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28.03.12 - Eichenzell

Historischer Rundgang um Büchenberg - 1.000 Jahre lebendige Geschichte

Geschichtsinteressierte nutzten bei strahlendem Sonnenschein am Sonntag das Angebot des Singkreis Büchenberg e.V. in Verbindung mit der Büchenberger Arbeitsgemeinschaft Historie zu einem geschichtlichen Rundgang. Der Anlass ist die Vorbereitung des 1.000-jährigen Jubiläums der Rhöngemeinde. Rund 100 Geschichtsinteressierte waren gekommen. Es musste sogar schnell noch Mikrofon und Lautsprecher aus der Kirche besorgt werden, um sich verständlich zu machen. Besonders viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene beteiligten sich an dem wohl bisher einmaligen historischen Rundgang. An verschiedenen Orten wurde die Ortsgeschichte durch passende Utensilien und vorgetragenen Texten wieder lebendig. Die erste Station in der Ortsmitte war die Statue des hl. Wendelinus, der als Schäfer dargestellt ist und den Hirtsberg (Berg der Hirten) hinaufblickt.

Die noch junge Skulptur aus 1988 ist ein vortreffliches Symbol für das überwiegend landwirtschaftlich und christlich geprägte Dorfleben. Gleich in der Nachbarschaft stand der „Mause-Hof“, der aus der Ortsmitte ausgesiedelt und abgerissen wurde. Der Hausname „Mause“ ist schon 400 Jahre alt und stammt von einer Familie Maus, die 1605 den alten Hof bewohnten. So haben noch sehr viele Häuser in Büchenberg ihren eigenen jahrhundertalten Namen, unabhängig von den wechselnden Familiennamen. Die Hausnamen werden auch in der Umgangssprache immer noch häufig benutzt. Dann ging es gegenüber zu „Leiboaste“, dem schmucken Fachwerkhaus. Früher war hier einer der Schmieden. Noch bevor es eine Schule gab, lehrte hier der „Leimehannes“ im Winter so nebenbei beim Surren des Spinnrades den Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen. In diesem Haus wohnten auch die Kapläne, als die Pfarrkirche noch Hattenhof war. Heute ist in der Schmiede ein kleiner feiner Dorfladen, der nicht nur Lebensmittel, sondern auch Gesprächsstoff „täglich frisch“ bietet.

Vor der Kirche stand die erste Büchenberger Schule aus 1784. Wie es so in der Schule früher zuging, symbolisierten die Holzschuhe, Schiefertafel, Petroleumlampe und der Rohrstock. Michael Brähler erinnerte die Kinder daran, dass es früher undenkbar war, dass Kinder die Erwachsenen bei der Begegnung auf der Straße nicht grüßten. Ein vergessener Gruß konnte beim Lehrer oder Pfarrer unter Umständen auch „schmerzhafte“ Folgen haben. Auch zur Kirche aus 1905 gab es viele Infos zu Baustil und Architektur. Ähnlich verhielt es sich mit der Kirchenheizung, die erst in 1963 eingebaut wurde, obwohl das Geld von einem erfolgreichen amerikanischen Chirurgen schon 1905 bereit stand. Es war einfach so, dass Büchenberg damals der Hattenhöfer Pfarrer den Standpunkt vertrat, dass eine Filialkirche nicht größer als die Pfarrkirche sein durfte und wenn die Pfarrkirche keine Heizung besitzt, sollte die Filialkirche auch keine bekommen.

Der nächsten markanten Punkt der Führung war der alte Friedhof. Er ist das wohl älteste Baudenkmal Büchenbergs. Hier stand einst eine Kirche, dievon einer hohen „Wehrmauer“ umgeben war und wahrscheinlich vor 1550 entstanden ist, obwohl die urkundliche Erwähnung erst 1630 erfolgte. Wie die neue Kirche, so war auch der Vorgängerbau dem hl. Jakobus geweiht. Büchenberg liegt an einem Weltkulturerbe der UNESCO, dem Jakobsweg. Dieser Weg wird schon seit dem Mittelalter begangen und misst fast genau 3000 km von Büchenberg bis Santiago de Compostella. Am Lohbergkreuz aus 1873, vermittelten die Zeichen Sack und Holztruhe wie einst, aus tiefer Not heraus, Menschen aus fast allen Familien im Dorf, die Heimat im 18. und 19. Jahrhundert verlassen mussten. Die meisten von Ihnen wanderten nach Nordamerika oder Ungarn aus. Einige wenige Verbindungen bestehen noch heute.

Das unter unseren Füßen Dörfer liegen sollten, das war wohl schwer verständlich. Trotzdem ist dem so. Eine Vielzahl von „versunkenen“ Dörfern, die aus den unterschiedlichsten Gründen im Mittelalter von der Landkarte verschwanden, umsäumen Büchenberg. Diese Wüstungen sind zum Teil noch in den Flurnamen erhalten geblieben. Auch den Standort der Holzkohlemeiler, der Köhler aus Oberzillbach (Wüstung) sind noch bekannt. So mancher Maulwurf fördert in diesem Gebiet noch immer Holzkohle zu Tage. Am Fuße des Almus setzte sich der Historiker auf einen Schemel und zeigte den Zuschauern, wie hier für den Straßen- und Wegebau Basaltpflastersteine und Schotter in mühsamster und kräftezehrender Art hergestellt wurden. Vorbei an einer neuen Rhönpanoramakarte am Sportplatz ging es zum Grillplatz.

Letzter Programmpunkt bei Kaffee und Kuchen war das Büchenberger Hügelgrab. Beweist dieses doch, dass die Geschichte der Besiedelung dieser Gegend weit über die gefeierten 1.000 Jahre hinausgeht, nämlich 2.000-3.000 Jahre. Der älteste Teilnehmer August Schlag vergnügte die gesellige Runde mit noch so mancher Büchenberger Anekdote. Der Ortsvorsteher Peter Happ dankte abschließend den Organisatoren für diese Bereicherung des Dorflebens und die damit verbundene Einstimmung auf das große Jubiläumswochenende am 17. bis 20. August. +++
























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