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05.10.12 - FULDA

ALSO DOCH! TEGUT verhandelt mit Schweizer MIGROS über einen Verkauf

Das Blatt hat sich gewendet, die Spekulationen sind vorbei – der Senior-Chef von Tegut packt aus. Vom milliardenschweren Schweizer Handelsriesen MIGROS steigt wohl doch eine von zehn Genossenschaften (Zürich) beim Fuldaer Lebensmittelunternehmen Tegut ein - und etabliert sich damit erstmals in größerem Umfang auf dem deutschen Markt. Das bestätigte Tegut-Inhaber Wolfgang Gutberlet (68) der „Lebensmittel Zeitung“ (LZ). „Wir bestätigen Verkaufsverhandlungen mit Migros Zürich und auch anderen Investoren“, schreibt die LZ wörtlich in der heutigen Freitags-Ausgabe. Die Verhandlungen über eine Mehrheitsbeteiligung seien weit gediehen. Eine endgültige Entscheidung gebe es bisher aber noch nicht – und auch viele Details sind noch nicht geklärt. Wichtige Weichen hat Tegut schon im Vorfeld gestellt: die über 300 Märkte – also das operative Geschäft – wurden aus der Tegut Gutberlet Stiftung & Co. KG herausgelöst und in die im September gegründete Tegut gute Lebensmittel Einzelhandels KG überführt.

Dementis als "Beruhigungspille"

Es ist ein Schritt, den viele erwartet hatten. Wochenlang waren Mitarbeiter, Kunden und viele Menschen in der Region Osthessen verunsichert. Bereits am 07. August 2012 berichtete osthessen-news auch über "familiäre Verwerfungen" und mögliche Verkaufsabsichten - auch wenn sich diese für "KFF" und "herzberger" zunächst nicht direkt bestätigten. Niemand wollte etwas über Verkaufsabsichten des Traditionsunternehmens sagen. Tegut-Vorstandsvorsitzender Thomas Gutberlet (42) sagte noch vor gut drei Wochen: „Wir verkaufen nicht – das Gerücht ist völlig aus der Luft gegriffen.“ osthessen-news berichtete ausführlich darüber: http://osthessen-news.de/H/1219696/fulda-gutberlet-absolut-nichts-dran--geruechte-um-migros-einstieg-bei-tegut.html .

Auch auf ON-Nachfrage beim Betriebsratsvorsitzenden des Unternehmens Harald Bottin hieß es Ende September schriftlich: „Die Tegut-Unternehmensleitung und der Betriebsrat sind der Meinung, dass im Moment alles gesagt und geschrieben wurde. Wir wollen uns auf unsere Aufgaben konzentrieren und mit unseren Kunden unser 65 jähriges Firmenjubiläum feiern.“

Die LZ sieht in den Verkaufs- und Beteiligungsverhandlungen einem „Rettungsanker“ für das Familienunternehmen mit 6.300 Mitarbeitern und über 300 Märkten – überwiegend in Hessen, Thüringen und Bayern. „Migros Zürich zielt auf eine signifikante Beteiligung bei Tegut ab. Das sickert bereits in Handels- und Lieferantenkreisen durch. Insider schließen eine Komplettübernahme durch Migros Zürich nicht aus“, so die LZ-Informationen.

Auch EDEKA und REWE würden TEGUT nehmen

Konkret bedeutet das: neue Inhaber und ganz sicher auch Umstrukturierungen. Wie ON aus sicherer Quelle erfuhr, soll der Verkauf auch eine Personalreduzierung – vor allem im Verwaltungsbereich – nach sich ziehen. Aus kartellrechtlicher Sicht spricht wohl nichts gegen den Einstieg von Migros bei dem Mittelständler. Ein „aktuelles Zusammenschlussvorhaben“ lag dem Bundeskartellamt am Dienstag noch nicht vor. Das sagte Pressesprecher Kay Weidner auf Nachfrage von osthessen-news.de. „Das ist aber nicht ungewöhnlich.“ Der geplante Deal stößt dagegen offenbar aber bei anderen Supermarkt-Mitbewerbern wie EDEKA und REWE auf Kritik. Die beiden hätten beim Kartellamt bereits "Alarm" geschlagen, so die LZ. Der Grund: auch sie haben Interesse an Tegut gezeigt.

Die beiden Tegut-Produktionsbetriebe Kurhessische Fleischwaren Fulda (KFF) und Herzberger Bäckerei sind vermutlich nicht von den Plänen betroffen. Beide Tegut-Töchter gehören derzeit in den Verantwortungsbereich von Senior-Chef Wolfgang Gutberlet.

Ende des Familienunternehmens?

Doch wie lange das bleibt, darauf wird sich derzeit niemand festlegen wollen. Zu konkret sind Gerüchte und Spekulationen um Zukunftspläne von Gutberlet und verschiedene andere Tochterunternehmen. Dazu gehört auch das Catering-Unternehmen "bankett", über dessen Bestand ebenso von Insidern spekuliert wird. Ganz offen wird in osthessischen Gastro-Kreisen über mögliche Aufkäufer von Maschinen, Gerätschaften und neuen Arbeitsstellen für das anerkannt hochqualifizierte Personal gesprochen.

Unter all diesen Umständen kann die Aussage von Vorstandschef Thomas Gutberlet gegenüber ON vor einigen Wochen, es werde "auf jeden Fall eine vierte Generation an der tegut-Spitze geben", nur als der Versuch "Nebelkerzen zu zünden" gewertet werden. Offenbar ist der Traum, als Familienunternehmen eine Zukunft zu haben, spätestens mit dem vollzogenen Einstieg von Migros "ausgeträumt". (Christian P. Stadtfeld / Martin Angelstein).  +++

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