Pläne für Uniplatz: Turnhalle weg, Neubau, Tiefgarage, Schulhof verlegen

Nach zehn Jahren Diskussion und wachsendem Unbehagen über das desolate Aussehen und die unvollkommene Funktion der Visitenkarte Fuldas, den Universitätsplatz, kommt jetzt Bewegung in die festgefahrene Situation. „Im Prozess der Aufwertung der Stadtmitte sind wir jetzt in der Phase, wo sich Lösungen zu verdichten scheinen“, formulierte heute Mittag der vorsichtige Oberbürgermeister bei einem Pressegespräch (Bild links). In zwei Wochen wird die Entscheidung über das künftige Erscheinungsbild von Fuldas „guter Stube Uniplatz“ definitiv fallen. In der Stadtverordnetenversammlung vom 13. Februar steht die Beschlussvorlage zur Abstimmung, die auf ihrem langen Weg durch die Ausschüsse entworfen, korrigiert und überarbeitet, heute von OB Gerhard Möller und Stadtbaurätin Cornelia Zuschke vorgestellt wurde.

Trotz nicht abgeschlossener Feinausarbeitung und noch auszuhandelnder Verträge scheint so viel schon sicher: Der Umgestaltung zum Opfer fallen wird die alte Turnhalle der Dalbergschule an der Rabanusstraße. Vielen scheint der Türmchen verzierte Altbau, der vielen Schülergenerationen zur Leibesertüchtigung diente, unverzichtbar für das historisch geprägte Gesicht der Innenstadt. Doch der OB widerspricht der Annahme, es handele sich um ein denkmalgeschütztes Gebäude aus dem 18. Jahrhundert.

Der Bau sei im Stil des Neobarock erst um 1904 oder 05 entstanden. „Die Turnhalle ist heute noch so, wie ich sie als Schüler kennen gelernt habe und wo ich mich 9 Jahre lang bemühte, den Turnübungen zu folgen.“ Doch in der Wertigkeit des gesamten Platzes sei die Halle „städtebaulich verzichtbar“. Dem Abriss des Kulturdenkmals habe die stets restriktive Denkmalpflege unter Abwägung aller Alternativen schließlich auch zugestimmt.

Die Hauptlast an Veränderung für den Umbau des Platzes muss überhaupt die Schule tragen. „Aber wir wollen den Schulstandort in der Innenstadt unbedingt erhalten“, so der OB. Aus dem jetzigen Lehrerparkplatz hinter dem jetzigen Hof soll der neu gestaltete Schul-, Spiel- und Sporthof auf ebensoviel Fläche entstehen wie der alte. Ersatz für die abgerissene Turnhalle wird in dem neuen Geschäftsgebäude an der Rabanusstraße untergebracht, das der niederländische Parkhausbetreiber Q-Park mit vermutlich drei Geschossen bauen wird.

Welcher Anbieter die rund 1.000 m² Verkaufsfläche in bester Lage schließlich nutzen wird, ist noch nicht ausgehandelt, bleibt aber dem Besitzer überlassen. Der Investor übernimmt auch den Neubau der sanierungsbedürftigen Karstadt-Tiefgarage mit neuer Zufahrt unter dem alten Schulhof und erweiterten Stellplätzen für 250 Autos auf zwei unterirdischen Etagen.

Eine besondere Schwierigkeit an die Planer habe die Logistikzufahrt für Karstadt dargestellt. Nachdem jeder denkbare Zugang - an der Stadtpfarrkirche und am Steinweg - für die Warenanlieferung angedacht und wieder verworfen worden sei, habe sich die jetzige Lösung angeboten. Die Beschlussvorlage sieht hier einen Pavillon gegenüber dem Eingang des Vonderau Museums in der Jesuitenstraße vor. Den überdachten Lastenaufzug fahren die Zulieferlaster über den Uniplatz an.

Eine für die Grundschüler auf dem Schulweg nicht ungefährliche Verkehrssituation, gaben viele Eltern schon im Vorfeld zu bedenken. Stadtbaurätin Zuschke erklärte heute, die Lage sei weitestgehend entschärft, weil die Lkws dort nicht rangieren müssten und die Anlieferung bis 8 Uhr morgens abgeschlossen sein sollte. Aber man brauche sich nichts vormachen: Kinder müssten in der Stadt mit dem Verkehr klarkommen.

Für die Randbebauung des neuen Geschäftshauses an der Rabanusstraße soll ein auf fünf Architekturbüros eingeschränkter Gestaltungswettbewerb ausgeschrieben werden. Die Entscheidung über die Entwürfe soll dann ein paritätisch besetztes Gremium aus Investor und Stadtplanern treffen.

Auf jeden Fall erhalten bleiben soll bei allen Neuerungen die bisherige Größe des Platzes. Über die endgültige Gestaltung der verbleibenden Freifläche - ob mit Baumbaldachin, wiedererstandenem Brunnen und - auf ausdrücklichen Wunsch des OB - einem Denkmal für Stadtgründer Sturmius werde noch entschieden.

Dabei bleibe eines klar: Allen alles recht machen, könne man nun mal nicht: „Wir waren uns alle einig, dass es nicht so bleiben kann wie es ist“, sagte Möller. Nach allen Abwägungsprozessen müsse die Summe der Neugestaltung besser sein als alles bisherige. „Die reine Lehre gibt es da nicht“. +++