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19.06.12 - Schornhecke

„Aktiv zum Erhalt der Vielfalt“ - Menschen mit Behinderung helfen

Menschen mit Behinderung werden in der Gesellschaft oftmals nur als Empfänger von Hilfe wahrgenommen. Dass sie auch als Helfende selbst aktiv sein können, bewies der länderübergreifende Aktionstag „Aktiv zum Erhalt der Vielfalt“ im Naturschutzgebiet „Lange Rhön“ an dem sich die offene Behindertenarbeit der Lebenshilfe Rhön-Grabfeld, das Tanner Diakoniezentrum und der Karolinenheimverein Frankenheim in Zusammenarbeit mit der Wildland-Stiftung Bayern und dem Verein Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön beteiligt haben. Behinderte Menschen haben dabei einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt Rhöner Bergwiesen geleistet, indem sie im Bereich des Heidelsteins der Lupine zu Leibe gerückt sind.

Schon seit einigen Jahren arbeitet man im Biosphärenreservat Rhön mit der Lebenshilfe zusammen, einer ersten Aktion zum Schutz der Geburtshelferkröte im Jahr 2009 folgten weitere Einsätze, u.a. eine Pflanzmaßnahme am Parkplatz „Schwarzes Moor“. „Mit dem Umweltbildungsteam vom Verein Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön ist so eine richtige Freundschaft entstanden“, freut sich Michael Dohrmann, der Leiter des Teams, der mit dem Gebietsbetreuer der Wildland-Stiftung, Torsten Kirchner, die Maßnahme am Heidelstein fachlich begleitet hat.

Im vergangenen Jahr hatte man Im Rahmen des Freiwilligenprogramms „Ehrensache Natur“ der Europarc Deutschland, dem Dachverband der nationalen Naturlandschaften, erstmals einen länderübergreifenden Aktionstag mit der Lebenshilfe Rhön-Grabfeld, dem Tanner Diakoniezentrum und dem Karolinenheimverein aus Frankenheim durchgeführt. Dabei war schon deutlich geworden, dass es sich um keine einmalige Initiative handeln sollte, sondern, dass man die Zusammenarbeit intensivieren und man weitere gemeinsame Maßnahmen zum Schutz von Flora und Fauna im Biosphärenreservat durchführen möchte, zumal solche Gemeinschaftsaktionen auch das Selbstvertrauen der behinderten Menschen steigern. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zu ihrer Integration in die Gesellschaft, es entstehen neue Freundschaften zwischen Menschen mit und ohne Behinderung, wie Anna Krämer von der offenen Behindertenarbeit der Lebenshilfe Rhön-Grabfeld und die Vertreter der beteiligten Einrichtungen hervor hoben.

„Jeder leistet seinen Beitrag nach seinen Möglichkeiten – in der Gruppe kann man da schon ganz schön etwas erreichen“, sagte Torsten Kirchner, der wie Dohrmann das Engagement der Behinderten sehr schätzt. Denn trotz der verschiedensten Beeinträchtigungen, die diese Ehrenamtlichen mitbringen, sind sie voller Elan und Freude, wenn es darum geht, etwas für die Allgemeinheit zu leisten. So waren sie auch bei der jüngsten Aktion mit großem Eifer dabei.

Rund zehn bis zwölf Hektar wurden im Bereich Parkplatz „Schornhecke“ und dem Heidelstein nach Lupinen von den rund 30 Teilnehmern der Aktion durchkämmt. Es handelt sich dabei um eine wichtige Maßnahme zum Schutz der pflanzlichen Artenvielfalt und letztlich auch für die davon abhängigen Tiere, wie Torsten Kirchner herausstellte. „Vielen Menschen ist gar nicht bekannt, dass sich die nordamerikanische Staudenlupine zum Störenfried entwickelt hat“, wie Kirchner immer wieder feststellen muss. Die Staudenlupine als Stickstoff liefernde Pflanze wurde Anfang der 1940er Jahre vom Reichs-Arbeitsdienst im Rahmen des Dr.Hellmuth-Plans zur Bodenverbesserung für die Fichtenanpflanzungen auf der Hochrhön eingeführt. Ursprünglich handelt es sich auf der „Langen Rhön“ jedoch um Magerwiesen, durch den Stickstoffeintrag wird die Zusammensetzung des Bodens verändert, die Wuchsbedingungen für die typischen heimischen Pflanzen verschlechtern sich und letztlich leidet darunter auch die dazugehörige Tierwelt. Obendrein ist die wuchsfreudige Lupine sehr dominant und droht großflächig alles zu überwuchern, wenn man ihr kein Einhalt gebietet.

„Wir waren zu einem guten Zeitpunkt hier, die Samen sind noch nicht vollständig ausgereift“, stellte Kirchner zufrieden fest. Doch Lupinen sind hartnäckig, sieben Jahre lang müssen sie jedes Jahr aufs Neue rechtzeitig geschnitten werden, um sie annährend erfolgreich zu bekämpfen. Zweifelsohne ist die farbenprächtige Pflanze sehr schön anzusehen, entsprechend haben auch einige vorbeikommende Wanderer erst einmal mit Unverständnis reagiert, als sie die Aktion mitbekommen haben. „Aber wenn man es den Leuten erklärt, sehen sie die Sache dann meist mit anderen Augen“, so die Erfahrung des Gebietsbetreuers.

Die Bundesvereinigung Lebenshilfe hatte 2009 den Grundstein dafür mitgelegt, dass sich auch Menschen mit Behinderungen am Programm „Ehrensache Natur“ des Europarc Deutschland, dem Dachverband für die Nationalen Naturlandschaften, ehrenamtlich im Naturschutz betätigen können. Das Biosphärenreservat Rhön nahm dabei eine Vorreiterrolle ein, inzwischen sind deutschlandweit in einer ganzen Reihe von Nationalparken, Biosphärenreservaten und Naturparken Vor-Ort-Partnerschaften mit Einrichtungen der Behindertenhilfe entstanden. Wenn es um die Arbeit in den bayerischen Schutzgebieten geht, sind die Gebietsbetreuer der Wildland-Stiftung Bayern, deren Stellen vom Europäischen Sozialfonds (ESF) und Naturschutzfonds Bayern gefördert werden, wichtige Ansprechpartner vor Ort. (eva) +++




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