenden Vögeln und jungen Feldhasen und Rehen. Geht es nach dem Willen des hessischen Umweltministers, soll zukünftig auch in der Brut- und Setzzeit ohne Rücksicht auf die Jungtiere gemäht werden dürfen. Die Bundesrats-Initiative geht noch weiter: Es soll sogar eine jährliche Mulchpflicht eingeführt werden. Das bedeutet, dass mehrjährige Ansaaten auf den stillgelegten Flächen nicht mehr möglich sind. Die Deckungsmöglichkeiten und Nahrungsquellen im Winter gehen verloren.
Hintergrund für die Initiative ist die Angst vor der Aussamung von Acker-Unkräutern aus den Brachen heraus. Der NABU sieht darin aber einen erheblichen Verstoss gegen den Artenschutz und den Tierschutz. „Mit der Aufhebung des Mahd- und Mulchverbots im Sommer auf Brachflächen werden die letzten Rückzugsräume in der ausgeräumten Kulturlandschaft zerstört“, so Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU. Säugetiere und Jungvögel hätten gegen die scharfen Messer der Mähmaschinen keine Chance. Insgesamt kommen nach Schätzungen von Experten jährlich etwa eine halbe Million Wildtiere allein durch Mähmaschinen ums Leben.
Das Saarland hat bereits angekündigt, dem Vorschlag nicht zuzustimmen. Der NABU hofft, dass sich noch mehr Bundesländer wehren und der hessische Umweltminister seine Initiative zurückzieht. +++