"Vermindert schuldfähig" wegen 1,91 Promille? "Todesfahrer" (19) schweigt

Der tragische Unfalltod zweier junger Menschen durch einen betrunkenen 19-jährigen am Neujahrstag in der Fuldaer Innenstadt beschäftigt weiterhin viele Menschen. Vier Tage danach wächst am Rande der von-Schildeck-Straße die Zahl der "Totenkerzen", stehen auf Zetteln Sätze wie "Wir werden dich nicht vergessen" oder auch "Du warst ein guter Kumpel". Während der 31-jährige JACEK HYLLA am Sonntagmorgen noch an der Unfallstelle starb, verloren am gestrigen Mittwoch (Osthessen-News" berichtete) die Ärzte auch den Kampf um das Leben der 24-jährigen Begleiterin aus Fulda. Für die Staatsanwaltschaft Fulda ist klar, dass spätestens in drei Monaten gegen den mutmaßlichen "Todesfahrer" Anklage erhoben wird. Dies sagte heute Nachmittag Presse-Staatsanwalt Harry Wilke auf Anfrage. Das eigentliche Hauptverfahren vor Gericht werde wohl erst in einem halben Jahr beginnen können.

Der beschuldigte Autofahrer, ein 19-jähriger Elektrolehrling aus Fulda-Horas, bleibt laut Anklagebehörde unverändert bei seiner bisherigen Aussage: "Ich erinnere mich nicht". Letztendlich laufe das Verfahren dann auf einen Indizienprozess hinaus, in dem alle festgestellten Spuren an Kleidung, dem schwarzen Opel-Kadett und auf der Fahrbahn sowie die Zeugenaussagen und Gutachten vom Gericht gewertet werden müssen.

Das Strafgesetzbuch sieht für "fahrlässige Tötung in Tateinheit mit Körperverletzung und Straßenverkehrsgefährdung" eine maximale Freiheitsstrafe von fünf Jahren vor. Weil der Beschuldigte allerdings erst 19 Jahre ist, muss geprüft werden, ob in dem Verfahren "Jugendrecht" mit deutlich geringerem Strafmaß zur Anwendung kommen wird.

Und es gibt noch ein ganz wichtiges Kriterium: nach Informationen von Osthessen-News lag der gemessene Blutalkoholwert des 19-jährigen zum Zeitpunkt der Entnahme bei 1,91 Promille. Weil allerdings zwei bis drei Stunden seit dem Unfall vergangen waren, lässt das einen Wert von etwa 2,2 Promille zum Unfallzeitpunkt vermuten. Und dieser Umstand einer möglichen "erheblich verminderten Schuldunfähigkeit" könnte zu einer weiteren Reduzierung des Strafmaßes führen.

Die Staatsanwaltschaft Fulda hat heute die Leiche der am gestrigen Mittwoch verstorbenen 24-Jährigen Verkäuferin aus dem Fuldaer Stadtteil Bronnzell beschlagnahmt und offiziell eine Obduktion angeordnet. Dabei gehe es - so Harry Wilke - auch um die genaue Feststellung von Verletzungen, die Rückschlüsse auf den Unfallhergang zuließen.

Unterdessen wächst in der von-Schildeck-Straße weiter die Zahl des Totenkerzen, Fotos der Getöteten und Blumengebinden, mit denen viele Menschen ihre Trauer um den Verlust von zwei liebgewordenen Menschen zu bewältigen versuchen. Der zweifache Tod von Fußgängern am Neujahrstag 2006 wird wohl nicht so schnell vergessen werden. +++