REKORD-BILANZ "Bonifatius-Musical": 44 Vorstellungen, 28.184 Besucher

Es war gestern abend exakt 22:58 Uhr, als der "letzte" Vorhang schloss. Nach genau 44 Vorstellungen mit 28.184 Besuchern ist vorerst einmal Schluß. Rechnet man die Aufführungen des vergangenen Jahres hinzu, so kommt das "Bonifatius - das Musical" in beiden Jahren auf genau 82 Vorstellungen mit exakt 54.384 Besuchern. Ob es im kommenden Jahr möglicherweise eine zweite Wiederauflage in Fulda gibt oder das Musical "auf Reise" in andere Städte geht, wird sich erst in einigen Monaten entscheiden. Klar ist: für die osthessische Spotlight-Musicalproduktion ist dieses erste eigene Stück ein Riesenerfolg, den mit einer 93-prozentigen Auslastung von jeder Vorstellung so niemand erwartet hatte. Lesen Sie hier auch ein EXKLUSIV-Interview mit Michael Weiß vom "spotlight"-Team.

Besucher aus ganz Europa kamen nach Fulda, Musical-Experten schauten sich das Stück an und waren voll des Lobes. Und nicht nur die Schauspieler, sondern auch die Besucher geizen nicht mit Lob. Kein Zweifel: ein erfolgreiches Stück, das aber auch die Erwartungen für künftige Produktionen sehr hochgeschraubt hat.

Die vergangenen 44 Aufführungen haben auch eines erreicht: die Diskussion um das Für und Wider der Besetzung des Premierenjahres ist verstummt. Mag der eine oder andere "schwächer" diesmal gewesen sein, so wird doch auch von Kennern der Szene der "Crew 20052 eindeutig der Vorrang eingeräumt. Befürchtungen, nach dem gradiosen Auftakt im Vorjahr hätten es die Schauspieler um den Hauptdarsteller Ethan Freemann schwerer, sind nicht eingetreten. Die vielen neuen Darsteller, überarbeitete Licht- und Soundgestaltung, eine neuen Szene und gestraffte Dramaturgie sind positiv angekommen. Jeden Abend am Ende der Aufführung gab es minutenlangen Beifall und viele Vorhänge - das war auch gestern abend mit einer Länge von neun Minuten nicht anders. Ein Vergnügen war „Bonifatius“, jenseits aller Vergleiche, allemal.

Aus einer – zunächst wohl unglaublichen – Idee entstand im vergangenen Jahr nach beharrlicher Vorarbeit der vier kreativen Köpfe Dennis Martin, Michael Weiß, Zeno Diegelmann und Peter Scholz etwas Besonderes: die erste und einzige Musicalproduktion in Fulda. Sozusagen aus Fulda für Fulda. Über den „Apostel der Deutschen“, den Mönch, Missionar, Bischof und späteren Heiligen Bonifatius. 2004 auch getragen auf einer Art „Boni-Welle“, die sich durch dutzende von Veranstaltungen und kulturelle Angebote anlässlich des Märtyrertodes vor 1.250 Jahren gebildet hatte. Das künstlerische Quartett und Produzenten-Team gründete die „spotlight Musicalproduktion GmbH“ als wirtschaftliches Unternehmen und verwirklichte einen Traum: die Welturaufführung ihres eigenen Musicals. Die Idee dazu hatten Martin, Diegelmann und Scholz schon seit Jahren – aber die Umsetzung gelang eben glücklicherweise gerade in dem Festjahr, dessen publikumswirksames Highlight das Musical dann wurde.

Weder „streng katholisch“ noch „historisch originalgetreu“, kein Provinzstück über einen Stadtheiligen und kein vertonter Geschichtsunterricht. Das Musical mit seiner Mischung aus rockig-poppiger Musik, romantischen Balladen, Actionszenen, moderner Choreografie setzt auf starke Emotionen. Und bietet eine Annäherung an die „Kultfigur Bonifatius“. Was im vergangenen Jahr häufig zu hören war, galt auch in 2005: „Über das Leben von Bonifatius wusste ich gar nicht so viel“ – dieses „Aha-Erlebnis“ nahmen sicher wieder viele der über 28.000 Besucher mit.

Das Spiel um den Dreiklang „Glaube, Liebe, Hoffnung“ angereichert um die Ingredienzen Intrige, Mord und Martyrium war nicht nur beim Publikum ein „durchschlagender Erfolg“. Von den Fachleuten kam lobende Würdigung: das Musical-Magazin „Da Capo“ würdigte „kurzweilige Handlung, hohen Unterhaltungswert und geschichtlichen Lerneffekt“ und sprach von einem "Ohrwurm für die Musical-Geschichte". Und das Lob wollte gar nicht enden, denn da hieß es weiter: "So stellt man sich Theater mit Herz vor... Und das dann auch noch zu Preisen, die mit maximal 40 Euro meilenweit unter denen liegen, mit denen die Großproduzenten ihre Kunden peinigen. In Fulda ist ein erstes Weizenkorn gestorben, aus dem eine herrliche Frucht entwachsen ist".

Und der "kulturfreak" sprach von „Bonifatius – das Musical“ als einem "sehr schönen Musical". Die Darsteller, egal ob Profi oder Laie, überzeugten auf voller Linie. Dennis Martin habe wundervolle Songs geschrieben, die noch lange im Ohr hängen bleiben. „Bonifatius – das Musical“ könne sich locker mit den großen Produktionen in Deutschland messen. Das Musical seit in 2004 - und jetzt auch in 2005 wieder - "ein Juwel in der deutschen Musical-Landschaft".

Strahlende Gesichter gab es gestern abend nach der letzten Vorstellung. Die Spotlight-Crew holte alle Mitwirkenden - ob auf oder hinter der Bühne - auf "die Bretter" und es gab unter dem tosenden Applaus der 700 Besucher langstielige Rosen. Eine wunderschöne Geste die deutlich machte, dass der Erfolg von "Bonifatius" der Erfolg eines sehr guten Teams ist - vom Kabelhelfer über Schauspieler und Regisseur bis hin zu Autoren und Komponisten.

Mit einem der vier kreativen Köpfe, Michael Weiß, sprach die Redaktion von "Osthessen-News" kurz nach dem Ende.

Frage: Wie sind die Bilanz für 2005 aus?

Wir hatten in diesem Jahr 44 Vorstellunge mit 28.184 Besuchern, also 93 Prozent Auslastung. Das muss uns erst mal ein anderes Theater nachmachen. Insgesamt haben das Bonifatius-Musical jetzt über 54.400 Menschen gesehen und nicht nur Menschen aus der Region und aus ganz Deutschland, sondern wir hatten sogar internationale Gäste aus der ganzen Welt hier.

Frage: Was bedeutet das jetzt für Sie?

Also, es ist auf jeden Fall klar, dass wir in diesem Jahr den Erfolg vom letzten Jahr noch einmal toppen konnten. Wir hatten nochmal mehr Zuschauer als im letzten Jahr und noch größere Begeisterung. Alle Presseberichte sind sehr sehr positiv, also man schreibt uns sehr sehr großen Erfolg zu und allen Beteiligten daran. Es ist eine ganz erfolgreiche Sache geworden und wir werden sie sicherlich auch weiter verfolgen.

Frage: Wie sieht es im nächsten Jahr aus?

Wenn wir das wüssten, wäre ich froh. Es gibt jetzt natürlich eine harte Zeit, genau diese Entscheidung zu treffen, was wird im nächsten Jahr sein. Ganz sicher wird es mit dem Bonifatius-Musical weitergehen. Ob wir nochmal in Fulda spielen können oder in eine andere Stadt gehen oder gar auf Tournee, das steht noch in den Sternen. Da müssen noch viele viele Entscheidungen fallen und wenn die gefallen sind, dann werden wir natürlich darüber informieren.

Frage: Was für nächste Projekte hat spotlight noch vor?

Ja, wir schreiben schon an einem neuen Stoff, an einem neuen Musical und wir sind sehr sehr kreativ, wir haben sehr viele Ideen und wollen das umsetzen. Also wir sind schwer am Arbeiten und man darf sich mit Sicherheit in Bälde auf ein neues Musical von der spotlight freuen.

Frage: ...mit Premiere in Fulda?

Das wissen wir noch nicht, das hängt davon ab, ob das neue Stück im Haus adaptiert werden kann. Das Schlosstheater hat ja nicht alle Bühnen-Möglichkeiten und möglicherweise verlangt das neue Stück nach einer größeren Bühnentechnik, sodass wir es vielleicht nicht hier machen können.

Frage: Wie fühlen Sie sich jetzt persönlich, in diesem Moment?

Ja im Moment erstmal erleichtert, dass es so gut gelaufen ist, dass die Saison so gut durchgestanden worden ist und dass alle Vorstellungen reibungslos geklappt haben. Im letzten Jahr hatten wir einen Tag vorher noch eine größere technische Panne gehabt, dieses Jahr lief alles reibungslos. Alle Leute sind begeistert und ich bin erstmal froh, dass das geklappt hat. Wegen mir hätte es auch noch ein bisschen weitergehen können, es lief jetzt wirklich am Schnürchen und hat Spaß gemacht...

Frage: ...gab es denn Nachfrage?

Ja natürlich, jetzt hatten wir 4 Zusatzvorstellungen gemacht, davon waren zwei ausverkauft und an zwei hätte es noch Karten gegeben. Aber ich denke, wenn die Zeit einfach da ist, um Karten zu kaufen, wäre die Nachfrage nach wie vor da gewesen. Vor allen Dingen spricht es sich jetzt langsam im ganzen Land rum: in Fulda gibt es was ganz Besonderes, da muss man hin. Es sind so Geheimtipps in der Musicalwelt, in den Musicalforen im Internet und die Qualität stimmt einfach von dem Stück in allen Bereichen – und das macht stolz. Und das zieht auch die Leute nach Fulda.

Frage: Wie sieht denn die wirtschaftliche Seite aus?

Tja, das kann ich noch nicht genau sagen, weil natürlich noch längst nicht alle Rechnungen bezahlt sind. Ich denke, dass wir mit einem blauen Auge in diesem Jahr davon gekommen sind. Die Auslastungszahlen sind so hoch, dass wir es, denke ich, geschafft haben, nicht drauflegen zu müssen. Im letzten Jahr hat es nicht ganz gereicht, aber dieses Jahr wird es wohl funktionieren. Schade ist für uns, dass wir keinerlei Förderung bekommen haben – also weder vom Land noch von EU-Förderung, vom Musikrat und ähnlichen Dingen. Also sämtliche Kulturfördertöpfe standen uns nicht zur Verfügung und das war ein bisschen mit einkalkuliert und schmerzt jetzt natürlich sehr.

"Osthessen-News" hat auch mit den drei anderen Mitgliedern des Teams von "spotlight" sowie dem Regisseur gesprochen. Diese Exklusiv-Interviews veröffentlicht die Redaktion noch im Laufe des heutigen Sonntags. +++