Rückblick: Umsetzung Pflege- und Entwicklungsplan ist Chance für Landwirtschaft

Der Fachvortrag „Erhalt der Pflanzengesellschaften auf Extensiv-Grünland durch Nährstoffentzug oder Nährstoffzufuhr am Beispiel der Berg- und Flachlandmähwiesen“ von Dr. Hans Hochberg stand jetzt im Mittelpunkt der Jahreshauptversammlung des Verein „Natur- und Lebensraum Vogelsberg“ im Hotel Ristorante Herbstein. Der Referent vom Deutschen Grünlandverband Berlin, bezog sich in seinen Ausführungen auf die Grünlandextensivierung in Thüringen. Im benachbarten Bundesland sei das Kultur- und Landschaftsprogramm (KULAP), das wichtigste, flächenstärkste Instrument für die Umsetzung der Ziele von Landschaftspflege und Naturschutz durch Landwirte. So habe sich die Anzahl der Dauergrünlandgesellschaften seit 1987 von 37 nach Einführung von KULAP über 48 und 56 auf jetzt 58 erhöht. Speziell ging er dabei auf die verschiedensten Standorte von Goldhaferwiesen und deren Entwicklung mit und ohne Grunddüngung ein. Fazit seiner Ausführungen: Die Grundnährstoffe Phosphat und Kali sind von herausragender Bedeutung für die Zusammensetzung der Pflanzenbestände und deren Futterqualität. Für die Erhaltung und Entwicklung von Goldhaferwiesen ist eine Grunddüngung unerlässlich und Glatthaferwiesen auf Muschelkalkstandorten erreichen bei Verzicht der Düngung ihre typische Artenausstattung.

Eine rege Diskussion schloss sich an den Vortrag an. Dabei wurde deutlich, dass hier in Hessen noch unterschiedliche Meinungen zwischen Landwirtschaft und Naturschutzbehörden bezüglich der Düngung der extensiv bewirtschafteten Flächen bestehen. Auf die Erfahrungen aus dem Nachbarland aufbauend, seien aber auch hier Änderungen zu erwarten. Vorsitzender Karl-Peter Mütze dankte dem Referenten und überreichte ein Präsent mit Vogelsberger Spezialitäten. Zu Beginn der Veranstaltung hatte Mütze mitgeteilt, dass ein sehr aktives Jahr hinter dem Verein liege. So habe die Geschäftsstelle für das Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg anfangs 2011 ihren Betrieb aufgenommen und arbeite auf Hochtouren. Zusätzliche Aufgaben seien auf den Verein bei der Faunistischen und Floristischen Erfassung des Gebietes zugekommen. Arbeitsgruppen beschäftigten sich derzeit mit der Projektformulierung: Was will der Naturschutz, die Landwirtschaft, der Forst, die Jagd, der Tourismus und die Bevölkerung.

Projektleiter Sebastian Stang erläuterte dann die derzeit anstehenden Maßnahmen. So werde ein Pflege- und Entwicklungsplan erarbeitet. Datensichtungen, Kartierungen, Maßnahmenplanungen und Entwurfsabstimmungen seien dazu erforderlich. Betriebsbefragungen, Analysen und Bewertungen stünden bei der Sozioökonomischen Studie auf dem Programm. Dies alles müsse bis Oktober 2013 erledigt sein um nach der fachlichen Prüfung und Bewilligung mit der Umsetzung der Maßnahmen beginnen zu können.

Zur Öffentlichkeitsarbeit im ersten Projektjahr führte Stang aus, dass 19 Projektveranstaltungen, 38 Vorträge, 36 Teilnahmen an externen Veranstaltungen, 73 Besprechungen mit Akteuren stattfanden, Infotafeln in Ober-Moos, Herbstein und Ulrichstein aufgestellt sowie ein Projektflyer und die Homepage erstellt wurden. Bereits mehrfach getagt hätten die Arbeitskreise: Landwirtschaft und Forsten, Biomasse sowie Tourismus und Vermarktung. Außerdem beschäftige sich die Arbeitsgemeinschaft „Wissen“ mit der Erschließung ehrenamtliches Wissen zu Fauna und Flora des Vogelsberges. Einstimmig beschlossen wurden im Anschluss vier kleinere Satzungsänderungen bezüglich Ehrenmitgliedschaft, Fachbeirat und Stellung des Schriftführers. Abschließend wies Vorsitzender Karl-Peter Mütze auf die Mitgliederfahrt vom 13. bis 14. Juni zu den Bergwiesen im Osterzgebirge hin. (gr) +++