Verwüstungen durch tornadoähnlichen Wirbelsturm - 400 Retter im Einsatz

Mit unvorstellbarer Gewalt hat am frühen Samstagabend ein tornadoähnlicher Wirbelsturm im bayerisch-hessischen Grenzraum gewütet ("Osthessen-News" berichtete bereits gestern abend). Der Sachschaden ist erheblich. Verletzte gab es nach bisherigen Kenntnisstand nicht. Allerdings löst die "Windhose" einen stundenlangen Einsatz von insgesamt etwa 400 (!) Rettungskräften aus, der erst weit nach Mitternacht endete. Die Aufräumungsarbeiten sollen heute fortgesetzt werden.

Gegen 19.30 Uhr ging gestern abend im unterfränkischen Raum Motten ein heftiges Gewitter nieder, aus dem sich plötzlich ein lokal begrenzter Wirbelsturm entwickelte. Diese Windhose riss mit ungeheuerer Gewalt eine Schneise in ein Waldstück und wirbelte die Bäume in einem Radius von etwa 500 Meter Breite wie Mikadostäbchen durcheinander.

Das nahegelegene Gewerbegebiet von Motten ist ebenfalls erfasst worden. Dabei wurden u.a. Dächer von holzverarbeitenden Betrieben abgedeckt, Schaufensterscheiben zerstört und Fahrzeuge umgeworfen. Ein Bürocontainer wurde regelrecht zum Spielball dieser Naturgewalt.

Einen großen Schutzengel hatten die Benutzer eines Wohnmobils. Kurz nachdem sie es verlassen hatten um zum Essen in eine Gaststätte zu gehen, erfasste der Wirbelsturm das Fahrzeug und schleuderte es derart durch die Luft, dass es mit Totalschaden auf dem Dach zum liegen kam.

Eine abschließende Schadensbilanz ist derzeit noch nicht möglich.

Mit Hochdruck haben anschließend Rettungskräfte in dem zerstörten Waldstück gearbeitet, um möglichen Verletzten und hilflosen Personen Hilfe zu leisten.

Hilferufe zur Zeit des Unwetters aus dem Wald ließen einen Unglücksfall befürchten. Obwohl die Rettungskräfte den Wald von zwei Seiten her angingen, war ein Durchkommen wegen der Verwerfungen absolut nicht möglich.

Ein bayrischer Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera aus Roth bei Nürnberg löste schließlich die ungewisse Situation. Er konnte gegen 22.30 Uhr zwei Personen in einer Fischerhütte ausfindig machen, an der der Wirbelsturm in nur etwa 10 Meter Entfernung vorbeigezogen war und dabei Todesängste ausgelöst hat. Mit dem Lotsendienst aus der Luft gelang schließlich die Befreiung aus dem verwüsteten Gebiet.

Zur Sicherheit durchstöberten anschließend noch Mitglieder der drei Rettungshundestaffeln Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen und Schweinfurt das unzugängliche Gebiet, ohne auf weitere Personen zu stoßen.

Die Straße zwischen dem bayerischen Motten und dem hessischen Uttrichshausen bleibt bis auf weiteres unpassierbar.

AKTUELLER NACHTRAG DER POLIZEI VON HEUTE 09:30 Uhr

In dem betroffenen Waldstück wurde ein Fichten- und Eichenbestand von etwa 2 Hektar Größe zerstört. Im Industriegebiet Motten wurden etliche Dächer abgedeckt und zahlreiche Fahrzeuge durch umherfliegende Holz- und Dachteile beschädigt. Der einachsige Wohnanhänger des Ehepaars aus Göttingen, das zum Zeitpunkt des Unwetters in einer Gaststätte in Motten zum Essen war, wurde völlig zerstört.

Die Ortsverbindungsstraße zwischen Motten in Bayern und Uttrichshausen in Hessen ist weiterhin für den Verkehr gesperrt, die Aufräumungsarbeiten sind in vollem Gange. Die B 27, die von Bad Brückenau über Motten weiter nach Fulda führt, ist frei befahrbar. Nach bisherigen Erkenntnissen dürfte der Schaden mehrere Hunderttausend Euro betragen. Über verletzte Personen wurde bislang nichts bekannt.

HINTERGRUND: Was ist eine "Windhose"?

Eine Windhose ist eine spezielle Erscheinungsform eines räumlich eng begrenzten Wirbelsturmes. Dabei rotiert die Luft sehr schnell um eine vertikale Achse. Windhosen entstehen oft im Einflußbereich kräftiger Gewitter, in denen kräftige Aufwinde herrschen. Die Wirbelbildung setzt dabei in höheren, warmfeuchten Luftschichten ein. Sie entstehen als trichter- oder schlauchförmige Gebilde aus einer Wolke heraus. Wenn sie den Boden erreichen, können sie erhebliche Schäden anrichten. Der Durchmesser beträgt meist 100 bis 200 Meter, wobei Windgeschwindigkeiten bis 360 km/h auftreten können. +++