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Die Parzeller-Immobilie an der Frankfurter Straße: vorne links das Verlags- und Redaktionsgebäude, auf dem Parkplatz (rechts) mit Strommast wird die neue Druckmaschine gebaut.... - Foto: Wolfgang Habermhel

Weniger Lohn und Urlaub sowie Mehrarbeit versteht Parzeller-Gesellschafter (und FZ-Verleger) Michael Schmitt als "Abstimmung über die Zukunft des Unternehmens". - Fotos: Max Colin Heydenreich

15.10.05 - Fulda

Mehr arbeiten, weniger Geld + Urlaub - so finanziert PARZELLER Millionen

Bei dem Fuldaer Unternehmen "Parzeller Druck- und Medienleistungen" (D+M) sind gestern die Entscheidungen für die Zukunft des Unternehmens gefallen: D+M investiert insgesamt knapp 30 Millionen Euro in den Standort Fulda für neue Druckmaschinen und Nebenaufwendungen. Es scheint die "Belohnung" dafür zu sein, dass 186 von 187 Mitarbeitern (bei Parzeller) und 67 von 70 Beschäftigten bei der Druckerei Rindt neue Arbeitsverträge bei ihrem Arbeitgeber unterzeichneten, der aus dem Flächentarifvertrag für die Druckindustrie im Frühjahr 2005 ausgestiegen ist. Die Folge: "Mitarbeiter arbeiten nun länger, erhalten weniger Urlaub und verzichten auf Zuschläge". So schrieb Parzeller D+M selbst in einer fertig formulierten Pressemitteilung.

Danach soll bereits im Jahr 2006 bei Parzeller eine neue Rollen-Offset-Druckmaschine für insgesamt 15 Millionen Euro (inklusive Hallenneubau) entstehen. Bei der zur Firmengruppe gehörenden Druckerei Rindt werde eine Bogendruckmaschine für zwei Millionen Euro angeschafft. Beide Maschinen sollen bereits gegen Ende des nächsten Jahres die Arbeit aufnehmen.

Mit Folge-Investitionen belaufe sich die Gesamtsumme dann mittelfristig auf insgesamt etwa 30 Millionen Euro, hieß es. Die Gesellschafter von Parzeller hätten am Freitagnachmittag für das vom Geschäftsführenden Gesellschafter - und FZ-Verleger - Michael Schmitt (33) geschnürte Paket "Grünes Licht" gegeben.

Auf dem Betriebsgelände in der Frankfurter Straße soll eine der neuen Druckmaschinen - 50 Meter lang, sechs Meter breit und vier Meter hoch - zur Herstellung von Büchern und buchähnlichen Produkte im DIN-A-5-Format für namhafte Verlage sowie Kataloge gebaut werden.

Die neue Maschine bei der Druckerei Rindt in Fulda-Lehnerz ergänze das Produktangebot von Parzeller in unterer Auflagenhöhe. Hier werden unter anderem Prospekte und Flyer produziert. Nach den Worten von Michael Schmitt "hat der Druck der Fuldaer Zeitung mit der neuen Maschine nichts zu tun und wird weiterhin auf der vorhandenen Anlage produziert.“ Die "Parzeller Druck- und Medienleistungen" (D+M) ist ein eigenständiges Unternehmen im Firmenverbund.

Neue Arbeitsverträge - Kritik und Warnung von ver.di

In den vergangenen Wochen hatte die Dienstleistungs-Gewerkschaft ver.di in scharfer Form die Vorgehensweise der Verlagsspitze kritisiert. Von "hochgesteckten Profiterwartungen" war da die Rede, die von den Beschäftigten "bis zu 35 Prozent Einkommensverlust auf Dauer incl. einer unbezahlten Arbeitszeitverlängerung im Jahresumfang ca. 36 Arbeitstage" abverlange. Und dies, obwohl Parzeller "keineswegs in einer wirtschaftlichen Schwierigkeit stecke" schrieb vor genau einem Monat am 14.09. der stv. Landesleiter von ver.di, Berthold Balzer ("Osthessen-News" berichtete).

Schon damals warnte die Gewerkschaft vor den neuen Arbeitsverträgen, weil mit einer Unterschrift alle tariflichen Rechte verloren gingen und es wesentliche schlechtere Arbeitsbedingungen ohne Gegenleistungen wie etwa Kündigungsschutz, Verzichtsbefristung, eine Lohn- und Gehaltserhöhung oder Rückkehr in den Tarifvertrag der Branche gebe. Laut Gewerkschaft fühlten sich viele Mitarbeiter bei Parzeller einem "Psychoterror" ausgesetzt.

Mitarbeiterverzicht als "Abstimmung über die Zukunft"

Das sah in der - am gestrigen Abend versandten - offiziellen Presseerklärung der Geschäftsführende Gesellschafter Michael Schmitt natürgemäß ganz anders. „Ich freue mich sehr über die Resonanz der Mitarbeiter, es war quasi eine Abstimmung über die Zukunft des Unternehmens.“ Der Firmenchef räumte eine, auch "manch schlaflose Nacht verbracht zu haben".

Und weiterhin heißt es in der Mitteilung: „Ohne Zustimmung hätten wir entweder auf das Geschäftsfeld verzichten müssen oder wir wären in ein neues EU-Land gegangen, wo die Personalkosten niedriger sind.“ Gleichzeitig aber wird betont, dass man sich "klar zum Standort Fulda habe bekennen wolle" und vielleicht sogar neue Arbeitsplätze schaffe.

Der Betriebsratsvorsitzende bei Parzeller, Manfred Herrmann, ("Ich hatte schlaflose Nächte") trägt das Vorgehen des Unternehmens mit. Er habe sich "zwischen Investitionen und Stillstand" entscheiden müssen und dann für die Investition entschieden. "Ich trage die Maßnahmen voll und ganz mit" erklärte der 57-Jährige in einem Interview der Fuldaer Zeitung. (ma). +++


Auch die zur Parzeller-Gruppe gehörende Druckerei Rindt in Fulda-Lehnerz...

...erhält im nächsten Jahr eine neue Maschine...


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