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08.11.05 - Lauterbach

"Entlassungen und unbezahlt Mehrarbeit" - Harte verdi-Kritik an STI Stabernack

„Ein Stück aus dem Tollhaus“ nannte heute Berthold Balzer, der stellvertretende Landesleiter der Gewerkschaft ver.di Hessen, das derzeit von der Geschäftleitung der STI Gustav Stabernack GmbH in Lauterbach betriebene Vorhaben. Der Vorwurf von Balzer: Die etwa 1.200 Beschäftigten in den Werken Alsfeld, Freiensteinau, Grebenhain und Lauterbach sollen sich künftig zu wöchentlich 43 Stunden, statt tariflichen 35 Stunden Arbeitszeit verpflichten. Die Mehrarbeit soll laut Dienstleistungsgewerkschaft ein Ausgleich für die geplanten 50 Kündigungen sein. Der Kommentar von Berthold Balzer dazu: "Die einen werden gefeuert - die anderen angefeuert, unbezahlt die Arbeit der von Arbeitslosigkeit betroffenen Kollegen zu übernehmen."

8 Stunden wöchentlich mehr arbeiten als der geltende Tarif vorsieht - 5 Stunden davon sollten die Arbeitnehmer dem Unternehmen sofort schenken und 3 Stunden einem Zeitkonto übereignen, dessen Schicksal ungewiss sei. Um diese Wochenarbeitszeiten erreichen zu können, müssten die Beschäftigten möglicherweise künftig jeden Samstag arbeiten, die Schichtarbeiter dann auch in Spät- oder Nachtschicht.

Die Geschäftsführer des Unternehmens, Baumgartner und Dr. Rohm hätten im September 2005 einen erheblichen Arbeitsplatzabbau angekündigt und von 50 Kündigungen gesprochen. Laut Balzer würden diese Entlassungen zur Zeit durch die Unternehmensgruppe betrieben.

Die Arbeit der von Arbeitslosigkeit betroffenen Arbeitnehmern solle nun durch unbezahlte Arbeit der verbleibenden Beschäftigten übernommen werden. „Dem Arbeitsmarkt der Region erweist die STI Stabernack-Gruppe damit einen Bärendienst und das durch die Unternehmerfamilie früher hochgehaltene Banner der sozialen Verantwortung - gegenüber Beschäftigten und ihren Familien - wird damit von den Jungmanagern in der Ballenpresse entsorgt“, erklärte der Gewerkschaftsführer heute.

Die Mitarbeiter sollten veranlasst werden einen Ergänzungsvertrag zu unterzeichnen. Damit würden sie mit Einschränkungen auf die in tariflicher Nachwirkung befindlichen Tarifkonditionen verzichten, insbesondere auf die Bezahlung der über den Tarif hinausgehenden Arbeitszeiten und auf ihr freies Wochenende im Regelfall.

Das Unternehmen nenne wirtschaftliche Schwierigkeiten als Grund. Für ver.di bleibe aber unverständlich wie mit Verlängerung der Arbeitszeit hier Abhilfe geschaffen werden solle, wenn die Werke noch nicht einmal mit den geltenden Arbeitszeiten der 35 Stunden Woche ausgelastet seien. Auch der behauptete Kostenvorteil gegenüber der Konkurrenz werde sich als Luftblase herausstellen - denn die Konkurrenten würden höchstwahrscheinlich mit aller Macht versuchen, die gleichen Konditionen gegenüber ihren Beschäftigten durchzusetzen.

ver.di habe die Geschäftsführung in den vergangenen Monaten mehrfach aufgefordert, über einen Firmentarifvertrag zu verhandeln. Der Vorschlag der Gewerkschaft: Die zwischen den Tarifvertragsparteien der Papier-, Pappe und Kunststoff verarbeitenden Industrie derzeit noch offenen Manteltarifverträge und Lohn- bzw. Gehaltstarifverträge sollten unter befristeter Berücksichtigung der Situation des Unternehmens in einem Vertrag verbindlich geregelt werden, um den Beschäftigten Sicherheit und Verlässlichkeit zu geben. Dies aber habe die Geschäftsführung "fortgesetzt abgelehnt", sagte Balzer. Andere Unternehmen der Wellpappe- und Verpackungsindustrie dagegen hätten sich ihrer Verantwortung gestellt.

ver.di forderte die Beschäftigten auf, die Ergänzungsverträge nicht zu unterzeichnen und dem Verlangen der Vorgesetzten unter Verweis auf den gültigen Arbeitsvertrag und der Zuständigkeit der Tarifvertragsparteien in Tarifdingen entgegenzutreten. +++

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