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24.12.05 - Region

Neues Gentechnik-Gesetz als „Totengräber der biologischen Landwirtschaft“

„Wir Bioland-Landwirte halten den Weg, den die große Koalition mit der Änderung des Gentechnik-Gesetzes einschlagen will, für eine Sackgasse, die uns in unserer Existenz gefährdet“, schreibt Helmut Schönberger, Biolandsprecher für Osthessen, in einem Offenen Brief an die regionalen Bundestagsabgeordneten von CDU (Michael Brand) und SPD (Michael Roth, Dr. Sascha Raabe).

„Gerade in Osthessen gibt es eine Vielzahl von ökologisch wirtschaftenden Höfen, deren Produkte auf zunehmendes Interesse der Verbraucher stoßen. Seit einem Jahr gibt es eine Gentechnikfreie Anbauregion in der Rhön, die allerdings auf drei Jahre befristet ist. Eine Novellierung des Gentechnikgesetzes wird zum Totengräber für den ökologischen Landbau werden, denn dann soll nur noch haften müssen, wem ein persönliches Verschulden nachzuweisen ist. Dies wird in den meisten Fällen unmöglich sein – denken Sie nur an die Imker, deren Bienen weiträumig fliegen. Um ein persönliches Verschulden nachzuweisen, müsste ein Bio-Bauer seinen Nachbarn rund um die Uhr beobachten – können Sie sich vorstellen, zu was dies in unseren hessischen Dörfern führen würde?“

Das sei eine Beugung des Nachbarschaftsrechtes zugunsten einiger weniger Firmen, die ein Interesse an der grünen Gentechnik hätten. Es werde diesen die Möglichkeit gegeben, mit uns zu experimentieren, davon zu profitieren, ohne aber die Folgen tragen zu müssen: „Nach den Vorstellungen der großen Koalition soll der Pollenflug von einem Versuchsfeld in den Nachbaracker keine illegale Inverkehrbringung einer noch nicht zugelassenen Sorte sein. Sorten, deren Sicherheit noch gar nicht abschließend geprüft ist, könnten also künftig ganz legal in Umwelt und Lebensmittel geraten“, sorgt sich Schönberger. Dabei sei die Bevölkerung mehrheitlich gegen die Einführung der sogenannten „grünen“ Agro-Gentechnik.

Eine Koexistenz zwischen Landwirten, die keine GVO (Gentechnisch veränderte Organismen) ausbringen möchten, und anderen erscheine nicht möglich, da beispielsweise bei erwarteten Verunreinigungen mit GVO-Saatgut und Pflanzen die Verantwortung nicht mehr bei den Verursachern läge. Viele bekannt gewordene Fehlschläge bei Versuchen mit GVO zeigten, wie wenig die Forschung bisher wisse – viele Versuche endeten mit unvorhersehbaren, oft tödlichen Resultaten.

150 000 Arbeitsplätze in der ökologischen Lebensmittelwirtschaft seien ohne Not gefährdet, da abzusehen sei, dass deutsche Bioverarbeiter und Handelsunternehmen künftig ihren Anbau in „sichere“ Länder wie Österreich oder Schweiz verlagern werden. Ein laxer Umgang mit der Gentechnik beeinträchtige den Agrarstandort Deutschland insgesamt. „Wir bitten Sie, sich die Tragweite der beabsichtigten Novellierung des Gentechnikgesetzes bewusst zu machen und in Verantwortung für die Bürger der Bundesrepublik Deutschland im Sinne der Volksgesundheit und Ihrer Verantwortung für die zukünftige Generation für eine Beibehaltung des Gesetzes zur Verursacherhaftung abzustimmen“, appelliert Biolandsprecher Schönberger abschließend an die Bundestagsabgeordneten. +++

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