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Sie wird neues Wahrzeichen von Neuhof: die alte Treibscheibe aus dem Jahre 1939

Die letzten Minuten in Betrieb am 05. Juli 2005....

09.09.05 - Neuhof

EXKLUSIV: Groß und rot - neues Wahrzeichen dank "Osthessen-News"

Eigentlich hätte sie verschrottet werden sollen - jetzt wird sie aber das neue Wahrzeichen von Neuhof. Die Rede ist von einer 13 Tonnen schweren feuerroten Treibscheibe, die viele Jahrzehnte ihre Dienste im Kali + Salz-Werk Neuhof-Ellers (Kreis Fulda) erfüllte - bis sie am 8. August durch ein modernes Modell ersetzt wurde. "Osthessen-News" hatte ausführlich über den aufwendigen Austausch und die Installierung einer 2,4 Millionen Euro teuren neuen Treibscheibe berichtet. Das überholte, alte "Modell" aus dem Jahre 1939 hatte seit 1957 seinen Dienst in Neuhof versehen: mit einer Geschwindigkeit von zehn Metern pro Sekunde fuhr der „Korb“ bis zu 750 Meter tief ins Bergwerk hinab, transportierte so Mensch und Material mit einer Geschwindigkeit von sechs Metern pro Sekunde. Dank der Initiative von "Osthessen-News" wird bald die alte Treibscheibe als neues Wahrzeichen der Kaligemeinde aufgestellt.

Es war am 08. August genau 8:18 Uhr, als die 70 Tonnen schwere Treibscheibe, das Herzstück der neuen, 2,4 Millionen teuren Förderanlage durch das Maschinenhaus im Kaliwerk Neuhof-Ellers einschwebte. Knapp zweieinhalb Stunden später hieß es: "Maschine sitzt". Erleichterung, Freude und Stolz stand allen Beteiligten ins Gesicht geschrieben. "Von einer Meisterleistung" sprach damals Projektleiter Mario Monden. "Sehr zufrieden" war Grubenleiter Ernst-Jürgen Zeiler und Hugo Müller vom Generalauftragnehmer ALSTOM aus Berlin, war einfach nur erleichtert, "dass alles unfallfrei über die Bühne gegangen ist." Seit dem 22. August läuft die Fördermaschine wieder einwandfrei - denn dann waren die Werks-Betriebsferien zu Ende.

Beim Treibscheibenaufzug werden die Tragseile, die am einen Ende die Kabine und am anderen Ende ein Gegengewicht tragen, über eine angetriebene Rolle (Treibscheibe) geführt. Die Seile sind nicht an der Treibscheibe befestigt, sondern werden durch die Reibung gehalten und bewegt. Außerdem besitzt die Treibscheibe V-förmige Rillen, in die die Seile durch die Zugspannung gepresst werden. Der Vorteil des Treibscheibenaufzugs besteht darin, dass beliebig lange Tragseile verwendet werden können und er sich somit auch für höchste Hochhäuser wie für tiefe Bergwerke eignet. Das Treibscheibenprinzip wurde erstmals 1877 vom deutschen Bauingenieur Friedrich Koepe eingesetzt.

Die Idee, die der Fuldaer Journalist Martin Angelstein im Laufe der Berichterstattung über den aufwändigen Austausch der Treibscheibe im Werk Neuhof-Ellers hatte, war unbestritten gut - und wurde auch sofort von den Verantwortlichen bei der Kali + Salz und im Rathaus von Neuhof begrüßt. Eigentlich sollte die alte Treibscheibe einfach auseinandergeschnitten und als "Schrott" recycelt werden. Doch was sich so einfach wie genial anhörte, nämlich die Treibscheibe als "neuen Botschafter Neuhofs" aufzustellen, zog in den vergangenen Wochen einen "Rattenschwanz" an Planungen und zunächst auch ungeahnten Komplikationen nach sich.

Allerdings bleibt als Ergebnis ein echter Erfolg. Die rote Treibscheibe wird auf dem so genannten Kreisverkehrsplatz, der in circa einem Jahr im Zuge des Baus der Autobahn A66 fertiggestellt sein soll, einen neuen Platz erhalten. Sie wird den Kalibergbau der Gemeinde Neuhof - neben dem weithin sichtbaren "Salzberg" - für jedermann und-frau symbolisieren. "Jeder der nach Neuhof fährt, wird dann außer dem Kaliberg auch das neue Wahrzeichen sehen", prophezeite Bürgermeisterin Maria Schultheis nicht ohne Stolz gegenüber "Osthessen-News".

"Das ist eine wirklich teure Angelegenheit, so ein schweres Teil von hier nach dort zu bringen", erklärte Bürgermeisterin Maria Schultheis und freute sich über den Vorschlag des Fuldaer Journalisten Martin Angelstein. Denn da braucht es einen Spezialkran und Tieflader. Und man kann die Trennscheibe auch nicht einfach so in die Landschaft setzen, dann würde die Schwerkraft sie im Lauf der Zeit in der Erde verschwinden lassen. "Also müssen wir erst ein ordentliches Fundament schaffen". Und schließlich muss der mechanische Hingucker auch gepflegt und gestrichen werden, damit die Scheibe ansehnlich bleibt.

Nach diversen Gesprächen zwischen der Kali + Salz AG - die im kommenden Jahr das 100-jährige Jubiläum des Neuhöfer Werkes feiert - und der Bürgermeisterin ist jetzt sowohl der neue Standort festgelegt und die Verteilung von Aufgaben und Kosten geklärt: Den Transport übernimmt das Kaliwerk, Fundamentbau, Wartung und Pflege die Gemeinde. Bis sie ihren endgültigen Standort einnehmen kann, lagert die rote Scheibe erstmal in der Nähe der Straßenmeisterei auf dem Feld. Wegnehmen wird sie angesichts ihres Gewichtes wohl niemand.

Und ein solcher Hingucker fehlte bisher in Neuhof, denn die häufig aufgestellten silber angestrichenen Loren, die auf eine Bergbautradition hinweisen, gibt es in Neuhof auch nicht mehr. Was also lag nahe, die Treibscheibe vor der Verschrottung zu retten und ihr eine neue Rolle als "Botschafterin Neuhofs" zu übertragen.

Übrigens: im Werk Neuhof-Ellers sind rund 700 Mitarbeiter beschäftigt, davon arbeiten 260 unter Tage. Nach Informationen der Kali + Salz AG werden jährlich mehr als 3,5 Millionen Tonnen Rohsalz über den Schacht zu Tage gefördert und in der Fabrik zu rund 1,2 Millionen Tonnen Spezialdüngemitteln veredelt. +++


Herkunftsschild von 1939

Ingenieur Mario Monden vor der alten Treibscheibe...


...und Tage später vor der modernen Nachfolgerin mit innenliegendem Elektromotor und 70 (!) Tonnen Gewicht

...und die alte Treibscheibe kommt bald dank dem Vorschlag eines Fuldaer Journalisten zu neuen Ehren für die Kaligemeinde


....und wird dann hier nahe der künftigen Autobahn A66 mit Blick auf den "Monte Kali" ein neues Fotomotiv für Besucher

...und so sieht ein ausgedientes, aber aufgestelltes Bergbau-Teil aus - hier eine Seilscheibe vor dem Werra-Kalibergbau-Museum in Heringen im Kreis Hersfeld-Rotenburg

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