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09.12.05 - Flieden
Bioland-Gruppen fordern eine "Offensive für Gentechnikfreie Anbauregionen"
Den Start einer neuen Initiative zur Verhinderung des Anbaus Gentechnik-veränderter Pflanzen und Saatgutes (GVO) haben bioland-Bauern auf ihrem diesjährgen Treffen in der neu ausgebauten Scheune des Biolandhofes Hartmann in Flieden (Kreis Fulda) gefordert. Wie es in den Landkreisen aussehe, gab Grund für massive Kritik. Der Sprecher der Gruppe Vogelsberg Joachim Brower bemängelte, dass der zuständige Kreisbauernverband völlig untätig sei.
Auch der Sprecher der Gruppe Osthessen Helmut Schönberger forderte die regionalen Akteuere auf, sich nicht auf dem Status „Gentechnikfreie Zone“ auszuruhen: „Dies war erst der Anfang, bis jetzt haben gerade einmal 30 % der Betriebe unterschrieben. Viele Ortslandwirte haben die Werbung für die Gentechnikfreie Zone sehr skeptisch, andere überhaupt nicht begleitet. Wir können jetzt nicht die Hände in den Schoß legen und so tun als ob wirklich etwas erreicht worden sei. Mehr Engagement ist gefordert!“
Die Aktivitäten des Einzelhandels wie Tegut würden ausdrücklich begrüßt, dem Willen der überwältigenden Mehrheit der Verbraucher Rechnung zu tragen, keine Gentechnik in Lebensmitteln haben zu wollen.
Dass jetzt die Verursacherhaftung - der Landwirt, der GVO anbaut, haftet auch für die Folgen - in der zukünftigen Regierung gekippt werden solle, sei nicht zu akzeptieren. Dazu Werner Hartmann: „Folgerichtig müsste dann auch die Haftung für Pharmakonzerne wegfallen. Dann wäre niemand mehr für sein Handeln verantwortlich!“ Eine Initiative, alle Bundestagsabgeordneten dazu schriftlich aufzufordern, im Sinne der Volksgesundheit diese Verursacherhaftung nicht zu kippen, wurde von den Bioland-Bauern einstimmig unterstützt.
Was immer wieder überrasche, sei, dass alle Fehlschläge der Gentechnik-Betreiber diese nicht zum Nachdenken anregten: So sei z.B. in jüngster Zeit in Australien ein Versuch abgebrochen worden, Erbsen zum Schutz von Schädlingen gentechnisch zu verändern. Diese Erbsen hätten bei Mäusen, denen sie verfüttert wurden, eine Lungekrankheit ausgelöst. „Dies zeigt, wie komplex und für den Menschen unbeherrschbar die gentechnischen Zusammnhänge sind. Wer weiß, was in den Körpern der Tiere noch alles passiert ist, was die Forscher gar nicht feststellen können und was unumkehrbar ist,“ appelliert Schönberger an alle Verantwortlichen mit der dringenden Bitte, sich für Gentechnikfreiheit in Rhön und Vogelsberg massiv einzusetzen und nicht so zu tun, als wäre eine mögliche Entwicklung in Richtung GVO-Anbau eine Belanglosigkeit.
„Die Schweizer haben es uns mit ihrem Recht der Volksabstimmung vorgemacht und GVO untersagt, vielleicht müssen wir dieses Mittel verstärkt über ein Volksbegehren einsetzen, auch wenn die rechtlichen Voraussetzungen hier in Deutschland leider andere sind,“ überlegte Susanne Weißbecker, die Geschäftsführerin von Bioland Hessen, Thüringen und Sachsen. Sie werde dies im Verband Ökologischer Landbau und anderen Gremien thematisieren, damit bei dieser Frage endlich ein Durchbruch gelinge. +++