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23.11.05 - Fulda

Pleitewelle erfasst das Handwerk - Beratung für Betriebe am 5. Dezember

Die Zahl der Insolvenzen im Handwerk ist sprunghaft gestiegen. Um 17 Prozent auf insgesamt 118 nahm deren Zahl im Zuständigkeitsbereich der Handwerkskammer Kassel (HWK) im Jahr 2004 zu. Im laufenden Jahr wird dieser Wert übertroffen werden, warnt die Kammer, denn 99 Unternehmen sind als Folge einer Insolvenz bereits vom Markt getreten. Immer wichtiger wird nach Überzeugung der HWK die Beratung von Unternehmen in Not.

„Immer mehr Kleinunternehmen geht die Puste aus. Zehn Jahre konjunktureller Flaute, gestiegene Fixkosten, Konsumentenstreik und Preisdumping können nicht länger durch Rationalisierungsmaßnahmen und durch die Selbstausbeutung der Inhaber aufgefangen werden“, sagt Handwerkskammer-Präsident Gerhard Repp. Er fordert die neue Bundesregierung zur nahtlosen Fortsetzung und Intensivierung des eingeschlagenen Reformkurses auf. Ziel müsse die Kostenentlastung mittelständischer, inhabergeführter Unternehmen sein.

Besonders betroffen von der Pleitewelle ist das Bauhandwerk. Rund 40 Prozent aller Insolvenzen im Jahr 2005 entfallen auf diese Gruppe. Dramatisch ist die Lage im baunahen zulassungsfreien Handwerk und im handwerksähnlichen Gewerbe. In diesen Branchengruppen, die eine selbstständige Unternehmensführung ohne Meisterbrief zulassen, übersteigt die Zahl der Pleiten den Gesamtwert des Vorjahres bereits jetzt um 14Prozent. „Verantwortung hierfür trägt nicht zuletzt die öffentliche Hand, die weniger investiert und sich zunehmend aus der Bauherrenrolle verabschiedet,“ urteilt Repp: „Die ursprünglich mittelstandsfördernde Zielrichtung der öffentlichen Vergabe hat sich im Zeichen der public private partnership-Bewegung in ihr Gegenteil verkehrt. Eine Politik, die die Vergabe als Mittel der Finanzierung und nicht der Beschaffung betrachtet, diskriminiert das Handwerk.“

Doch es geht Repp nicht allein um die Finanzierung öffentlicher Bauaufträge, auch wenn dieser fordert, dass jedes öffentliche Bauprojekt grundsätzlich auch konventionell darstellbar sein müsse. „Das Preisgefälle nicht nur im EU-Binnenmarkt, sondern bereits an der Landesgrenze Hessen-Thüringen, belastet die Wettbewerbsposition unserer Betriebe auch bei privaten Auftraggebern. Der Abstand zum preislich günstigsten Anbieter wird immer extremer.“ Auftragsvolumina, die früher typischerweise durch das Handwerk des regionalen Umfelds erledigt worden seien und dort für Arbeits- und Ausbildungsplätze gesorgt hätten, würden zum Akquisitionsobjekt nicht aus der Gegend stammender Billiganbieter. „Die Folge ist, dass die Betriebe resignieren und bei manchen Ausschreibungen nur wenige Angebote aus der Region eingehen.“

Im Vergleich mit der Insolvenzquote aller Wirtschaftszweige schneidet das Handwerk dennoch besser ab als die übrige Wirtschaft. Während bundesweit im Jahr 2004 im Handwerk 7,5 von 1.000 Unternehmen insolvent geworden sind, waren es nach Erhebungen von Creditreform in den nicht-handwerklichen Bereichen der Gesamtwirtschaft 14,9 je 1.000 Unternehmen. Kammer-Präsident Repp führt diese „Stabilitätsdividende“ auf die Unternehmerqualifikation dank der Meisterausbildung aber auch auf die kammereigene Unternehmensberatung zurück. Der Abbau von notwendigen Qualifikationen durch die im vergangenen Jahr novellierte Handwerksordnung könne die Bastion Handwerk aber auf das Niveau der übrigen Wirtschaft führen, warnt Repp.

Professionellen Rat für Betriebe in Not, aber für Existenzgründer, bietet das 10-köpfige Beraterteam der Handwerkskammer Kassel (HWK) kostenfrei. Der nächste Sprechtag mit Dipl.-Betriebswirt Günther Simon findet am 5. Dezember 2005 in den Räumen der Kreishandwerkerschaft Fulda, Rabanusstraße 33, 36037 Fulda, statt. Beratungstermine können telefonisch bei Frau Siglinde Frühauf, Tel: 0661 02240 vereinbart werden. +++

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